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Sicherem Gastod entronnen

Das Ereignis hat bei Dr. Stefan Walter emotionale Spuren hinterlassen. „Ich habe so etwas noch nie erlebt“, schildert er im „VN“-Gespräch noch sichtlich bewegt den letztlich dramatischen Einsatz in Gisingen.

Auch Corinna Bertschler und Andreas Mattle wissen: „Wir hatten einige Schutzengel.“ Wie die „VN“ berichteten, konnten die 18-Jährige und ihr um zwei Jahre ältere Freund in letzter Minute vor dem Erstickungstod bewahrt werden. Aus einem defekten Kachelofen, neben dem das Paar schlief, war Kohlenmonoxid ausgeströmt. Ein Gas, das man weder riecht noch spürt. „Selbst ein Arzt hat keine Chance, eine solche Vergiftung zu erkennen“, sagt Walter. Die Diagnose ist auch deshalb schwierig, weil Betroffene nicht wie bei Sauerstoffmangel blau anlaufen, sondern aussehen wie das blühende Leben. „Eine besondere Tücke“, bestätigt Prof. Heinz Drexel, Leiter der Internen Abteilung am LKH Feldkirch. Die Opfer ersticken innerlich, weil der Blutfarbstoff das Kohlenmonoxyd bindet und so eine Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff verhindert.

Dramatische Szenen

Doch eigentlich wurde das Notarztteam zu einem Kollaps nach Feldkirch-Gisingen gerufen. In der völlig überhitzten Wohnung fanden die Helfer das Paar, das „einigermaßen erholt aussah“. Umso dramatischer die Szenen, die sich vorher abgespielten hatten.

Andreas Mattle war aufgestanden, weil er sich schwindlig fühlte. „Auf dem Weg zum Badezimmer ist er dann zusammengebrochen“, so der Notarzt. Seine Freundin erwachte, wollte helfen. Doch auch sie wurde bewusstlos. Wenig später kam der Freund zu sich. Als er Corinna reglos am Boden liegen sah alarmierte er den Notarzt. Notarzt Stefan Walter überlegte, welche Krankheiten in Frage kommen könnten. Aufgrund der Symptome zog er eine Lebensmittelvergiftung in Betracht. Doch die Untersuchung der Patienten ergab keine auffälligen Befunde. Walter wollte den Krankenwagen schon wieder zurückschicken als er selbst einen Schwindelanfall bekam. „Da machte es bei mir Klick“, sagt der Notarzt.

Kohlenmonoxid

Die jungen Leute wurden sofort ins Krankenhaus befördert. „Hätten wir sie dort gelassen, wären sie jetzt mit Sicherheit tot“, so Dr. Walter. Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass bereits 35 Prozent der roten Blutkörperchen vom Kohlenmonoxyd angegriffen waren. „Wir hatten unheimliches Glück“, stellt der Mediziner erleichtert fest. Das junge Paar konnte gestern schon wieder nachhause. Nur auf Wärme müssen sie verzichten – sie haben bis zur Überprüfung des Kachelofens Heizverbot.

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