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Strabag stellt wegen Covid-19 alle Baustellen in Österreich ein

Wegen Coronavirus: Strabeg stellt alle Baustellen in Österreich ein.
Wegen Coronavirus: Strabeg stellt alle Baustellen in Österreich ein. ©APA/HARALD SCHNEIDER
Die Strabag schließt in Österreich rund 1.000 Baustellen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Der Baukonzern beschäftigt allein in Österreich rund 11.000 Arbeiter.
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Österreichs größter Baukonzern, die Strabag, stellt alle österreichweit rund 1.000 Baustellen ein. Der Baubetrieb werde mit heutigem Tag geregelt eingestellt, teilte das börsenotierte Unternehmen am Mittwoch mit. "Dies gilt bis auf Weiteres, mindestens jedoch, solange die 98. Verordnung des Bundesministers für Soziales gemäß §2 des COVID-19-Maßnahmengesetzes gilt - also bis zum 22.3.2020."

Die Mitarbeiter werden "höchst vorsorglich", wie die Strabag betont, beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet - "sowohl hinsichtlich des gewerblichen Personals als auch hinsichtlich der Angestellten in Österreich". Die Strabag hat in Österreich rund 11.000 Mitarbeiter.

Coronavirus: Kein Mindestabstand auf der Baustelle

Der Mindestabstand zwischen den Bauarbeitern sei nicht gewährleistet, außerdem sei die Lieferkette nicht sichergestellt, hieß es zur Begründung. "Nach Abwägung aller Interessen und vor allem auch der gesellschaftlichen Verantwortung wegen sehen wir uns gezwungen, diesen drastischen Schritt zu setzen", sagte Strabag-Chef Thomas Birtel in der Aussendung.

Die Strabag warnt vor negativen Folgen für das Unternehmen, kann diese aber nicht beziffern: "Bei einem längeren Anhalten oder einer Verschärfung der aktuellen Situation über die kommenden Monate ist aber jedenfalls mit negativen Folgen zu rechnen. Letztlich wird sich der Effekt auf das Ergebnis und damit auf die angestrebte EBIT-Marge der börsenotierten STRABAG SE für das Geschäftsjahr 2020 erst bei einer Normalisierung der Situation genauer bestimmen lassen."

Strabag bereitet sich auf mehrwöchigen Stillstand vor

Die einzustellenden Baustellen würden gesichert und, weil nicht abschätzbar ist, wie lange dieser Ausnahmezustand tatsächlich dauert, für einen mehrwöchigen Stillstand vorbereitet. Projekte, bei denen der Mindestabstand eingehalten werden kann, sowie Projekte von übergeordnetem öffentlichem Interesse werden - im Einverständnis mit der Auftraggeberseite - eingeschränkt weitergeführt, so das Unternehmen.

Ob und inwieweit es auch in anderen Konzernländern zu temporären Baueinstellungen kommen werde, lasse sich derzeit nicht verlässlich abschätzen, erklärte der Konzern. Die Strabag ist in vielen europäischen Ländern vertreten und hat konzernweit fast 77.000 Mitarbeiter.

Auch andere Baufirmen schließen Baustellen

Nachdem die Strabag ihre Baustellen einstellt, ziehen andere Baufirmen nach. Die Entscheidungen seien branchenweit abgestimmt worden. "Wir haben ja viele Arbeitsgemeinschaften und sind daher mit den Konzernleitungen der anderen Unternehmen in Kontakt gewesen", sagte Habau-Konzernchef Hubert Wetschnig am Mittwoch zur APA. Seines Wissens nach schließen auch die anderen großen Baufirmen in Österreich ihre Baustellen.

Es habe sowohl Auftraggeber gegeben, die eine Einstellung forderten, als auch welche, die auf eine Fortführung pochten. Letztendlich hätten aber fast alle der rund 600 Baustellen der Habau-Gruppe stillgelegt werden müssen. "Einerseits weil wir das Personal nicht mehr bekommen von Zulieferern, von Firmen, die für uns arbeiten, wo die Mitarbeiter auch teilweise durch Auslandszugehörigkeiten gar nicht mehr über die Grenze gekommen sind", sagte Wetschnig. Andererseits weil auch Baumaterial nicht mehr verfügbar sei. Dringende Bauarbeiten bei ÖBB oder Asfinag sollen in Ausnahmefällen gemacht werden. "Wir sind gerne bereit, Sonderlösungen für einzelne Baustellen zu finden", so Wetschnig.

Habau setzt auf Kurzarbeit

Habau setzt auf das neue Corona-Kurzarbeitsmodell. Diese sei am Dienstag "Gott sei Dank" noch sehr gut nachverhandelt worden, sodass sie unternehmerisch vertretbar sei. "Wir werden keinen einzigen Mitarbeiter im gewerblichen Bereich kündigen", versprach Wetschnig. "Wir haben vorsorglich natürlich auch beim Frühwarnsystem Kündigungen angemeldet, weil wir nicht wussten, ob die Kurzarbeitslösung kommt, oder so verhandelt werden kann, wie sie eben dann verhandelt wurde. Wir werden diese Kündigungen nun nicht umsetzen, sondern auf das Kurzarbeitsmodell gehen", erklärte Wetschnig. Betroffen davon sind rund 2.000 Mitarbeiter der Habau-Gruppe.

Wie schwer die Folgen für Habau und die gesamte Branche sein werden, hänge davon ab, wie lange die Krise andauert. "Das kann heute wirklich niemand sagen", sagte Wetschnig. Dazu komme, dass es sein könnte, dass Kunden, etwa im Hochbau, ein Bauprojekt anders einschätzen und daher nicht fortführen. Wetschnig betonte, dass die Habau-Gruppe als Familienunternehmen sehr gesund sei und auch konservativ kalkuliere und "da gibt es keine Frist, dass wir jetzt sagen, wir halten das nur einige Monate durch", erklärte Wetschnig. "Wir haben da jetzt gar keine Sorge, dass wir Liquiditätsprobleme haben."

Nach Angaben der Wirtschaftskammer arbeiten in Österreich deutlich mehr als hunderttausend Menschen in der Baubranche. Insgesamt gibt rund 14.000 Unternehmen.

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(APA/red)

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