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Rekordarbeitslosigkeit trotz Kurzarbeit-Milliarden

In Österreich herrscht Rekordarbeitslosigkeit.
In Österreich herrscht Rekordarbeitslosigkeit. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Trotz Kurzarbeit-Milliarden herrscht in Österreich Rekord-Arbeitslosigkeit. Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau bei der Arbeitslosenrate dürfte einige Jahre dauern.

Die Coronapandemie hat zu einer beispiellosen Krise am österreichischen Arbeitsmarkt geführt. Die Arbeitslosenquote lag 2020 im Jahresschnitt um 2,6 Prozentpunkte höher bei 9,9 Prozent, der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1946. Es gab mit rund 467.000 Menschen ohne Job um über 103.000 mehr Arbeitslose und Schulungsteilnehmer als 2019. Die Corona-Kurzarbeit - bisher wurden 6,1 Mrd. Euro ausbezahlt - verhinderte aber noch Schlimmeres.

Ende Jänner waren über 535.000 ohne Job, die Arbeitslosenquote lag bei 11,4 Prozent. Derzeit sind noch 465.000 Menschen in Kurzarbeit, am Höhepunkt der Arbeitsmarktkrise im Mai 2020 waren es 1,3 Millionen Personen. Das aktuelle Kurzarbeitsmodell läuft noch bis Ende Juni. Für Wifo-Arbeitsmarktökonom Helmut Mahringer hängt die weitere Lage am Arbeitsmarkt hauptsächlich von der Entwicklung der Coronapandemie ab. "Der Ausblick auf die Pandemie und ihre Überwindung ist noch von großer Unsicherheit geprägt", sagte Mahringer im APA-Gespräch. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt würden "nicht sofort mit Bewältigung der Pandemie verschwinden".

Mehr Langzeitarbeitslose

Im vergangenen Oktober hatte das Wifo in seiner Mittelfristprognose ein Erreichen des Vorkrisenniveaus bei der Arbeitslosenquote nicht vor 2025 vorausgesagt. Seitdem hat es noch einen zweiten und dritten Corona-Lockdown gegeben. Bis die Arbeitslosenrate wieder auf das Niveau von 2019 sinkt, wird es nun wohl noch länger dauern.

Bei den Langzeitbeschäftigungslosen gab es Ende Jänner im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von 44 Prozent auf 140.000 Personen. "Wir haben die Auswirkungen sehr stark bei Arbeitslosen, die vor der Krise schon arbeitslos waren", sagte der Arbeitsmarktökonom. Viele Personen mit geringerem Ausbildungsniveau, gesundheitlichen Einschränkungen oder Ältere hätten in der Krise keinen Job gefunden oder seien arbeitslos geworden. "Der Abbau der Arbeitslosigkeit bei diesen Gruppen ist nicht leicht", so der Wifo-Ökonom.

Nicht nur wurden viele Menschen in der Coronakrise arbeitslos, sondern auch die Zahl der Stellenausschreibungen schrumpfte stark. 2020 gab es knapp ein Fünftel weniger offene Stellen als im Jahr davor. Der Weg aus der Arbeitslosigkeit wurde damit noch schwieriger.

Gute Entwicklung in der Bauwirtschaft

Die gute Entwicklung der Bauwirtschaft - Stichwort Immobilienboom - und die Corona-Kurzarbeit hat den Absturz am Arbeitsmarkt etwas gebremst. "Die Kurzarbeit ist eine sehr attraktive und günstige Regelung für Unternehmen", sagte Arbeitsmarktökonom Mahringer. Damit habe es die Regierung geschafft, die Kurzarbeit auch in Dienstleistungsbetrieben und im Handel als Hilfe zu etablieren. Im Tourismus und der Gastronomie habe das Kurzarbeitsmodell aufgrund der Saisonarbeit nicht so stabilisierend wirken können. In der Wirtschaftskrise 2008/09 hat vor allem die Sachgüterindustrie aufgrund des Nachfrageausfalls auf Kurzarbeit gesetzt.

Bei Jugendlichen erwartet der Arbeitsmarktökonom, dass die Probleme aufgrund der Coronakrise "erst im vollen Ausmaß in den nächsten Jahren" sichtbar werden. Weniger Lehrstellen, potenziell mehr Ausbildungsabbrecher und weniger Kompetenzaneignung während der Schul-Lockdowns sei eine gefährliche Mischung. Die Arbeitslosigkeit bei Frauen stieg vor allem in den letzten beiden Monaten deutlich stärker als bei Männern. Ende Jänner waren 230.000 Frauen (+35 Prozent) und 305.000 Männer (+22,4 Prozent) ohne Job. Dieser Anstieg sei nicht allein durch höhere Frauenanteile in der Gastronomie, Hotellerie und bei persönlichen Dienstleistungen zu erklären, so der Arbeitsmarktökonom. Es könne auch mit der zusätzlichen Belastung von Frauen im Lockdown durch Kinderbetreuung und Angehörigenpflege zu tun haben. Die Hintergründe müsse man aber noch genauer analysieren.

(APA/red)

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