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So hoch lag der Bierausstoß von Österreichs Brauereien

Der Bierausstoß der österreichischen Brauereien hat sich nach oben entwickelt.
Der Bierausstoß der österreichischen Brauereien hat sich nach oben entwickelt. ©APA/dpa/Peter Kneffel (Symbolbild)
Der Bierausstoß der österreichischen Brauereien ist letztes Jahr nach oben gegangen.

Gastronomie und Tourismus sind wegen der Pandemie monatelang als Verkaufsweg für Bier ausgetrocknet. Reichlich von dem Gerstensaft getrunken wurde trotzdem. "Den Brauereien ist es gelungen, die coronabedingte Durststrecke zu meistern und den Absatz zu stabilisieren, es ist zu keinen Kündigungen gekommen, wir haben die Kurzarbeit genützt - das hat uns in der Zeit sehr geholfen", zog der Obmann des Verbands der Brauereien Österreichs, Siegfried Menz, am Dienstag Bilanz.

Russland war Thema

Davor würdigte Menz "die unglaublich hohe Zivilcourage" der ukrainischen Bevölkerung gegenüber dem Angriff Russlands unter Präsident Wladimir Putin. "Wir verabscheuen diesen gnadenlosen, brutalen Einmarsch", betonte der Verbandschef. Der Vorstoß Russlands in die Ukraine versetze "fast in Schockstarre".

Diese veränderte geopolitische Situation - zusätzlich zur Pandemie - werde wirtschaftlich auch mit Einbußen für die Brauwirtschaft einhergehen, so Menz mit Blick auf steigende Energiepreise. Die heimische Industrie insgesamt sei zum einen zu 80 Prozent mit russischem Gas versorgt und zum anderen stark exportorientiert. "Es wird sich zu einem gewissen Anteil auf das BIP auswirken", erwartet der Verbandsobmann gebremstes Wirtschaftswachstum. Der Gaspreis habe sich bereits in den vergangenen Monaten fast versechs- oder versiebenfacht. Und Menz geht davon aus, dass fast alle in seiner Branche Gas als Energiequelle haben. Viele hätten auch Anteile erneuerbarer Energie, hätten in Photovoltaik investiert. "Es werden so ziemlich alle Gas verwenden - zum einen fürs Brauen, zum anderen fürs Heizen. Wir brauchen Strom und wir brauchen Gas."

Brauer nicht von Ukraine abhängig

Unabhängig seien die Brauer hingegen von der Ukraine als "Kornkammer Europas". "Unsere Rohstoffen haben wir ausreichend vor Ort - wir sind nicht auf Braugerste aus der Ukraine angewiesen", so Menz. "Soviel ich weiß, ist ausschließlich österreichischen Getreide in unserem Bier drinnen." Es gebe genügend große Betriebe, die diesen Rohstoff von dort brauchten. "Aber nicht in unserem Land."

In welchem Umfang sich die derzeitige Lage auf steigende Bierpreise auswirkt, konkretisierte der Verbandschef nicht. Das hänge des Weiteren auch von den kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen ab. Und auch die Veränderung der Energiepreise und der Papier- und Verpackungspreise sei noch nicht bekannt. "Was das in Summe heißt, wissen wir noch nicht", so der Obmann. "Derzeit sind wir bemüht, normale Verhältnisse wieder zurückzubekommen."

Lager- und Märzenbier als Nummer 1

Das in Österreich gebraute Bier wird hauptsächlich im eigenen Land getrunken. "Die wichtigste Sorte bleibt das Lager- und Märzenbier mit einem Anteil von 70 Prozent", berichtete der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger. "Das ist das beliebteste Bier in Österreich." Leichte Zuwächse gegenüber dem Jahr davor habe es 2021 bei alkoholfreiem Bier gegeben, allerdings sei hier 2020 schwächer als 2019 gewesen. Deutlich rückläufig gegenüber dem Vorjahr entwickelten sich 2021 Weizenbier, Spezialbier und Pilsbier.

Insgesamt erhöhte sich der Bierausstoß der rund 324 heimischen Brauereien im zweiten Coronajahr um 3 Prozent auf rund 9,9 Millionen Hektoliter. Das entspricht rund 1,98 Milliarden Krügel Bier. Der Großteil davon - 8,342 Millionen Hektoliter - wurde im Inland abgesetzt (plus 1 Prozent). Der Export habe sich positiv entwickelt und ein Volumen von rund 1,51 Millionen Hektoliter erreicht.

Bierkonsum

"Der Bierkonsum hat sich also stabilisiert, wobei sich die Absatzwege verschoben haben", erklärte Menz. Vor Corona, 2019, wurden rund zwei Drittel im Lebensmittelhandel verkauft und ein Drittel in der Gastronomie, 2021 waren es 80 Prozent im Handel und nur noch 20 Prozent in Lokalen. "Was uns besonders schmerzt ist, dass die Gastronomie eine Unmenge an Verlusten hinnehmen muss", betonte der Verbandschef. Die Branche habe fast 50 Prozent des Jahres behördliche Schließung zu überwinden gehabt. Der Handel habe den Absatz zwar stabilisiert. "Aber es fehlt uns die Gastronomie - es ist das, was wir brauchen."

Abzulesen ist der Ausfall der Gastro- und Veranstaltungsschiene am massiven Einbruch bei Fassbier: "2019 haben wir circa 2 Millionen Hektoliter Fassbier verkauft - das hat sich halbiert, von 2 auf 1 Million", verdeutlichte Menz. 2021 sei der Absatz hier gegenüber dem pandemiebedingt bereits schwachen Jahr 2020 nochmals um 15 Prozent oder knapp 145.000 Hektoliter zurückgegangen. Betroffen seien vor allem die kleineren Brauereien, für die Gastronomie und Veranstaltungen einen Hauptabsatzweg darstellten.

Die fehlenden Mengen in der Gastronomie bereiteten der Branche "Kopfzerbrechen". Dem Jahr 2022 sehen die Brauer wegen der angespannten Wirtschaftslage und den kriegerischen Handlungen in Europa nur "mit sehr vorsichtigem Optimismus" entgegen. "Ganz abgesehen davon, dass wir wissen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist."

(APA/Red)

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