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Straßenjunge schafft es auf den Roten Teppich bei den Academy Awards

Der Rote Teppich bei den Oscars wird auch für einen Straßenjungen ausgerollt
Der Rote Teppich bei den Oscars wird auch für einen Straßenjungen ausgerollt ©EPA
ein Straßenjunge aus Kabul schafft es auf den wichtigsten Roten Teppich im Filmbusiness. Fawad Mohammadi darf zu der 85. Oscarverleihung nach LA.
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Zwei Wünsche hat Fawad Mohammadi für seine Reise in die USA: Er möchte Rambo treffen und Disneyland sehen. Wer den Actionhelden darstellt, weiß er nicht, und auch von dem berühmten Vergnügungspark hat der 14-Jährige nur gehört. In seiner Heimat Afghanistan ist er Straßenhändler und verkauft in Kabul Stadtpläne, Landkarten und Sprachführer.

Aber am Sonntag, den 24. Februar wird der fröhliche Bub bei der Oscarverleihung in Los Angeles über den Roten Teppich laufen, Seite an Seite mit Hollywoodstars: Mohammadi spielt die Hauptrolle im Film “Buzkashi Boys”, der in der Kategorie “Bester Kurzfilm” nominiert ist. Der knapp 30 Minuten lange Streifen von Regisseur Sam French wird gelobt für das düstere, schöne Porträt, das er von Kabul zeichnet. Er ist Teil eines Filmprojekts in Afghanistan, das Filmemacher vor Ort ausbildet. Nach Jahrzehnten der Kriege und einem Filmverbot der Taliban von 1996 bis 2001 ist die Filmindustrie in Afghanistan klein und wenig entwickelt.

Straßenjunge bei den 85. Oscars

“Buzkashi Boys” erzählt von der Freundschaft zweier Jungen aus armen Verhältnissen und von ihrer Begeisterung für Buzkashi, einem traditionellen afghanischer Reitsport. “Der Film soll zeigen, dass Afghanistan nicht nur ein vom Krieg zerstörtes Land ist, es ist ein Land voller Geschichte und Kultur”, sagt Mohammadi. “Ich kann nicht erklären, wie sich das angefühlt hat, als ich gehört habe, dass der Film für den Oscar nominiert ist. Ich war sehr aufgeregt und mir sind Tränen übers Gesicht gelaufen”, sagt der junge Darsteller mit den strahlenden grünen Augen. “Das ist eine Chance, die Allah mir gegeben hat. Ich bin wohl der größte Glückspilz unter den Kindern, die auf der Chicken Street arbeiten.” Die berühmte Chicken Street im besseren Teil Kabuls ist voll von Läden, die Teppiche, Tücher, Edelsteine und Antiquitäten verkaufen.

Er habe schon immer daran geglaubt, dass er eines Tages reich sein werde, erzählt der 14-Jährige. Aber in einem Film zu spielen, das sei ihm nie in den Sinn gekommen. Jetzt will er Schauspieler werden – und Pilot. Auf seiner Reise in die USA sitzt er zum ersten Mal in einem Flugzeug.

Mohammadi ist der jüngste von sieben Geschwistern, sein Vater starb vor etwa fünf Jahren. “Wir wissen nicht, warum er gestorben ist, aber er hat viel gehustet.” Zwei Brüder sind bei der Polizei. Die Familie stammt aus der benachbarten Unruhe-Provinz Parwan. Er habe Angst, sein Heimatdorf zu besuchen, weil es dort zu unsicher sei, sagt Mohammadi. Nachts seien die Taliban unterwegs.

(APA)

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