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Steiermark-Wahl: ÖVP greift nach der Mehrheit

Hermann Schützenhöfer will die ÖVP in der Steiermark auf Platz 1 führen.
Hermann Schützenhöfer will die ÖVP in der Steiermark auf Platz 1 führen. ©APA
Mit dem Verlust des Landeshauptmann-Sessels von 2005 bis 2015 folgte für die ÖVP in der Steiermark eine schmerzliche Zeit. Dem 2015 überraschend als Zweite von der SPÖ erhaltenen LH-Posten will man nun - mit Rückeroberung von Platz 1 - verteidigen.
Hermann Schützenhöfer (ÖVP) im Porträt

Anton Pirchegger war der Mitbegründer der ÖVP und nach dem Wahlsieg am 25. November 1945 erster gewählter Landeshauptmann. 1948 zog er sich krankheitsbedingt zurück und schlug Josef Krainer sen. als Nachfolger vor - der dann eine ganze Arä prägte. Der frühere Landarbeiter und Landesfürst empfing sogar Queen Elisabeth und Sowjet-Parteichef Nikita Chruschtschow mit spitzbübischer Grandezza. Fünfmal im Amt bestätigt, gestaltete er gemeinsam mit Weggefährten wie Hanns Koren das Bild einer weltoffenen und modernen steirischen VP. In seine Zeit fiel u.a. die groß angelegte Gemeindefusion von 1967 bis 1969.

1971 starb Krainer - und empfahl Friedrich Niederl als Nachfolger. Dieser führte die ÖVP 1974 auf ihren bisherigen Spitzenwert von 53,2 Prozent. 1980 wurde "Joschi" Krainer jun. Landeschef. Der in Italien und den USA ausgebildete Krainer-Sohn und Freund von Arnold Schwarzenegger schaffte den Spagat zwischen Weltbürger und "Steirabua" - und ärgerte in guter Tradition weiter die Wiener, etwa mit dem "Anti-Draken"-Volksbegehren. Doch die Ära der Landesfürsten ging zu Ende - 1995 verlor die ÖVP nach einem unglücklichen Wahlkampf beinahe die Mehrheit an die SPÖ.

Mit Waltraud Klasnic gelang der Neustart. Aus einfachsten Verhältnissen stammend, schaffte sie es mit Fleiß und Engagement die Rolle der "Landesmutter" auszufüllen. 2000 erzielte sie mit elf Prozentpunkten (auf 47 Prozent) den (erst 2015 von der FPÖ eingestellten) Zuwachsrekord im Lande. Aber innerparteiliche Streitereien von Hoffnungsträgern wie Gerhard Hirschmann und Herbert Paierl und damit einhergehende Skandale wie EStAG und Herberstein kosteten sie 2005 die Mehrheit.

ÖVP verlor Platz 1 and ie SPÖ

Obwohl die SPÖ schon 1953 in Stimmen (nicht in Mandaten) einmal leicht vorne lag, war es für die steirische Volkspartei damals undenkbar, dass man jemals Platz 1 verlieren könnte. Als es 2005 passierte, glaubte man an eine Art Betriebsunfall, der sich bei der nächsten Wahl schon wieder einrenken würde. Es folgten fünf gehässige Jahre zwischen Schwarz und Rot.

Mit dem ÖAAB-Mann Hermann Schützenhöfer - ein klassischer Großkoalitionär - schaffte es die steirische ÖVP, wieder Tritt zu fassen. Außer ihm wollte nach Klasnics Abgang kaum einer als Parteiobmann den schweren Gang in die zweite Reihe antreten. Schützenhöfer schaffte die Konsolidierung, aber mit einem teuren, verpatzten Wahlkampf gegen die Voves-SPÖ blieb man 2010 dennoch knapp Zweiter.

Angesichts herber Verluste - vor allem an die FPÖ - kam man zur Besinnung. Ab 2010 wurden im Rahmen der "Reformpartnerschaft" mit der SPÖ Reparaturarbeiten an Baugruben geleistet, die man vorher mutwillig aufgerissen hatte - Stichwort Budget und explodierende Kosten. Die Gemeindefusionen erregten österreichweit Aufsehen.

Die tiefgreifenden Reformen wurden der Regierung jedoch nicht gedankt, im Gegenteil: Auch die Landtagswahl 2015 brachte der ÖVP - wie auch der SPÖ - wieder herbe Verluste. Voves trat zurück und machte seinen zum Freund gewordenen Stellvertreter Schützenhöfer überraschend zum Landeshauptmann.

Die ÖVP greift in der Steiermark nach Platz 1

Die "Reformpartnerschaft" wurde zur "Zukunftspartnerschaft" - war aber zunehmend mit weniger Leben erfüllt als die Vorgängerin. Schützenhöfer wuchs im selben Ausmaß in die Rolle des Landesvaters hinein wie sich seine ÖVP von der SPÖ entfremdete. Bei einer obersteirischen Volksbefragung zum Thema Leitspital Liezen - ein Kernstück der Zukunftspartnerschaft - oder bei der Schneekrise Anfang 2019 wurden die Verwerfungen stark spürbar.

Im September ergriff Schützenhöfer angesichts guter Umfragewerte und der Bundessituation mit dem alles überstrahlenden Sebastian Kurz die Gelegenheit. Er überrumpelte mit einem von der FPÖ übernommen Neuwahlantrag den roten Partner - nun segelt man auf dem Kurs, den LH-Sessel aus eigener Kraft zu halten.

(APA/Red)

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