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Sinovac-Impfstoff schützt gegen brasilianische Mutation

Studiendaten zum Sinovac-Impfstoff.
Studiendaten zum Sinovac-Impfstoff. ©APA/AFP
Der Coronavirus-Totimpfstoff des chinesischen Biotech-Unternehmens Sinovac schützt offenbar auch gegen die gefährliche brasilianische P.1.-Virus-Mutation.

Das geht aus einer neuen Studie aus Manaus (Brasilien) hervor. Die Vakzine besteht aus inaktivierten "Wuhan"-Viren, was für eine breite Wirksamkeit spricht. In Brasilien erkrankten viele Menschen trotz überstandener Erstinfektion mit SARS-CoV-2 ein zweites Mal an Covid-19 durch die P.1-Virusvariante.

Wissenschaftliche Studie zu Sinovac-Impfstoff

Die wissenschaftliche Studie von Julio Croda von der Forschungsstiftung Oswaldo Cruz in Rio de Janeiro ist via Preprint Server (medRxiv) und noch ohne Peer-Review erschienen. Es handelt sich um eine Untersuchung rund um den aktuellen Pandemie-Krisenfall in Manaus.

Der Hintergrund, wie das deutsche Ärzteblatt jetzt ausführte: "Die 2,2-Millionenstadt im Amazonasbecken hatte bereits während der ersten Welle im Frühjahr 2020 extrem hohe Infektionszahlen. Im Spätsommer hatten nach einer Seroprävalenzstudie (Antikörpertests auf überstandene Infektion; Anm.) 76 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen SARS-CoV-2. Trotzdem kam es im Winter erneut zu einer schweren Erkrankungswelle."

Studie zu P.1.-Mutante

Verursacht wurde diese zweite Pandemie-Welle durch die sogenannte brasilianische SARS-CoV-2-Mutante P.1. Rund 75 Prozent der Menschen, die im Winter 2020/2021 in der Millionenstadt im Amazonasbecken Covid-19-krank wurden, hatten sich mit dieser Virusvariante angestellt. Offenbar sind Personen, welche eine Infektion mit dem "Wildtyp"-Virus (Wuhan) überstanden haben, gegen P.1 nicht ausreichend geschützt. Große Befürchtungen zum möglichen Einschleppen der Mutation gibt es derzeit beispielsweise in Portugal wegen der vielen Verbindungen zu Brasilien.

In Manaus reagierten die Gesundheitsbehörden ab Anfang dieses Jahres auf die neue Herausforderung. Am 19. Jänner wurde in der Stadt mit einer Impfkampagne begonnen. Die Angehörigen des Gesundheitswesens erhielten dabei zu über 97 Prozent den chinesischen CoronaVac-Impfstoff von Sinovac. Fast 47.000 der im Gesundheitswesen Tätigen bekamen bis zum 25. März dieses Jahres zumindest eine Dosis der Vakzine. Sie enthält inaktivierte Viren, ist also ein sogenannter Totimpfstoff.

Totimpfstoffe unter der Lupe

Im Zuge der im historischen Vergleich rasend schnellen Entwicklung von Vakzinen gegen Covid-19 standen bisher die mRNA- und Vektorimpfstoffe im Mittelpunkt. Doch die Totimpfstoffe sind mit ihrer älteren Technologie - sie basieren eben auf inaktivierten SARS-CoV-2-Erregern, die in Zellkulturen gezüchtet werden - offenbar nicht 'out'.

Die brasilianischen Wissenchafter verbanden die Impfkampagne mit ihrer wissenschaftlichen Studie. Das Team verglich dabei 393 Paare von Personen, von denen jeweils einer an Covid-19 erkrankt war, der andere aber nicht. Aus dem Anteil der Geimpften in beiden Gruppen konnte die Wirksamkeit abgeschätzt werden. Die Ergebnisse waren gut: Ab dem Tag 14 nach der ersten Impfdosis zeigte sich eine Schutzrate gegen eine Covid-19-Erkrankung von 49,6 Prozent. Das spricht für eine erhebliche Kreuz-Immunität, die durch die Totvakzine mit "Wuhan"-Viren ausgelöst wird. Immerhin wurde in den klinischen Studien mit mRNA-Vakzinen gegen die chinesischen Wildtyp-Erreger nach der ersten Teilimpfung auch "nur" eine Schutzrate von um die 60 Prozent festgestellt.

Sinovac: Keine Informationen zu Impfschutz nach zweiter Teilimpfung

Informationen über einen weiteren Anstieg der Schutzrate nach der zweiten Teilimpfung mit dem Impfstoff von Sinovac liegen nicht vor. Dafür ist die Zeit noch zu kurz.

Die Frage ist, ob nicht Totimpfstoffe eher zu einem breiteren Impfschutz führen können. Sie enthalten im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen ganze Viruspartikel und sind zumeist mit einem zusätzlichen Adjuvans versehen. mRNA-Impfstoffe und Vektorvakzine führen ausschließlich zu einer Immunreaktion gegen das S-(Spike-)Protein der SARS-CoV-2-Erreger. Ganze Viruspartikel weisen hingegen auch noch andere Antigene auf.

(APA/Red)

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