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Edip Sekowitsch sank für immer in die Knie

Der letzte Kampf des Edip Sekowitsch ist nicht im Ring, sondern auf der Straße ausgetragen worden und hat einen fürchterlichen Ausgang genommen.

Dienstag früh wurde der ehemalige Europameister im Superweltergewicht im Alter von 50 Jahren leblos am Wiedner Gürtel aufgefunden – vier Messerstiche waren dem “Stier von Serbien” zum Verhängnis geworden.

Die Bluttat ereignete sich in der Nähe des Lokals “Ring frei” (später: Champ’s Pub), das Sekowitsch (früher Secovic) dank seiner Erfolge im Profi-Geschäft erworben hatte. Den ersten Triumph landete er mit dem Gewinn des WM-Titels im Superweltergewicht nach WAA-Version im Juni 1988, die große Stunde des 1980 nach Österreich gekommenen Boxers schlug dann am 11. Juni 1989, als er in Rüsselsheim den Deutsch-Spanier Jose Varela nach 5:17 Minuten ausknockte und sich danach den EM-Gürtel umschnallen durfte.

Zwei Monate später aber war er den Titel schon wieder los. Sekowitsch ging am 20. August in Terracina gegen den Sizilianer Giuseppe Leto schwer k.o., was wohl auch die Folge einer misslungenen Vorbereitung auf den Kampf war. Der gebürtige Serbe lag zunächst weit über dem Gewichtslimit von 69,83 kg und schaffte es nur nach einer schier unmenschlichen Prozedur, doch noch das Kampfgewicht zu erreichen.

Die beiden Tage vor dem Aufeinandertreffen aß und trank er nicht, sondern nahm lediglich Entwässerungstabletten zu sich. Als Sekowitsch beim ersten Test dennoch zu schwer war, absolvierte er bei Temperaturen um 45 Grad einen Strandlauf, setzte sich in einem Pkw Temperaturen von mehr als 70 Grad aus, arbeitete mit der Springschnur und zog schließlich bei der offiziellen Abwaage sogar seine Unterhose aus.

Als er mit all diesen Maßnahmen doch noch das Gewichtslimit erreichte, ließ sich der damalige Titelverteidiger vor Freude eine halbe Früchtetorte mit Melonen und Kiwi sowie einen Liter Orangensaft und eine Flasche Mineralwasser servieren. Den Substanzverlust konnte Sekowitsch damit aber nicht mehr wettmachen.

Der Italien-Trip markierte den Wendepunkt in der Laufbahn von Sekowitsch. Im November 1989 kassierte der damals ins Mittelgewicht umgestiegene Boxer in einem WBC-Kampf in Mödling gegen den Argentinier Hugo Antonio Corti eine klare Punkte-Niederlage und verkündete unmittelbar danach sein Karriereende.

Im März 1991 trieb es “Schesko” aber schon wieder zurück in den Ring. Er besiegte den US-Amerikaner Eric Cole, um wenige Wochen später neuerlich seinen Rücktritt zu erklären, den er zunächst 1993 (Disqualifikation gegen Salvatore di Salvatore) und dann 1997 revidierte und wieder für einige Kämpfe (und Siege) gegen Gegner aus zumeist eher niedrigen Kategorien die Box-Handschuhe anzog, ehe er im UBF-Titelkampf im Supermittelgewicht in der Wiener Lugner City gegen den Kolumbianer Juan Carlos Viloria verlor. Es folgte noch ein Sieg im offiziellen Profi-Abschiedskampf im Oktober 2000 gegen den Südafrikaner Jongi Gibson-Kamka.

Am 1. Juni dieses Jahres ließ Sekowitsch zum letzten Mal innerhalb der Seile seine Fäuste sprechen und schlug in der Wiener Lugner City den 26-jährigen Deutschen Steve Klockow in der ersten Runde k.o. Nicht einmal drei Monate danach sank er im vierten Wiener Gemeindebezirk für immer in die Knie, womit sich eine Aussage von ihm bestätigte: “Außerhalb des Ringes, im sogenannten ‘Lebenskampf’, geht es meist noch viel brutaler zu als bei uns. Da gibt es keine Regeln, keine Ringrichter, und alle Schläge – auch jene unter der Gürtellinie – sind erlaubt.”

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