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Schüler kehren nach neun Wochen Fernunterricht in die Schule zurück

Zwischen die Tische muss ein Babyelefant passen (kein echter Babyelefant im Bild).
Zwischen die Tische muss ein Babyelefant passen (kein echter Babyelefant im Bild). ©APA/HARALD SCHNEIDER
Für die meisten Schüler startet am 18. Mai wieder die Schule. Durch die Corona-Regelungen gilt Schichtbetrieb, der Schultag beginnt mit einem ausgiebigen Waschen der Hände.
Schulen öffnen: Das muss man wissen
Die Regeln des "Hygiene-Handbuchs"

Symbolträchtige neun Wochen nach Schließung der Schulen aufgrund der Corona-Pandemie kehrt ab Montag (18. Mai) ein großer Teil der Schüler wieder in seine Klassen zurück. Konkret sind das die rund 700.000 Schüler an Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen - bzw. am Montag selbst vorerst die Hälfte. Damit waren die Kinder so lange daheim wie in den Sommerferien.

Der Schulbetrieb sieht aufgrund der Vorgaben des Bildungsministeriums zu Hygiene und "Verdünnung" der Schülerzahl auch ganz anders aus als noch Anfang März. Eckpunkte: Der Schultag beginnt mit einem ausgiebigen Waschen der Hände bzw. deren Desinfektion. In der Schule muss grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, der erst am Platz in der Klasse abgenommen werden darf - wobei der Sitzplatz selbst mindestens einen Meter vom Nachbar entfernt sein muss.

Klassen werden zweigeteilt

Die Klassen werden ab einer Größe von 19 Schülern in zwei etwa gleich große Teile geteilt, die sich jeweils mit Unterricht abwechseln. Da es für die Einteilung dieser Schichten keine verpflichtende Vorgabe gab, können die genauen Intervalle sich von Schule zu Schule unterscheiden. Empfehlung des Ministeriums war ein "Drei plus zwei"-Modell: Drei Tage Unterricht für die erste Gruppe, dann zwei Tage für die zweite Gruppe und in der Woche darauf umgekehrt. Für alle gilt damit: Bis zum Ende des Schuljahrs ist jeder Schüler nur noch rund 15 Tage in der Klasse (in den westlichen Bundesländern zwei Tage länger).

Und auch was im Unterricht selbst passiert, ist gewöhnungsbedürftig. Schularbeiten finden keine mehr statt, auch andere punktuelle Leistungsüberprüfungen wie Tests sollen nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Viele Schulen haben die Eltern bereits gebeten, ihre Kinder auf die neue Situation vorzubereiten - etwa dass es eher Frontalunterricht geben wird, Turnen nicht stattfindet und in Musik und Religion nicht gesungen werden darf.

Turnen und Nachmittagsunterricht entfallen

Die Schulen selbst wiederum müssen Abläufe und Einteilungen neu planen: So soll einerseits der normale Stundenplan weitgehend aufrechterhalten werden (nur Turnen und Nachmittagsunterricht entfallen). Andererseits fallen zahlreiche Lehrer aus - an Bundesschulen dürfen Über-60-Jährige selbst entscheiden, ob sie unterrichten wollen, zusätzlich können Personen mit Vorerkrankungen daheimbleiben. An den Pflichtschulen ist zumindest letztere Gruppe ebenfalls befreit.

Dazu kommt noch, dass für jene Schülergruppe, die gerade nicht im Schichtbetrieb Unterricht hat, Betreuung angeboten werden muss. Damit müssen also weniger Lehrer de facto das gleiche Unterrichtspensum (außer Turnen und Nachmittagsunterricht) anbieten und zusätzlich noch Schülergruppen betreuen.

Letzte Schulöffnungen nach Pfingsten

Größter Horror der Direktoren bzw. Administratoren ist ein Corona-Verdachtsfall oder gar ein positiver Test bei einem Lehrer oder Maturanten: Aufgrund der Quarantäne-Regeln müsste dann wahrscheinlich ein Teil der Lehrer bzw. eine ganze Maturaklasse zumindest eine gewisse Zeit daheimbleiben - mit entsprechenden Auswirkungen auf den Unterrichtsbetrieb oder die Teilnahme an der Reifeprüfung.

Die letzte Phase der Schulöffnung soll nach Pfingsten beginnen. Am 3. Juni kehren rund 300.000 Schüler an den Polytechnischen Schulen, Berufsschulen, AHS-Oberstufen und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) in die Klassen zurück - ebenfalls im Schichtbetrieb. Das sind alle Jugendlichen in diesen Schulformen außer den jeweiligen Abschlussklassen. Diese sind größtenteils seit Anfang Mai wieder zurück.

Czernohorszky gegen Deutschtests und für mehr Sport

Der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) ist angesichts der wochenlangen Schulschließungen gegen die Durchführung von Einstufungstests für Schüler aus Deutschförderklassen und -gruppen. Statt des vom Bildungsministerium vorgeschriebenen standardisierten Einstufungstests soll die Einschätzung der Lehrer darüber entscheiden, welche Schüler im Herbst in eine Regelklasse wechseln können.

Auf Unverständnis stößt bei ihm außerdem die komplette Streichung des Sportunterrichts. Das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Räumen müsse zwar so gering wie möglich gehalten werden, so Czernohorszky in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Aber wenn Sportler in Kleingruppen und mit Abstand wieder trainieren dürften, gehe das auch bei Schülern.

Tests in Deutschklassen auch erst im Herbst möglich

Die Deutschtestungen für Kinder in Deutschklassen müssen statt am Ende des laufenden Semesters erst am Beginn des kommenden Schuljahrs durchgeführt werden. Auf Antrag der Eltern bzw. einer Lehrkraft können sie aber auch in den letzten vier Wochen des laufenden Schuljahrs stattfinden. Das sieht eine von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erlassene Verordnung vor.

Schüler in Deutschklassen dürfen erst dann den Regelunterricht besuchen, wenn sie eine (halbjährlich stattfindende) Sprachtestung (MIKA-D) bestehen. In den Deutschklassen selbst erhalten sie dagegen primär Sprachförderung anstatt Unterricht in den Regelfächern.

Nicht alle Tests in den Herbst verschieben

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde an den Schulen seit Mitte März kein Präsenzunterricht durchgeführt. Da Deutschklassen vor allem an Volksschulen zu finden sind, an denen nur eingeschränkt Distance Learning eingesetzt werden kann, sind die nötigen Deutsch-Fortschritte nur schwer zu erreichen. Im Regelfall haben diese Kinder auch daheim niemanden, mit dem sie Deutsch reden können.

Gleichzeitig sollen aber nicht alle MIKA-D-Testungen in den Herbst verschoben werden, hieß es aus dem Bildungsministerium gegenüber der APA. Wenn Eltern oder Lehrer der Ansicht sind, dass der Sprachstand der Kinder schon so gut ist, dass sie den Test vermutlich bestehen, sollen sie diesen auf Antrag auch schon in den letzten vier Schulwochen des laufenden Schuljahrs ablegen können. Wenn sie scheitern, dürfen sie Anfang des kommenden Schuljahrs erneut antreten.

(APA/red)

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