Steve McQueen ist der erste schwarze Filmemacher, dessen Werk mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet wurde. Das brutale und zugleich tief berührende Sklavendrama “12 Years a Slave” siegte in der Königsdisziplin der Academy Awards. Es ist erst der dritte Spielfilm des 44-jährigen Briten.
12 Years a Slave – Oscar für den besten Film
Der zweifache Vater, der in London und Amsterdam lebt, hat eine lange Künstlerkarriere hinter sich. McQueen ist Absolvent des renommierten Londoner Goldsmiths College und der New Yorker Tisch School. 1999 erhielt der Videokünstler für seine Installationen den Turner Prize, die bedeutendste Auszeichnung für zeitgenössische Kunst in Großbritannien.
In “12 Years a Slave” ist Fassbender in einer starken Nebenrolle als sadistischer Gutsbesitzer zu sehen. Das auf einer wahren Geschichte beruhende Drama schildert den Leidensweg des Sklaven Solomon Northup auf Plantagen in den US-Südstaaten. McQueen hatte Northups bis dahin kaum bekannte Memoiren aufgespürt und die Geschichte für knapp 20 Millionen Dollar vergleichsweise preiswert gedreht. “Meine Vorfahren waren Sklaven”, sagte der Regisseur dem Sender CNN. Seine Eltern stammten von der Karibikinsel Grenada. Es sei ihm wichtig gewesen, dieses dunkle Kapitel auf die Leinwand zu bringen.
Starfoto von Ellen bei Twitter ein Hit
Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres hat mit einem Foto voller Hollywood-Stars einen Twitter-Hit gelandet. Mitten in der Oscar-Verleihung versammelte sie Stars wie Brad Pitt, Angelina Jolie, Meryl Streep und Julia Roberts um sich und ließ Bradley Cooper auf den Auslöser ihres Smartphones drücken. Dies solle das Foto mit den meisten Retweets (Weiterleitungen) bei Twitter werden, meinte DeGeneres.
If only Bradley’s arm was longer. Best photo ever. #oscars pic.twitter.com/C9U5NOtGap
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) March 3, 2014
Das könnte ihr gelingen: In nicht mal einer Stunde wurde das Selfie (Selbstporträt), mehr als 1,3 Millionen Mal weitergeleitet. Schauspielerin Meryl Streep zeigte sich nach der Aufnahme ganz aufgeregt: “Ich habe noch nie vorher getwittert!”. (Alle Bilder der Oscars gibt es hier)
Gravity als Gewinner der Academy Awards
Das Weltraumepos “Gravity” stellte sich bei den 86. Oscars am Sonntagabend in Los Angeles mit sieben Trophäen bei zehn Nominierungen an die Spitze der Gewinner. Unter anderem wurde der Mexikaner Alfonso Cuaron als erster Lateinamerikaner zum besten Regisseur gekürt. Bester Film wurde jedoch das Sklavendrama “12 Years a Slave”, und auch die Darstellerpreise gingen an die Konkurrenz.
“Gravity” konnte demnach vornehmlich in den technischen Kategorien wie Spezialeffekte und Schnitt triumphieren. Bei den begehrten Darstellerkategorien kam es stattdessen im wesentlichen zu Favoritensiegen: Cate Blanchett konnte für ihre Rolle der gefallenen Society-Lady in Woody Allens “Blue Jasmine” erwartungsgemäß die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin für sich entscheiden. Matthew McConaughey wurde für seinen Part eines HIV-infizierten Cowboys im Aidsdrama “Dallas Buyers Club” belohnt, für den er mehr als 20 Kilogramm abgenommen hatte.
American Hustle als Verlierer
Auch in der Nebendarsteller-Sparte zählte “Dallas Buyers Club” zu den Gewinnern, wurde doch Jared Leto als Transsexueller von den Academy-Mitgliedern zum Sieger gekürt. Eine kleine Überraschung war allenfalls, dass die aus Afrika stammende Debütantin Lupita Nyong’o für ihre Leistung in “12 Years a Slave” als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde und damit unter anderen die hoch gehandelte Jennifer Lawrence aus “American Hustle” deklassierte.
Überhaupt war “American Hustle” der große Verlierer des Abends. Das von Kritikern gelobte Gangsterverwirrspiel von David O. Russell konnte von seinen zehn Nominierungen sage und schreibe null in einen Oscar ummünzen. “12 Years a Slave” des britischen Regisseurs Steve McQueen, der unter anderem von Brad Pitt produziert wurde, entschied bei neun Nominierungen immerhin in drei Kategorien das Rennen für sich, während “Dallas Buyers Club” von sechs Nennungen ebenfalls drei in eine Trophäe verwandeln konnte. Spike Jonzes ungewöhnliche Liebesgeschichte “Her”, die fünf Mal im Rennen war, gewann schließlich in der Sparte Bestes Originaldrehbuch.
Große Töne bei den Oscar-Reden
Neben den üblichen Danksagungen an Familie, Crew und Gott wurden bei den Oscar-Reden auch ernste Töne angeschlagen. Jared Leto widmete seinen Preis all den Träumern “da draußen, in der Ukraine und in Venezuela” und “jenen 36 Millionen Menschen, die den Kampf gegen Aids verloren haben”, Regisseur Steve McQueen indes “allen Menschen, die jemals unter Sklaverei gelitten haben, und den 20 Millionen Menschen, die noch heute darunter leiden”. Cate Blanchett würdigte in ihrer Rede “diejenigen in der Filmindustrie, die immer noch der Idee anhängen, dass Filme mit Frauen im Mittelpunkt vom Publikum gesehen werden und auch tatsächlich Geld verdienen”, während McConaughey das stetige Streben nach Verbesserung in den Mittelpunkt stellte – sei sein größter Held doch stets “ich in zehn Jahren”.
Bei der Gala selbst wurde heuer auf Schlichtheit gesetzt und auf einen spektakulären Eröffnungsauftritt oder pausenfüllende Gesangsnummern und Musical-Medleys verzichtet. Kurze Filmcollagen widmeten sich realen und animierten “Helden” des Kinos, Popsängerin Pink – und nicht die Kinder von Judy Garland, wie im Vorfeld spekuliert – zollte dem Klassiker “Der Zauberer von Oz” mit ihrer Interpretation von “Somewhere over the rainbow” Tribut und Bette Midler sang im Anschluss an die traditionelle Würdigung der kürzlich verstorbenen Künstler ihren Hit “Wind Beneath my Wings”. Die Nominierten für den “Besten Song”, u.a. U2 mit “Ordinary Love” aus “Mandela: Long Walk to Freedom” und Pharrell Williams mit buntem Auftritt seines Hits “Happy” (aus “Despicable Me 2”) rundeten das musikalische Programm ab.
Die Gewinner der 86. Oscars
Traditionelle Hollywoodfilme wie “Frozen” und “Gravity” waren die klaren Gewinner des Abends. Dem Independet Film schenkte die Academy, mit Ausnahme von Spike Jonzes “Her”, wenig Beachtung. Überraschungen gab es kaum welche. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass Leonardo DiCaprio und “The Wolf of Wolf Street” leer ausgingen.
Wir haben alle Gewinner der 86. Oscars im Überblick.
Best Picture
12 Years a Slave
Best Actor
Matthew McConaughey – Dallas Buyers Club
Best Actress
Cate Blanchett – Blue Jasmine
Best Original Screenplay
Her
Best Adapted Screenplay
12 Years a Slave
Best Supporting Actress
Lupita Nyong’o – 12 Years a Slave
Best Supporting Actor
Jared Leto – Dallas Buyers Club
Best Animated Film
Frozen
Best Cinematography
Gravity
Best Costume Design
Catherine Martin – The Great Gatsby
Best Documentary Feature
20 Feet from Stardom
Best Documentary Short Subject
The Lady in Number 6: Music Saved My Life – Malcolm Clarke and Nicholas Reed
Best Film Editing
Gravity – Alfonso Cuarón and Mark Sanger
Best Foreign Language Film
The Great Beauty – Italy
Best Makeup and Hairstyling
Dallas Buyers Club
Best Original Song
“Let it Go” – Frozen
Best Sound Mixing
Gravity
Best Sound Editing
Gravity
Best Animated Short Film
Mr. Hublot – Laurent Witz and Alexandre Espigares
Best Live Action Short Film
Helium
Best Visual Effects
Gravity
Best Production Design
The Great Gatsby – Production Design: Catherine Martin; Set Decoration: Beverley Dunn
Alle Nachrichten, Updates und Bilder der 86. Oscars gibt es hier.
(APA/red)