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Steiermark-Wahl: Hermann Schützenhöfer (ÖVP) im Porträt

Hermann Schützenhöfer ist der steirische ÖVP-Spitzenkandidat.
Hermann Schützenhöfer ist der steirische ÖVP-Spitzenkandidat. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Hermann Schützenhöfer ist vermutlich der erfahrenste aktive Politiker. Nachdem er mit der ÖVP 2015 Zweiter wurde, will er bei der kommenden Landtagswahl die ÖVP auf Platz Eins sehen.
Spitzenkandidaten im Kurzporträt

Er ist einer der erfahrensten steirischen Politiker, wenn nicht gar der erfahrenste aktive: ÖVP-Chef und LH Hermann Schützenhöfer. Die Führungsposition hatte er nie mit aller Macht angestrebt, aber da sich nun auch aufgrund des überregionalen ÖVP-Hochs die Gelegenheit bot, griff er zu und zog die Landtagswahl vor. Der 2015 Zweitplatzierte will nun auch offiziell Erster für seine Partei werden.

ÖVP-Obmann erhielt 2015 den LH-Sessel

Schützenhöfer gelang 2015 - mit tatkräftiger Mithilfe seines Freundes und SPÖ-LH Franz Voves, der seiner Partei offenbar wenig zutraute - was das Wahlergebnis nicht hergegeben hatte: Er wurde LH, nach zehn Jahren war die Grüne Mark wieder schwarz regiert. Es war wohl eine späte Genugtuung für einen, der den Verlust des LH-Sessels 2005 miterleben musste und sich dann abstrampelte, um die steirische Volkspartei wieder auf Kurs zu bringen.

Schützenhöfer konnte nach der gelungenen Gemeinderatswahl im März 2015 - die SPÖ legte vor allem in ihren Hochburgen so viel ab wie der ÖVP nach den Gemeindefusionen prognostiziert worden war - auf Aufschwung hoffen. Als erfahrener Politiker beging er aber nicht den Fehler von zu viel Optimismus - in einer ähnlichen Situation war die Volkspartei auch im Jahr 2010 und damals reichte es auch nicht für den ersten Platz. Dennoch blieben er und seine Partei Zweite hinter der SPÖ - wieder knapp wie schon 2010: die SPÖ mit 29,29 Prozent, die ÖVP mit 28,45 Prozent.

Hermann Schützenhöfer: Bisherige (Berufs-)Laufbahn

Schützenhöfer - in der Landesregierung bis dahin zuständig für Personal, Tourismus, Volkskultur und Gemeinden - wurde am 29. Februar 1952 in Edlitz (NÖ-Bezirk Neunkirchen) geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre im oststeirischen Kirchbach kam er über die JVP in die Politik, 1971 wurde er deren Landessekretär und 1976 Landesobmann. Der weitere Weg von Schützenhöfer ist eng mit dem ÖAAB verbunden: 1978 bis 1981 war er Landessekretär, 1991 wurde er geschäftsführender Obmann und 1995 Landesobmann. Hier erfuhr er nach eigenen Angaben u.a. auch seinen prägenden Kompass bis heute, die katholische Soziallehre.

Im Juni 1981 zog Schützenhöfer in den Landtag ein, 1993 wurde er Klubobmann - als Vorgänger von Reinhold Lopatka. 2000 erhielt er den der SPÖ abgenommenen Regierungssitz mit Zuständigkeit für Personal, Jugend, Pflichtschulen und Wohnbau. Mit dem Ausscheiden von Gerhard Hirschmann 2003 bekam er Sport und Tourismus dazu und gab Jugend, Schulen und Wohnbau ab.

Schützenhöfer gilt als Kosnenspolitiker mit "Handschlagqualität"

Schützenhöfer gilt als Konsenspolitiker im Sinne der Sozialpartnerschaft. Besondere Verdienste erwarb er sich im zeitgemäßen Umbau des Pensions- und Gehaltssystems für Landesbedienstete. Sein frühes Eintreten für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften deklarierte liberales Denken. Seine Reden und Ansprachen setzen sich aus immer ähnlichen, wenn auch vielen Textbausteinen zusammen - darin ist er seinem Förderer, dem früheren ÖVP-Landtagspräsidenten Franz Wegart nicht unähnlich. Aber ein für alle erheiterndes Scherzchen gelingt dem dann verschmitzt lächelnden LH und Weinliebhaber immer.

Als enger Freund litt Schützenhöfer unter Gerhard Hirschmanns geräuschvoller Ablösung von der Partei, die nach fast einhelliger Meinung in der ÖVP Waltraud Klasnic die Wiederwahl kostete. Die Erschütterung bei Hirschmanns kürzlichem Tod war Schützenhöfer anzumerken. Der sachkundige, bisweilen harte Politiker stand stets loyal hinter seiner Vorgängerin Klasnic an der Parteispitze. Selbst Franz Voves lobte in den ersten Jahren der Legislaturperiode 2005-2010 Schützenhöfers "Handschlagqualität", bevor es zum großen Krach über das Budget kam. Erst danach, von 2010 bis 2015, wurde die "Reformpartnerschaft" mit der SPÖ ins Leben gerufen.

Landtagswahl wird der ÖVP wahrscheinlich die Mehrheit bringen

Die funktionierte aufgrund der entstandenen Freundschaft zwischen Voves und ihm ganz gut - vielleicht zu gut für den Geschmack vieler steirischer Sozialdemokraten. Deren scheidender Chef Voves übergab "dem Hermann" den LH-Sessel - ein Danaer-Geschenk aus Sicht des jungen Voves-Nachfolgers Michael Schickhofer. Bei der Pressekonferenz im September 2019, bei der Schützenhöfer den Neuwahlbeschluss verkündete, war dem alten Politfuchs selbst offenbar nicht ganz wohl - schließlich geht dieser höchstwahrscheinlich zulasten der SPÖ beim Wahlergebnis. Prompt beklagte Schickhofer die "fehlende Handschlagqualität Schützenhöfers". Und ganz im Sinne seines Freundes Voves war es wohl auch nicht. Doch wird es wahrscheinlich die Mehrheit für die ÖVP bringen, deren Obmann Schützenhöfer schließlich ist.

(APA/Red)

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