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Pamela Rendi-Wagner: Spitzenkandidatin der SPÖ im Porträt

Pamela Rendi-Wagner tritt als SPÖ-Spitzenkandidatin an.
Pamela Rendi-Wagner tritt als SPÖ-Spitzenkandidatin an. ©APA/HANS PUNZ
Nach einem holprigen Start als erste SPÖ-Chefin will Pamela Rendi-Wagner die Partei wieder zurück in die Regierung bringen. Auch wenn manche Beobachter ihren bisherigen Wahlkampf als recht gelungen empfinden, bleibt die Situation aber schwierig. Die SPÖ-Spitzenkandidatin im Porträt.
Die Spitzenkandidaten im Kurzporträt

Pamela Rendi-Wagner fällt dieser Tage eine mäßig dankbare Aufgabe zu. Sie muss die von schwachen Umfragewerten gerüttelte SPÖ vor dem Total-Absturz bewahren. Auch wenn manche Beobachter ihren bisherigen Wahlkampf als recht gelungen empfinden, bleibt die Situation schwierig. Weder Themen- noch Stimmungslage sprechen aktuell für die Sozialdemokratie.

Rendi-Wagner als zähe Kämpferin gegen den Minusrekord der SPÖ

Dazu kommt, dass Rendi-Wagner über keine herausragenden Persönlichkeitswerte verfügt. Die Ärztin, die als Spitzenbeamtin im Gesundheitsministerium mit der Politik schon langem in Berührung war, wurde kurz vor dem Platzen der bisher letzten rot-schwarzen Koalition in die Regierung geholt und hatte kaum Zeit sich dort zu entfalten. Sie fiel letztlich weder gut noch schlecht auf, überraschte aber dafür die eigene Partei mit einem engagierten basisnahen Wahlkampf.

APA/HANS KLAUS TECHT

Damit rückte Rendi-Wagner, die der SPÖ erst mit ihrem Avancement zur Gesundheits- und Frauenministerin beigetreten war, zur einer der raren Hoffnungsträgerinnen der Partei auf. Wiewohl sie in der Opposition nicht unbedingt Speerspitze war, schaffte es Parteichef Christian Kern bei seinem turbulenten Abgang, Rendi-Wagner als Nachfolgerin durchzubringen. Dass sie sich später von Kern abwandte, ist eine der vielen Pointen der chaotischen roten Herbsttage des Jahres 2018.

Kern-Nachfolgerin legte holprigen Start als erste SPÖ-Chefin hin

Leicht wurde es der ersten Vorsitzenden der Sozialdemokratie von der Partei von Anfang an nicht gemacht, aber auch sie machte es der Partei nicht unbedingt leicht. Vor allem ihre Personalpolitik mit dem strategischen Tiefpunkt des Rauswurfs des beliebten Bundesgeschäftsführers Max Lercher schuf Gräben, die mancherorts bis heute nur oberflächlich zugeschüttet sind. Auf der anderen Seite machten die burgenländische und vor allem die Wiener Parteispitze auch öffentlich deutlich, dass sie Rendi-Wagner politisch eher für ein Leichtgewicht halten.

In der Rolle der Oppositionschefin kam die 48-Jährige dann auch nie an. Ihre Reden wirkten oft zu einstudiert, der Vortrag der an sich guten Rhetorikerin geriet immer wieder zu hektisch und fahrig. Ein hölzerner Parteiapparat tat sein übriges, dass die Sozialdemokraten im Vergleich zur pinken Konkurrenz der NEOS oft altbacken wirkten, auch wenn erstmals eine moderne Frau an der Spitze der SPÖ stand.

Rote Spitzenkandidatin meistert Wahlkampf bislang gut

Ob die Abwahl des beliebten Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) ein Meisterstück war, wird die Nationalratswahl zeigen. Bei der EU-Wahl als Generalprobe, als der Misstrauensantrag gegen Kurz unmittelbar bevorstand, ging es jedenfalls schon einmal schief, als Andreas Schieder trotz eines engagierten Wahlkampfs ein Debakel einstecken musste.

APA/HERBERT NEUBAUER

Die Kampagne für den 29. September läuft bisher besser als von nicht wenigen befürchtet. Rendi-Wagner hat sich als politische Rednerin gesteigert, in den TV-Auftritten zuletzt zeigte sie sich zwar ab und an beleidigt, brachte aber zumindest ihre Botschaften klar auf die Bühne. Einziger gröberer Schnitzer im Wahlkampf war bisher ein an die Öffentlichkeit gelangtes Urlaubsfoto aus einem Club in St. Tropez, das ihre Story vom bescheidenen Familienurlaub in Caorle konterkarierte.

Wurzeln im Wiener Gemeindebau

Ohnehin haftet Rendi-Wagner, die mit dem Diplomaten Michael Rendi verheiratet und Mutter von zwei Töchtern im Teenager-Alter ist, ein wenig das Image der Salon-Roten an, das umso mehr, als ihr Umfeld mit Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda und der früheren Bildungsministerin Sonja Hammerschmid zumindest im Auftritt auch eher bürgerlich anmutet.

Dabei stammt die rote Spitzenkandidatin, deren erster Vorname eigentlich Joy ist, aus finanziell nicht besonders begüterten Verhältnissen. Sie wuchs unter anderem im Groß-Gemeindebau Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten auf, besuchte später das selbe Gymnasium wie Kurz in Wien-Meidling und widmete sich dann als selbst bezeichnete "kleine Streberin" im Eiltempo einem Medizin-Studium, in dessen Folge sie zur Impfspezialistin wurde. Nach einer Tätigkeit am Tropeninstitut hatte Rendi-Wagner in Tel Aviv eine Gastprofessur, ehe ihre Familie nach Wien zurückkehrte und sie den Posten der Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit annahm. Dieses Amt bekleidete sie bis zur ihrem Wechsel in die Politik.

APA/LUKAS HUTER

Sollte die Wahl so enden, dass Rendi-Wagner ihren Ausflug in die Politik als beendet empfindet, wird es wohl kaum an Angeboten aus ihrem Fachbereich mangeln. Selbst die blaue Sozialministerin Beate Hartinger-Klein hätte sie gerne im Gesundheitsressort zurück gehabt.

Pamela Rendi-Wagner (48) im Steckbrief

  • Geboren am: 7. Mai 1971
  • Erlernter Beruf: Ärztin
  • Wohnort: Wien
  • Familienstand: Verheiratet, zwei Töchter
  • Vorbild: Alle alleinerziehenden Mütter in Österreich, die jeden Tag unter größtem Druck so viel leisten
  • Lieblingsmusik/Lieblingssong: Open Up - Matt Simons
  • Lieblingsbuch: Djamila von Tschingis Aitmatow
  • Lieblingsfilm: Eat Pray Love
  • Lieblingsessen: Krautfleckerl
  • Hobbys: Mit der Familie und dem Hund spazieren, Radfahren, Skifahren, Wandern
  • Größter Erfolg: liegt noch vor mir
  • Größter Misserfolg: selbstgemachtes Cordon Bleu
  • Haustier: Unser Hund

Politischer Werdegang:

  • 2011-2017 - Leiterin der Sektion "Öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten" im Gesundheitsressort
  • März 2017 Gesundheitsministerin
  • Mitte Dezember 2017 Abgeordnete zum Nationalrat
  • Seit November 2018 erste Bundesparteivorsitzende der SPÖ

(APA/Red)

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