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Sekowitsch-Mordprozess: Angeklagtem "fehlt jede Form von Reue"

Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Edip Sekowitsch
Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Edip Sekowitsch ©APA
Im Wiener Straflandesgericht wird heute der Prozess gegen den 27 Jahre alten Tschetschenen abgeschlossen, der im Vorjahr den ehemaligen Boxchampion Edip Sekowitsch (50) vor dessen Lokal "Champ's Pub" in Wien-Wieden erstochen hat. Gerichtspsychiater Heinrich Pfolz bescheinigte dem Angeklagten eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit disozialen und psychopathologischen Elementen. Zum Tatzeitpunkt war der Mann dem Gutachten zufolge zurechnungsfähig.
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“Er hat ein relativ hohes bis sehr hohes Aggressionspotenzial. In Bezug auf die ihm vorgeworfene Tat fehlt jede Form von Reue. Es liegt eine erhöhte Gefährlichkeit vor”, stützte der psychologische Sachverständige Franz Maly den psychiatrischen Befund.

Eine Zeugin hatte zuvor in diese Richtung ausgesagt. Sie befand sich am 26. August 2008 in Sekowitschs Lokal am Wiedner Gürtel, das der Tschetschene betrat, nachdem er am unweit gelegenen Südbahnhof seinen Zug versäumt hatte. Der Mann habe sich anderen Lokalgästen gegenüber von Anfang an “recht aggressiv” verhalten, berichtete die 25-jährige Frau. “Er war verrückt”, hielt sie fest.

Laut Anklage kam es zwischen Sekowitsch und dem Mann zu einer Auseinandersetzung, als jener gegen 5.30 Uhr sein Lokal schließen wollte. Sekowitsch wies den Tschetschenen schließlich aus dem Pub. Auf der Straße stach der 27-Jährige dann mit einem Klappmesser fünfmal auf den 50 Jahre alten Ex-Boxer ein. Ein Stich ging direkt ins Herz. Sekowitsch, der sich während seiner Laufbahn den Beinamen “Stier von Serbien” erworben hatte, verblutete am Gehsteig.

Jene Polizisten, die als erste am Tatort eingetroffen waren, erklärten nun den Geschworenen, der Tschetschene habe sich zunächst als ein Freund des Opfers ausgegeben. Als die Beamten an der Kleidung des Mannes Blutspuren bemerkten, wurde dieser eingehend befragt. “Da hat er mit einem gewissen Stolz gesagt, dass er es war, der das gemacht hat”, gab ein Polizist zu Protokoll.

Der Angeklagte hatte sich beim Prozessauftakt am vergangenen Mittwoch mit Notwehr verantwortet. Sekowitsch sei auf ihn losgegangen. Er habe Angst gehabt, deswegen sein Messer gezogen und zugestochen.

Mit dem Urteil ist am späten Mittwochnachmittag zu rechnen. Dem Angeklagten drohen im Fall eines Schuldspruchs zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.

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