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Pflegeheim-Prozess in NÖ mit weiteren Befragungen fortgesetzt

Vier ehemalige Pflegeheim-Mitarbeiter stehen in St. Pölten vor Gericht.
Vier ehemalige Pflegeheim-Mitarbeiter stehen in St. Pölten vor Gericht. ©APA/HELMUT FOHRINGER
In St. Pölten ist der Prozess gegen ehemalige Mitarbeiter eines Pflegeheims in Tulln mit der Befragung weiterer Beschuldigter fortgesetzt worden.
Pflegeheim-Prozess: Angeklagte bestritten Vorwürfe
NÖ: Vier Pflegeheim-Mitarbeiter angeklagt

Am Donnerstag sind zwei weitere Beschuldigte im Pflegeheim-Prozess am Landesgericht St. Pölten befragt worden. Einem Quartett - bestehend aus drei Frauen und einem Mann - wird vorgeworfen, Bewohner eines Pflegeheims in Sitzenberg-Reidling im Bezirk Tulln körperlich misshandelt, gequält, missbraucht, beschimpft und bespuckt zu haben. Die vier Angeklagten hatten sich beim Prozessauftakt am Mittwoch allesamt nicht schuldig bekannt.

Angklagter bestritt in Pflegeheim-Prozess Vorwürfe

Der am Donnerstagvormittag befragte 36-jährige Drittangeklagte war in dem Pflegeheim als Pflegeassistent tätig, durfte nach eigenen Angaben verordnete Medikamente verabreichen. Dass er darüber hinaus Arzneimittel verabreicht haben soll, bestritt der Niederösterreicher. Bewohner seien "fordernd", die Personaldecke dünn gewesen. Eine Einschulung habe er nicht bekommen.

Nachrichten aus WhatsApp-Gruppe belasten Angeklagte

Generell fußen die Vorwürfe auch auf Chats der vier Beschuldigten in einer WhatsApp-Gruppe. Geschrieben wurde dort u.a. über Medikamente und - oft in äußerst abfälliger Weise - über Pflegeheim-Bewohner. Der 36-Jährige bezeichnete die Vorgehensweise als "Puffer, um Druck abzulassen" und äußerte sich damit ähnlich wie die beiden Erstangeklagten bei ihrer jeweiligen Befragung am Mittwoch. Es sei "überspitzt und provokativ geschrieben" worden. Dennoch habe er "immer jeden Pflegeheim-Bewohner korrekt behandelt". Neu im Vergleich zum Vortag war die Äußerung des Drittangeklagten, dass die Handy-Konversation geführt worden sei, um "den Schein" für eine ebenfalls in der Chatgruppe anwesende Kollegin zu wahren, die es auf der Station stets ruhig haben wollte. Die beiden Erstangeklagten zogen diesbezüglich am Donnerstag in einer Erklärung nach. Die vorsitzende Richterin hegte jedoch Zweifel an dieser Darstellung.

Viertangeklagte gab in der Gruppe "nicht viel gelesen und nicht geschaut" zu haben

Von der 39-jährigen Viertangeklagten war am Nachmittag nur wenig über die WhatsApp-Gruppe zu erfahren. Sie sei selbst nur rund zwei Wochen lang Mitglied gewesen und habe "nicht viel gelesen und nicht geschaut".

Die ehemalige 24-Stunden-Betreuerin absolvierte später eine Heimhilfe-Ausbildung und war ab März 2020 in dem Pflegeheim im Bezirk Tulln tätig. Den Vorwurf, dass sie einen Bewohner geschlagen haben soll, verneinte die rumänische Staatsbürgerin vehement. Auch Medikamente habe sie "nicht angegriffen und nicht verabreicht".

Kolleginnen belasten Pflegeheim-Mitarbeiter

Die Anklagepunkte betreffen Quälen und Vernachlässigen wehrloser Personen, fortgesetzte Gewaltausübung und sexuellen Missbrauch von wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Personen im Tatzeitraum März 2020 bis März 2021. Die Anschuldigungen drehen sich laut Staatsanwaltschaft um "massive Misshandlungen an Opfern, die eigentlich in Obhut der Angeklagten standen, um die sie sich eigentlich kümmern mussten". Als schwerwiegendster Vorwurf wurde die Verabreichung von Schlafmitteln und starken Psychopharmaka, um ruhige Dienste zu haben, genannt.

Zwei Kolleginnen hatten Vorfälle in dem Pflegeheim beobachtet und im März 2021 der Leitung des Senecura-Heims gemeldet. Die Dienstverhältnisse mit den vier Mitarbeitern wurden sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet. Die stark pflegebedürftigen Opfer sind nicht aussagefähig.

Pflegeheim-Prozess wird Ende Februar fortgesetzt

Fortgesetzt wird die Schöffenverhandlung am 23. Februar. Weitere Termine sind für 2., 16. und 30. März geplant. Dabei sollen u.a. ehemalige Kollegen befragt werden. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Quartett bis zu zehn Jahre Haft.

(APA/Red)

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