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Sekowitsch zu mutmaßlichem Mörder: "Lass' das Messer stecken"

Thomas Hetlinger, Manager und Freund des am 26. August ermordeten Ex-Boxweltmeisters Edip Sekowitsch informierte über den jüngsten Ermittlungsstand der Wiener Kriminalpolizei im Rahmen einer Pressekonferenz im Liesinger Sporttreff von Ex-Champion Pachler.

Der Tathergang sei zu 80 Prozent rekonstruiert. Den Kriminalisten fehlen nach wie vor jene entscheidenden 20 Prozent. Was war an jenem Abend in Sekowitsch’ Lokal “Champs Pub” am Wiedner Gürtel wirklich passiert?

Es sei unüblich gewesen, dass Sekowitsch sein Lokal erst um 5.30 Uhr geschlossen habe – an normalen Tagen hätte er gegen 4 Uhr früh geschlossen. Im Lokal hatten sich noch fünf Personen befunden: Edip, der mutmaßliche Täter, und drei weitere Gäste. Es war im Lokal zu Ranglereien zwischen jenem Mann, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, und einem weiteren Gast gekommen. Sekowitsch ging schlichtend dazwischen, der mutmaßliche Täter griff nach hinten, um zu seinem Messer zu greifen. Sekowitsch habe noch gesagt: “Lass’ das Messer stecken.” Der Ex-Weltmeister wusste also von der späteren Tatwaffe! Die Gäste verließen in der Folge das Lokal – was dann passiert ist, konnte die Polizei noch nicht ermitteln. Der unmittelbar nach dem Mord gefasste mutmaßliche Täter schweigt, so der Manager.

Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof
Edip Sekowitsch wird ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof erhalten. Er ist einer der wenigen Sportler und der erste Boxer, dem ein Ehrengrab gewidmet wird. “Edip hat seinen letzten Kampf verloren. 40 Jahre lange habe ich aufgepasst, dass den Buben im Ring nichts passiert”, zeigte sich Josef Kowarik, langjähriger Trainer des Ex-Boxweltmeisters betroffen. Die Anteilnahme aus dem In- und Ausland sei beachtlich. Der Ermordete wird am 11. September am Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Die öffentliche Trauerfeier findet 14.00 Uhr statt.

Boxfreunde werden Sekowitsch zu Grabe tragen
Bis dahin bemüht sich Manager Hetlinger, die Brüder und Schwester von Edip Sekowitsch aus Serbien nach Österreich zu bekommen. Derzeit scheitere es am benötigten Visum für die Angehörigen. Zu Grabe getragen wird der Tote von seinen Boxfreunden, darunter Ferdinand Pachler, Erwin Pucher, Franz Dorfer, Franz Csandl, Hans Orsolic und Hartmut Brandauer.

“Stoppt Gewalt an Schulen”
Kurz vor seinem Tod hat der Ex-Boxweltmeister die Aktion “Stoppt Gewalt an Schulen” initiiert. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass nur im Boxring gekämpft wird, sagte sein Manager. Stärkere gegen Schwächere sei gegen seinen Willen gewesen. Die Aktion soll nun von Hetlinger weitergeführt werden.

Die finanzielle Situation der Familie ist angespannt. Hetlinger (“Wir haben uns blind verstanden”) sieht seine erste Priorität nun darin, die Hinterbliebenen zu unterstützen. Was mit dem Lokal nun geschehen wird, ist noch offen. Die Familie will erst nach den Trauerfeierlichkeiten darüber entscheiden, ob und in welcher Form es das “Champs Pub” in Zukunft geben wird. “Die Leute bleiben in der Nacht in zweiter Spur vor dem Lokal stehen, steigen aus und zünden Kerzen an”, berichtete Hetlinger von großer Anteilnahme aus der Bevölkerung.

Auf der offiziellen Homepage von Edip Sekowitsch finden Sie Details zur Beerdigung.

Für die Hinterbliebenen gibt es ein Spendenkonto:
Raiffeisenlandesbank NOE-Wien
“Kinder gegen Drogen” – Kennwort: Edip Sekowitsch
Konto-Nr. 5142161
BLZ 32000

Die Leiche von Sekowitsch wurde am 26. August am Wiedner Gürtel entdeckt. Der 50-Jährige wurde mit fünf Messerstichen – darunter ein Stich ins Herz – getötet. Den Tatverdächtigen, einen Tschetschenen, fand die Polizei direkt neben dem Toten. Sekowitsch – bekannt als “Stier von Serbien” – war früher Welt- sowie Europameister und damit einer der erfolgreichsten Österreicher in dieser Sportart. Zuletzt hatte Sekowitsch am 1. Juni ein Comeback im Ring gefeiert. Bei einem Blitzsieg setzte er sich in der Lugner City in Wien gegen den 26-jährigen Deutschen Steve Klockow in Runde Eins mittels k.o. durch.

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Martin Ucik

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