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Prozess nach Unfall in Wien-Favoriten: Zwei Tote, eine Schwerverletzte

Hier geschah der folgenschwere Unfall
Hier geschah der folgenschwere Unfall ©APA
Nach jenem verheerenden Verkehrsunfall im Februar 2012 in Wien-Favoriten, bei dem ein Lkw-Fahrer beim Abbiegen drei Passantinnen übersah, kam es nun zum Prozess in Wien. Ein zwölfjähriges Mädchen und eine 59-jährige Frau waren bei dem Unfall ums Leben gekommen, die Mutter des Kindes wurde  lebensgefährlich verletzt.
An der Unfallstelle
Lenker noch nicht befragt
Zustand der Mutter stabil
Zwei Tote nach Unfall

Der Unglückslenker hatte sich am Donnerstag im Bezirksgericht Favoriten zu verantworten. Der Lkw-Fahrer hatte am 8. Februar 2012 auf der Kreuzung Raxstraße – Laxenburger Straße beim Rechtsabbiegen die drei Passantinnen übersehen, die vorschriftsmäßig einen Schutzweg überquerten.

Lkw erfasste Fußgängerinnen auf Schutzweg

Der 13 Meter lange, tonnenschwere Lkw erfasste die Fußgängerinnen. “Ich hab’ nur irgendetwas fliegen gesehen”, schilderte eine Augenzeugin. Eine andere Frau, die das Geschehen ebenfalls beobacht et hatte, versuchte die 39-jährige Mutter des Mädchens, die unter dem Lkw zu liegen gekommen war, unter dem Fahrzeug hervorzuziehen. Doch der Lkw sei noch einmal kurz angefahren, erinnerte sich diese Zeugin: “Er hat sie überrollt und dann vorwärts geschleudert.”

Schwerverletzte verlor beide Beine

Der Frau mussten beide Beine abgenommen werden. Erst nachdem sie aus der Intensivstation des AKH entlassen wurde, erfuhr sie, dass ihre Tochter den Unfall nicht überlebt hatte. Nun erschien sie im Rollstuhl in Begleitung eines Sohnes zur Verhandlung gegen den Lenker, der ebenfalls einen gezeichneten Eindruck machte.

“Es tut mir leid, was passiert ist, das schwere Unglück. Ich hoffe, dass Sie mir vergeben. Ich würde alles machen, um das ungeschehen zu machen”, sagte der 26 Jahre alte Mann in Richtung der im Verhandlungssaal anwesenden Angehörigen. Zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung und der Körperverletzung bekenne er sich “der Tatsache schuldig, dass ich die Fußgänger nicht gesehen und niedergestoßen habe”.

Angeklagter von Unfall in Favoriten gezeichnet

Sein Mandant sei “absolut fassungslos” und “zutiefst verzweifelt”, betonte Verteidiger Rainer Maria Rienmüller. Er habe in Folge des Unfalls seinen Job aufgegeben, seine Freundin verloren und werde seit Monaten von Albträumen geplagt.

Der Angeklagte erklärte in seiner Einvernahme, er sei an der Kreuzung stehen geblieben und habe das Grünlicht abgewartet. Ein anderer Lkw habe ihn dabei leicht behindert, so dass er ein wenig ausscheren habe müssen. Als er Grün bekam, sei er langsam angefahren und in die Laxenburger Straße eingebogen. Dabei habe er sich “vergewissert, dass sich keiner mehr am Gehsteig oder auf der Gehsteigkante befindet”.

“Die Bilder waren für mich so schlimm”

An den Anprall habe er keine Erinnerung: “Was danach passiert ist, kann ich nicht mehr sagen, weil die nachfolgenden Bilder für mich so schlimm gewesen sind”. Dass Autos hupten, mehrere Augenzeugen lautstark schrien und heftig gestikulierten, wisse er nicht mehr: “Ich tu mir so schwer mit dem, ich denk die ganze Zeit darüber nach.”

Zeuge: “Fahrer hat nicht aufgepasst”

“Der Lkw-Fahrer hat nicht aufgepasst”, stellte ein weiterer Augenzeuge in der Verhandlung gegen den 27 Jahre alten Mann fest. Zwei junge Frauen, die aus einem Autobus der Wiener Linien das Unfallgeschehen verfolgt hatten, erklärten im Anschluss übereinstimmend, der Fahrer habe nach dem ersten Anprall kurz angehalten, sich leicht von seinem Sitz erhoben und sei dann wieder kurz angefahren. Dabei habe er die unter dem Fahrzeug befindliche 39-jährige Frau überrollt. Diese sei in weiterer Folge “wie ein Katapult herausgeschleudert worden”.

Das sagt der Gerichtsmediziner

Wie Gerichtsmediziner Wolfgang Denk in seinem Gutachten feststellte, war die 39-Jährige bereits beim Zusammenstoß mit dem Lkw schwer verletzt worden. Sie erlitt einen mehrfachen Bruch des Schambeins, des Kreuzbeins und der Hüftpfanne. Das nachfolgende Überrollen hatte dann weitreichende Quetschungen an beiden Unterschenkeln zur Folge, was eine Amputation beider Beine erforderlich machte. Der körperliche Heilungszustand werde “noch viele Monate, möglicherweise bis zu einem Jahr” in Anspruch nehmen, vermutete Denk.

Was die beiden ums Leben gekommenen Fußgängerinnen betrifft, starb die Zwölfjährige laut Gerichtsmediziner unmittelbar an den Folgen des Zusammenstoßes. Sie erlitt – vermutlich aufgrund des sturzbedingten Aufpralls auf die Fahrbahn – eine schwere Kopfverletzung. Die 59 Jahre alte Frau trug demgegenüber beim ersten Kontakt mit dem Lkw eine an sich nicht lebensbedrohliche Hüftverletzung davon. Wie der Sachverständige ausführte, wurde sie danach ebenfalls überrollt, was zu “Zerquetschungen im Bereich der mittleren Rumpfregion und Organzerreißungen” führte, wie Denk zu Protokoll gab.

(apa/red)

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