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Sommertourismus litt unter Coronakrise: Stärkster Einbruch in Wien

Im Sommer 2020 blieben in Österreich viele Zimmer frei.
Im Sommer 2020 blieben in Österreich viele Zimmer frei. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Die österreichischen Tourismusbetriebe haben im Sommer stark unter der Coronakrise gelitten. Die stärksten Umsatzeinbrüche gab es in Wien. Für den Winter könne keine seriöse Prognose abgegeben werden.

Die Coronakrise hat die Umsätze der Tourismusbetriebe in Österreich stark einbrechen lassen. Die Tourismuseinnahmen gingen von Mai bis August laut einer aktuellen Wifo-Schätzung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nominell 31,7 Prozent auf 7,22 Mrd. Euro zurück. Den stärksten Umsatzrückgang gab es in Wien (- 81,1 Prozent), den niedrigsten in Kärnten (- 13,7 Prozent). Bundesländer mit vielen inländischen Gästen kamen laut Wifo "vergleichsweise glimpflich davon".

Österreicher machten 2020 häufiger Inlandsurlaub

Aufgrund der Coronapandemie verreisten die Österreicher heuer deutlich häufiger im eigenen Land als 2019. Einen verhältnismäßigen niedrigen Rückgang bei den Tourismuseinnahmen von Mai bis September verzeichneten ebenfalls die Steiermark (-17,4 Prozent) und das Burgenland (-18,4 Prozent). Die Umsatzeinbußen Tirols und Vorarlbergs beliefen sich trotz starker Abhängigkeit von ausländischen Herkunftsländern (Nächtigungsanteil 85,8 Prozent bzw. 84,0 Prozent) dagegen "nur" auf rund ein Viertel, schreibt das Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seiner aktuellen Analyse.

In Nieder- und Oberösterreich ging die Zahl der ausländischen und inländischen Gäste deutlich zurück, die Umsätze verringerten sich um 39,2 Prozent bzw. 31,3 Prozent. In Salzburg brachen die Übernachtungen von ausländischen Gästen ein, das Geschäft mit inländischen Gästen blieb stabil. Unter dem Strich verzeichnete Salzburg einen Tourismus-Einnahmeneinbruch von rund einem Drittel.

In der bisherigen Sommer-Saison gab es 43,2 Prozent weniger Ankünfte und 33 Prozent weniger Übernachtungen als 2019. Im Vergleich zu Mai und Juni (Gästeankünfte -73,7 Prozent, Übernachtungen -70 Prozent) fiel der Rückgang in der Sommer-Hauptsaison aber deutlich niedriger aus (Juli und August: Ankünfte -23 Prozent, Nächtigungen -14 Prozent). Gegenüber 2019 verschob sich die Gewichtung der Herkunftsländer merkbar. Stammten im Vorjahr noch 70,1 Prozent der österreichweiten Nächtigungen von Mai bis August von internationalen Gästen, lag dieser Anteil 2020 laut Wifo 10 Prozentpunkte niedriger.

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Worst-Case-Szenario: 50 Prozent weniger Übernachtungen im Winter

"Eine seriöse Prognose" für die kommende Wintersaison (November 2020 bis April 2021) ist laut dem Wifo-Tourismusexperten Oliver Fritz "aufgrund der vielen Unsicherheiten nicht möglich". In einem absoluten "Worst-Case"-Szenario könnte im Vergleich zur Wintersaison 2019/20 die Zahl der Nächtigungen um bis zu 50 Prozent zurückgehen, so der Wifo-Ökonom. In einem optimistischeren Szenario mit einer Stabilisierung bzw. einem Rückgang der Corona-Infektionszahlen und der Aufhebung aller Reisewarnungen könnte das Niveau der im März abgebrochenen Wintersaison 2019/20 erreicht werden.

"Um das denkbar schlechteste Szenario zu verhindern, müssen alle erdenklichen Anstrengungen unternommen werden, um die Infektionszahlen in Österreich zu senken", so Wifo-Ökonom Fritz. Außerdem müssten für den alpinen Wintertourismus überzeugende Konzepte für die Prävention und das Vorgehen bei dem sehr wahrscheinlichen Auftreten von Infektionsfällen ausgearbeitet werden.

Hoteliervereinigung fordert "dringende Akutmaßnahmen"

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) drängt angesichts des coronabedingten Umsatzrückgangs im Tourismus auf "dringende Akutmaßnahmen", damit die Betriebe über die nächsten Monate kommen. "Das angekündigte Hilfspaket für die Stadthotellerie muss jetzt umgesetzt werden, um Arbeitsplätze zu retten", so ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer am Dienstag in einer Aussendung.

Außerdem brauche es Sofortlösungen beim Fixkostenzuschuss 2 und das angekündigte Kreditmoratorium. "Die Seminar-, Kongress und Stadthotellerie ist schon vor einem halben Jahr vollständig zum Erliegen gekommen und keine Besserung ist in Sicht", sagte Gratzer.

FPÖ: Zahlen seien "erschreckend"

Für FPÖ-Tourismussprecher Gerald Hauser sind die Zahlen der Wifo-Tourismusanalyse "erschreckend". Die FPÖ werde im kommenden Tourismusausschuss des Parlaments einen Antrag stellen, "dass den Betrieben die Unkosten und die Schäden, die durch die verschärften Maßnahmen der Regierung - wie etwa wegen der Sperrstundenvorverlegung - entstanden sind, voll und ganz ersetzt werden". Die Tourismussprecherin der Grünen, Barbara Neßler, sieht vor allem Handlungsbedarf beim Städtetourismus und den davon abhängigen Wirtschaftszweigen. "Wir werden dazu am Donnerstag im Tourismusausschuss ein Förderungspaket für die Veranstaltungs- und Kongressindustrie beschließen", so Neßler.

Die Hoteliervereinigung fordert neben der finanziellen Absicherung weitere Schritte zur Corona-Eindämmung und deren Folgeschäden wie behördlich akzeptierte Schnelltests, ein österreichweites Konzept für elektronisches "Contact Tracing" und die konsequente Umsetzung der Corona-Ampel. Außerdem müsse es eine Kampagne geben, dass Skifahren, Hotelaufenthalte und Seminare unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln unbedenklich seien. "Wir müssen raus aus dem Panikmodus hinein in ein effektives Krisenmanagement samt verantwortungsvollem Umgang mit Corona", so der ÖHV-Generalsekretär.

(APA/Red)

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