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Stadt-RH-Bericht: Corona zeigte Defizite in Wiener Notaufnahmen auf

In den Notaufnahmen herrschen teils Zustände, die sich in einer Pandemie als unzureichend erweisen
In den Notaufnahmen herrschen teils Zustände, die sich in einer Pandemie als unzureichend erweisen ©APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich (Sujet)
Die letzten Monate haben es gezeigt: Die Zentralen Notaufnahmen (ZNA) in den städtischen Spitälern in Wien waren nicht wirklich gut auf eine Pandemie vorbereitet.
Steigende Spitalszahlen erwartet
Fast nur Ungeimpfte auf Internsivstationen

Das geht aus einem Stadtrechnungshof-Bericht hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um die erste Prüfung, die während der Coronapandemie durchgeführt wurde. Entdeckt wurden Mängel in der räumlichen Ausgestaltung, in der Ausstattung und bei den Abläufen.

Stadt-RH-Prüfung: Hygienebestimmungen standen eigentlich im Fokus

Ziel der Prüfung sei es gewesen, die Hygienebestimmungen in den Zentralen Notaufnahmen der Kliniken des Gesundheitsverbundes zu begutachten, heißt es. Besonderes Augenmerk wurde demnach auf die Prävention der Übertragung von Krankheiten gelegt.

Prompt ergab sich während des Prüfungszeitraums mit der Pandemie ein Anlassfall, der sämtliche bisher da gewesenen Dimensionen sprengte. Maßnahmen zur Prävention einer Ansteckung mit Covid-19 wurden somit in die Prüfung einbezogen. Allerdings wurde die Prüfung auch mehrere Monate ausgesetzt, um das Spitalspersonal nicht noch zusätzlich zu belasten, wie hervorgehoben wurde.

Zentrale Notaufnahme: Erste Anlaufstelle für Notfälle, soll Fachambulanzen entlasten

In einer Zentralen Notaufnahme werden die weiteren Entscheidungen über die medizinischen Behandlungen getroffen. Sie ist die erste Anlaufstelle für Notfälle. Sie soll, so wird betont, nicht zuletzt die Fachambulanzen entlasten. "Auch aus Sicht der Krankenhaushygiene kommt der ZNA eine zentrale Bedeutung zu, da sie eine Eintrittspforte für Krankheitserreger ins Spital darstellen kann. Demzufolge ist das Hygienemanagement ein wesentlicher Bestandteil aller Managementprozesse der ZNA", heißt es. Verwiesen wurde auch darauf, dass mit der Pandemie neue Bestimmungen erlassen wurden, die den Zutritt zu Spitälern deutlich einschränkten.

Stadt-RH beurteilt Zustände als "nicht überall optimal"

Die Ausstattung und räumliche Aufteilung der Aufnahmen ist laut Stadt-RH aber nicht überall optimal. "Beispielsweise wies die ZNA der Klinik Hietzing nur einen Untersuchungsraum mit beengten Untersuchungskojen, einen kleinen neurologischen Untersuchungsraum und einen Schockraum auf. Schon allein aufgrund dieser räumlichen Situation war hier die Übernahme von allen Notfällen, für die eine ZNA vorgesehen war, nicht möglich."

Mängel in der Notaufnahme führten offenbar auch zu komplexen Abläufen. "In der neu errichteten und im Jahr 2019 eröffneten ZNA der Klinik Landstraße war beispielsweise kein Schockraum vorhanden. Das Personal der Rettungsdienste musste daher in eindeutigen Fällen und bei Verfügbarkeit eines Intensivbetts die Notfallpatientinnen bzw. Notfallpatienten in den Intensivbereich des 12. Stocks bringen. In anderen Fällen war es auch möglich, dass das Intensivteam vom 12. Stock in die ZNA kam." Derartige Abläufe, so zeigte sich der Stadtrechnungshof überzeugt, würden zeitliche und personelle Ressourcen verbrauchen. Eine "normale" Bettenstation für die Notaufnahme stand übrigens ebenfalls zur Verfügung - im 6. Stock.

Kritik: Teils keine Kooperationsvereinbarungen mit den jeweiligen Fachabteilungen

Bekrittelt wurde auch, dass einige Notaufnahmen über keine Kooperationsvereinbarungen mit den jeweiligen Fachabteilungen verfügten. "Der Stadtrechnungshof Wien empfahl dem Gesundheitsverbund, in allen Kliniken Kooperationsvereinbarungen zwischen ZNA und den Fachabteilungen zu etablieren. In diesen wären u.a. die Übernahme von stationär aufzunehmenden Patientinnen und Patienten aus der ZNA sowie die Abläufe bei der Anforderung von Konsiliarärztinnen und Konsiliarärzten durch die ZNA festzuschreiben", wird im Bericht festgehalten.

Notaufnahmen auf Epidemien/Pandemien nicht vorbereitet

Definitiv nicht ausreichend vorbereiten waren die Notaufnahmen auf Epidemien - oder gar Pandemien. Die Raumstruktur sei nirgends dafür geeignet gewesen, wurde festgestellt. Schon bei Grippeepidemien sei man zum Teil an die Grenzen gelangt. "Meist war nur ein Zugang zur ZNA, der zum Aufnahmeschalter bzw. zur Ersteinschätzung führte, vorhanden. In keiner ZNA waren für selbstkommende Personen mit Anzeichen einer ansteckenden Krankheit gesonderte Bereiche vorgesehen."

Hinsichtlich der vorhandenen räumlichen Gegebenheiten fehlten laut Bericht etwa Möglichkeiten, um im Bedarfsfall kurzfristig getrennte Wartebereiche für infektiöse und nicht infektiöse Personen zu schaffen. Auch Isolierbereiche fehlten, Patientenströme kreuzten sich zudem mitunter. "In einigen ZNAs fehlten ausreichende Lagerkapazitäten für Medizinprodukte und Schutzausrüstungen. Vielfach war der Platz zum korrekten Anlegen der Schutzausrüstung vor dem Betreten des 'infektiösen Bereichs' sehr beschränkt, vielfach wurden Teile von Gängen dafür umfunktioniert." Der Stadt-RH empfahl, nach der Pandemie entsprechende Planungen einzuleiten, um hier Verbesserungen vorzunehmen.

Bericht zum Thema Wartezeiten

Auch zum Thema Wartezeiten - etwa auf Operationen - wurde ein Bericht veröffentlicht. In diesem sind allerdings Daten aus der Zeit vor Corona verarbeitet worden, als Debatten um Triagen und die Verschiebung von planbaren Eingriffen noch kein Thema waren. Zwar gab es hier zum Teil Rückgänge bei der Wartedauer, in einigen Abteilungen wurden aber auch längere Wartezeiten festgestellt. Prinzipiell wurde beklagt, dass elektronische Planungssysteme nicht durchgängig aktualisiert waren und es daher nicht einfach war, die Vergleichswerte zu erhalten.

Auch die Auslastung der OP-Säle wurde unter die Lupe genommen. In den Wiener Städtischen Krankenhäusern lag diese im Jahr 2017 im Durchschnitt bei 60,7 Prozent und erhöhte sich laut Bericht im Jahr 2019 auf 61,6 Prozent. Jedoch wurden zum Teil deutliche Unterschiede in den Krankenanstalten des Gesundheitsverbunds geortet.

Ein weiterer Prüfbericht beschäftigte sich mit der Verwaltungsstruktur des Allgemeinen Krankenhauses (AKH). Dabei fiel unter anderem auf, dass eine wichtige Führungskraft nur mittels freiem Dienstvertrag beschäftigt war. Doch nicht nur diese Konstruktion sorgte für Staunen. Auch die verrechneten Honorare waren laut Stadt-RH "bemerkenswert" üppig - nämlich nicht nur viel höher als Gehälter von vergleichbaren angestellten Chefitäten, sondern auch "deutlich" höher als der Bezug des Wiener Bürgermeisters, der mehr als 18.000 Euro erhält.

(APA/Red)

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