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Österreichweites Corona-Testprogramm für 240 Mio. Euro startet

Bis zu 30.000 freiwillige Tests pro Woche werden angeboten.
Bis zu 30.000 freiwillige Tests pro Woche werden angeboten. ©APA/AFP
Kommende Woche startet in allen Bundesländern ein großes Screening-Programm auf SARS-CoV-2. Gezielt sollen jene Personen angesprochen werden, in denen die Situation genauer beobachtet werden soll.

Die Kosten können bis Ende 2020 rund 240 Millionen Euro betragen, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Bis zu 30.000 zusätzliche Tests pro Woche eingeplant

"Wir gehen von einer zusätzlichen benötigten Kapazität von 25.000 bis 30.000 Tests pro Woche aus. Die Kostenschätzungen belaufen sich auf 160 Millionen Euro an Laborkosten und an 80 Millionen Kosten für die Organisation", sagte Ulrich Herzog, stellvertretender Sektionsleiter für Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium. Untersucht werden sollen Personen ohne Symptome in potenziellen Risikobereichen.

Das Programm sei gemeinsam mit den Bundesländern erstellt und akkordiert worden. Prophylaktisch will man besonders in potenzielle Risikobereiche "hineinschauen", wie auch Gesundheitsminister Anschober feststellte. Grob definiert: Pflege- und Altenheime mit Personal und Bewohnern, sonstige Gesundheitseinrichtungen (Arztpraxen, Krankenhäuser etc.) und Logistikunternehmen sowie beispielsweise große Betriebe der Fleischverarbeitungsbranche. Hinzu kämen Personen in prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen. Ebenso werden mit kommender Woche SARS-CoV-2-Tests verstärkt Personen angeboten werden, die enge (Reise-)Kontakte mit Ländern des Westbalkans haben. Schließlich will man auch an Obdachlose herankommen.

Corona-Testung auf freiwilliger Basis

Das alles kann rechtlich nur auf freiwilliger Basis erfolgen, hieß es bei der Pressekonferenz. Anders sei das bei der Untersuchung von Kontaktpersonen im Rahmen von Erhebungen zu SARS-CoV-2-Clustern bzw. Covid-19-Ausbrüchen.

Wieder weniger Neuinfektionen: Anschober zuversichtlich

Man betrachte den derzeitigen Ausbruch von SARS-CoV-2 in Oberösterreich zwar etwas mit Sorge, eine Überraschung sei das aber nicht, betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): "Wir sind in der Phase 3. Eine gewisse Erhöhung des Risikos für regionale Ausbrüche war zu erwarten."

Derzeit (Donnerstagvormittag; Anm.) zeichne sich bereits wieder ein Rückgang der Fallzahlen ab. Der Minister: "Wir sind heute (österreichweit binnen eines Tages; Anm.) bei 68 Neuinfektionen. Es hat sich wieder normalisiert. Von den 68 Neuinfektionen entfielen 42 auf Oberösterreich." Kurzfristig war die Zahl der bestätigten Neuinfektionen innerhalb eines Tages ja für ganz Österreich auf 107 gestiegen, was vor allem der OÖ-Cluster auslöste.

Er, Anschober, sei zuversichtlich, dass man das durch schnelles und entschiedenes Reagieren der jeweils zuständigen Gesundheitsbehörden, bei dem Cluster in Oberösterreich eben die lokalen Stellen, unter Kontrolle bringen könne. "Wir hatten in der Phase 1 exponentielle Steigerungen mit pro Tag 30, 40 oder gar 50 Prozent mehr Fällen", sagte Anschober. Auch durch die rechtzeitigen Lockdown-Maßnahmen sei es gelungen, die Steigerungen auf regelmäßig unter ein Prozent zu bringen (Phase 2; Anm.). Nach zehn Öffnungsschritten sei akut kein Problem aufgetaucht. "In der Phase 3 ist das große Ziel, Stabilität zu erreichen und zu erhalten." "Phase 4" werde dann im Herbst kommen, mit mehr "In-Door-Aktivitäten" und heraufdämmernden anderen saisonalen Infektionen samt Influenza.

Anschober: "Wir sollen mit allen Kräften eine 'zweite Welle' verhindern. Ich bin überzeugt, dass wir das auch können." Entscheidend sei die weitere Achtsamkeit und Mitarbeit der Bevölkerung. Verschieben will man vorerst weitere Öffnungen der Anti-Covid-19-Maßnahmen in der Nachtgastronomie: "Das wäre der Öffnungsschritt Nr. 11 gewesen. Wir wollen noch etwas zuwarten und jede Woche prüfen."

Strategie von Stadt Wien verfolgt

Das neue Screeningprogramm auf SARS-CoV-2 wurde per Beschluss im Ministerrat genehmigt. Eingebunden werden laut Ministeriumsvertreter Ulrich Herzog zunehmend auch Labors, die bisher nicht im Gesundheitsbereich tätig waren: "Die Ausschreibungen laufen." Zusätzlich sei binnen sechs Wochen mit Erstellung des Projekts auch der für die schnelle Informationsgewinnung und Analyse notwendige EDV-Verbund der Labors.

Im Endeffekt wird das neue Projekt für Österreich flächendeckend mit jeweils lokaler Adaptierung jene Strategie verfolgen, welche in der Bundeshauptstadt Wien schon vor einigen Wochen angegangen worden ist. Zusätzliche Virustests in potenziell stark betroffenen Personengruppen, die nicht medizin-affin sind, Angst um prekäre Jobs haben etc. Diese Vorwärtsstrategie wird seit mehreren Jahren zum Beispiel auch bei der Tuberkulose verfolgt, wie überhaupt viele der "seuchenhygienischen" Maßnahmen historisch aus diesem Bereich kommen.

(APA/Red)

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