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Vor einem Jahr starb der „Champ“ - Familie hofft auf "Gerechtigkeit"

Abschied vom "Champ" am Grab von Edip Sekowitsch in Wien
Abschied vom "Champ" am Grab von Edip Sekowitsch in Wien ©vienna.at
Vor einem Jahr ist Edip Sekowitsch vor seinem Lokal am Wiedner Gürtel getötet worden. Am Mittwochnachmittag versammelten sich Familie, Freunde und Wegbegleiter an dessen Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof zu einer stillen Gedenkfeier für den „Champ“.
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Ein schlichter, dunkelgrauer Grabstein am Wegrand der Gruppe 12 D markiert die letzte Ruhestätte von Edip Sekowitsch. Die Inschrift beginnt mit goldfarbenen Großbuchstaben: „Unser Champ“. Auf dem Grab liegen zahlreiche Blumen, ein kleiner Kranz, zwei gerahmte Bilder stehen da. Das Grab des früheren Box-Weltmeisters wirkt frisch. Dabei ist es jetzt ein Jahr her, dass der Familienmensch aus dem Leben gerissen wurde.

Der als “Stier von Serbien” bekannte Sekowitsch war einer der erfolgreichsten Österreicher im Boxsport: Weltmeister, Europameister. Nach seiner aktiven Zeit eröffnete der gebürtige Serbe gegenüber des Wiener Südbahnhofs das Lokal “Champ’s Pub”. Dort wurde Sekowitsch am 26. August 2008 getötet.

Die Familie fand nach dem Schicksalsschlag kaum Zeit für Trauerarbeit. Finanzielle Schwierigkeiten, bürokratische Hindernisse rund um das zwischenzeitlich gesperrte Lokal, es kam alles zusammen. Ein Jahr danach hat die Familie wieder einigermaßen Halt gefunden. Edips Sohn Emir führt jetzt das wieder eröffnete „Champ’s Pub“, Witwe Mira hilft, wo es geht. Was noch fehlt, ist: Gerechtigkeit. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder soll Anfang bis Mitte November in Wien stattfinden.

Anwalt Rudolf Mayer vertritt die Familie unentgeltlich. Er wird die Familie als Opferanwalt im Prozess unterstützen. Als Opferanwalt ist es möglich, vor Gericht Beweisanträge einzubringen, Fragen zu stellen und am Anfang und Ende der Verhandlung ein Plädoyer vor dem Geschworenengericht zu halten. „Wahrscheinlich ist die Verhandlung in einem Tag erledigt“, sagt Mayer im Gespräch mit Vienna Online im “Champ’s Pub”.

Der mutmaßliche Mörder des 50-jährigen Ex-Boxers gilt laut einem Gutachten als voll zurechnungsfähig. Er soll zur Tatzeit 1,6 Promille Alkohol im Blut gehabt haben. Der verdächtige Tschetschene dürfte einen Zug am Südbahnhof verpasst und daraufhin im gegenüberliegenden “Champ’s Pub” den Abend verbracht haben. Laut Polizei kam es im Morgengrauen zu einer Auseinandersetzung mit dem Boxer, der zehn Meter von der Gaststätte entfernt tot am Gehsteig am Wiedner Gürtel liegen blieb.

Fünfmal soll der mutmaßliche Mörder auf den Boxer eingestochen haben, ein Herzstich war laut Obduktion tödlich. Den verdächtigen Tschetschenen nahm die Polizei noch am Tatort fest, er saß in blutverschmierter Kleidung mit leichten Verletzungen an Stirn und Nase direkt neben der Leiche. In einem Blumentrog in der Nähe der Leiche wurde sein Klappmesser sichergestellt.

Web: www.edip.at

Martin Ucik

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