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Palermo-Bims und Rapidsektor in Wiener-Linien-Werkstatt

Haupthalle der Wiener Straßenbahnwerkstätte
Haupthalle der Wiener Straßenbahnwerkstätte ©APA
Öffi-Leichen neben dem Zentralfriedhof: In der Simmeringer Hauptwerkstätte der Wiener Linien sind 600 Mitarbeiter Tag für Tag damit beschäftigt, kaputte U-Bahnen und Bims wieder fahrtauglich zu machen. Ein Lokalaugenschein:
Bilder: Zentralwerkstätte
Video: Hauptwerkstätte wird saniert
Renovierung um 163 Mio. Euro

Zwischen ausgeräumten Garnituren, Waschmaschinen für Räderteile und Regalmetern von Ersatzteilen wird auch der Sport hochgehalten: Die Beschäftigten im Komponentenbereich haben sich ihren eigenen “Rapidsektor” eingerichtet.

In der grün-weiß-dominierten “Detailwerkstätte” werden einzelne Bestandteile hergestellt. Produziert werden dort beispielsweise auch jene Verblendungen, die derzeit in die Niederflurstraßenbahnen als zusätzliche Brandschutzmaßnahme eingebaut werden. “Das ist das Rapid-Hardcore-Eck”, erklärt Werkstättenleiter Rudolf Hauenschild – was nicht zu übersehen ist. Zwischen Werkzeug und Stellagenfluchten ragt eine geradezu monolithisch aufgestellte Fahne des Fußballclubs in die Höhe, Logo-Ausdrucke sind mittels Magnet an schwere Maschinen gepinnt.

In einem weit größeren Hallenabschnitt sind die sogenannten Hebestände untergebracht. Dort kann sowohl an Tramways älteren Typs als auch an den modernen Niederflurbahnen (ULF) gewerkt werden. Für die aufwendigen “Hauptuntersuchungen”, die alle acht Jahre oder nach 500.000 zurückgelegten Kilometern notwendig sind, werden die Fahrzeuge komplett zerlegt, sodass nur noch der Rumpf überbleibt. Insgesamt 3.000 Arbeitsstunden nimmt eine derartige Generalüberholung in Anspruch.

Dort sind zudem eine Reihe von Bims geparkt, die gewartet oder an denen Schäden behoben werden müssen. Auch weiße Straßenbahnen mit Aufschrift Palermo, die sich sichtlich vom Wiener Design unterscheiden, sind dort abgestellt. Bei diesen haben die Wiener Linien den Auftrag, sie auf ihre Betriebstauglichkeit zu testen, bevor sie in der sizilianischen Metropole unterwegs sein werden. “Dort gibt es momentan noch gar keine Schienen”, weiß Hauenschild.

Insgesamt umfasst der Gebäudekomplex, der bis 2013 modernisiert wird, 264.000 Quadratmeter, was einer Fläche von knapp 40 Fußballfeldern entspricht – oder 13 Mal der Grundfläche des enormen Wiener Rathauses. Aufgrund der Weitläufigkeit drehen viele Mitarbeiter mit dem Dienstfahrrad ihre Runden. Rund 60 Fahrzeuge können gleichzeitig repariert werden. Unweit der Hebestände liegt jener Abschnitt, wo Räder und Getriebe gelagert und auf Vordermann gebracht werden. Montiert werden sie allerdings dezentral, weshalb die rund sieben Tonnen schweren Drehgestelle mit Lkw abgeholt werden müssen.

Im hinteren Teil des Geländes stehen derzeit einige räderlose U-Bahngarnituren, deren Elektronik nachgerüstet wird, meterhoch aufgebockt. “Dem hängen grade die Eingeweide raus”, verweist Hauenschild auf Dutzende von Kabeln, die an der Unterseite eines Zuges baumeln. In einem anderen Wagen wird momentan der Fußboden getauscht, wofür sämtliche Verkleidungen, Zwischenwände, Fenster und die Möblierung entfernt werden mussten. Sie lagern einstweilen auf Paletten. In einem weiteren Trakt befindet sich der Busbereich.

Trotz Werkstattflair und Tageslichtarmut ist die Halle reich an Grüngewächsen, die auf Spinden und Regalen postiert sind. Zahlreiche aufgeklebte Bilder – mit teils freizügig bekleideten Damen – zieren so manchen Arbeitsplatz. An einer Wand hängt sogar ein Foto der Chefin: Es zeigt die für die Wiener Linien zuständige Vizebürgermeisterin Renate Brauner (S) beim Spatenstich für den Werkstättenumbau, der vor knapp zwei Wochen erfolgt ist.

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