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Reaktionen nach umstrittenem Erdogan-Besuch in Österreich

Vor und nach dem Wien-Besuch von Erdogan wurde Kritik geäußert.
Vor und nach dem Wien-Besuch von Erdogan wurde Kritik geäußert. ©AP
"Weniger polarisierend als befürchtet" sei der Wien-Besuch des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag gewesen. Trotzdem habe er dem Zusammenleben in Österreich geschadet, wird kritisiert. Reaktionen auf den umstrittenen Auftritt.
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Die Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig, hat die Rede des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan vor rund 13.500 Anhängern am Donnerstagnachmittag in der Kagraner Albert-Schultz-Eishalle kritisiert. Erdogan spiele “ein gefährliches Spiel mit Symbolen”, so Glawischnig laut Aussendung am Freitag. Zudem trete er demokratische Freiheiten durch zunehmenden Autoritarismus “mit Füßen”.

Erdogans Auftritt habe Zusammenleben geschadet

Erdogan habe durch seine Rede auch innertürkische Auseinandersetzungen nach Wien getragen, etwa als er Kritik an den anderen Parteien in der Türkei übte. “Alles in allem war der Auftritt zwar weniger polarisierend als befürchtet, schadete aber dem Zusammenleben in Österreich”, resümierte Glawischnig.

Erdogans Polemik und historischer Zugang zur Ersten Türkenbelagerung Wiens ist für Glawischnig mit großer Vorsicht zu genießen: “Einerseits behauptete er (Erdogan, Anm.) zwar, er mische sich niemals in die Innenpolitik anderer Länder ein. Andererseits bezeichnete er die hier lebenden Türkeistämmigen wörtlich als ‘die Enkel des Sultans Süleyman des Prächtigen’, dessen Heer 1529 Wien vor den Toren Wiens stand”, so die Grünen-Klubobfrau. “Das ist ein gefährliches Spiel mit Symbolen.” Süleyman steht unter anderem für eine erfolgreiche osmanische Expansionspolitik, eroberte Teile Osteuropas und stand plötzlich vor den Toren Wiens.

Kritik der FPÖ nach Wien-Besuch

Den historischen Zugang Erdogans griff auch der FPÖ-Gemeinderat Manfred Hofbauer in einer Aussendung am Freitag auf. Allerdings verwechselte er Süleyman mit dem Anführer der fehlgeschlagenen Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683: Erdogan habe die in Wien lebenden Türken “als Enkel Kara Mustafas” bezeichnet, behauptete Hofbauer. Nach der Niederlage an den Toren Wiens wurde Kara Mustafa nach seiner Heimkehr auf Befehl des damaligen Sultans erdrosselt.

Türkischer Verein distanziert sich

Ein türkischer Verein distanzierte sich einer Aussendung vom Freitag klar und deutlich von Erdogan. Jener habe in seiner Rede gesagt: “Ihr könnt stolz sein auf die Türkei.” Der Verein der “Türkischen Kulturgemeinde” (TKG) und dessen Mitglieder widersprach dem laut Generalsekretärin Melissa Günes. Der Verein sei nicht stolz auf das Regime, “das jeden Tag die Menschenrechte, Pressefreiheit und Redefreiheit brutal mit Füßen tritt”.

“Wir lieben unser Heimatland Türkei sehr, genauso wie unsere neue Heimat Österreich. Wir wünschen uns eine starke Türkei, wo Menschen ihre Meinung ohne Angst äußern können, wo Presse- und Redefreiheit herrscht”, hieß es. “Wir sind stolz auf unsere Eltern und Großeltern und von niemand anderen Söhne und Töchter oder Enkel. Wir wollen die Geschichte nicht politisch missbrauchen, sondern daraus lernen” hieß es weiters in Anspielung auf Sultan Süleyman. (APA)

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