Eishockey: Österreich will Schweiz im WM-Viertelfinale überraschen

Es ist das erste Mal seit 1994, dass Österreich unter den besten acht Nationen steht. Mit dem Einzug ins Viertelfinale hat die rot-weiß-rote Auswahl einen der größten Erfolge der jüngeren Verbandsgeschichte erreicht. In der Vorrundengruppe A überzeugte die Mannschaft von Roger Bader mit großem Kampfgeist und taktischer Disziplin. Die vier Siege gegen Slowakei, Frankreich, Slowenien und Lettland sicherten den überraschenden Aufstieg.
Es ist ein Erfolg, der nicht nur sportlich, sondern auch emotional eine neue Ära im heimischen Eishockey einläuten könnte. Das Team spielt mutig, geschlossen und lässt sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen – ein Charakterzug, der bei bisherigen Turnieren häufig fehlte.
Was für Österreich spricht
- Teamchemie und Mentalität: Die Spieler wirken auf dem Eis wie eine eingeschworene Einheit. Kapitän Thomas Raffl und Goalie David Kickert zählen zu den konstanten Leistungsträgern, während junge Spieler wie Marco Kasper oder Vinzenz Rohrer für Tempo und Kreativität sorgen.
- Defensiv stark: Die österreichische Hintermannschaft zeigte sich bislang diszipliniert und kompakt. Besonders in Unterzahlsituationen agiert das Team mit viel Übersicht und Einsatz.
- Unterschätzte Außenseiterrolle: Als Underdog kann Österreich frei aufspielen. Die Favoritenrolle liegt klar bei der Schweiz – das kann psychologisch von Vorteil sein.
- Kampfgeist: In mehreren Spielen zeigte das Team Comeback-Qualitäten und einen enormen Willen. Diese mentale Stärke kann in einem KO-Spiel entscheidend sein.
Was für die Schweiz spricht
- Erfahrung auf höchstem Niveau: Die Schweizer stehen zum achten Mal in Folge im WM-Viertelfinale und haben in den letzten Jahren regelmäßig um Medaillen mitgespielt. Spieler wie Kevin Fiala, Timo Meier, Nino Niederreiter und Jonas Siegenthaler bringen NHL-Erfahrung mit.
- Starke Offensive: Mit einem beeindruckenden 3:0-Sieg gegen die USA setzten die Eidgenossen ein klares Ausrufezeichen. Die Schweizer strotzen vor Selbstvertrauen und verfügen über eine hohe individuelle Klasse im Angriff.
- Taktische Reife: Das Team von Coach Patrick Fischer überzeugt durch strukturierte Spielsysteme, präzises Passspiel und schnelles Umschalten. Besonders in Überzahl sind die Schweizer brandgefährlich.
- Tiefe im Kader: Die Schweiz kann auf vier ausgewogene Linien zurückgreifen. Auch die dritte und vierte Linie bringen konstant Druck, was über ein ganzes Spiel hinweg den Unterschied machen kann.
Chancenanalyse: Außenseiter mit Potenzial
Österreich geht als klarer Außenseiter in dieses Duell – das zeigen sowohl die Weltranglistenpositionen als auch der direkte Vergleich der letzten Jahre. Doch genau darin liegt auch eine Chance. Die Mannschaft hat bei dieser WM bewiesen, dass sie jeden Gegner zumindest ärgern kann. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer kompakten Defensive, einem starken Goalie und der Nutzung weniger, aber klarer Torchancen.
Entscheidend wird auch die Disziplin sein. Strafzeiten gegen ein Powerplay wie jenes der Schweiz könnten schnell bestraft werden. Österreich muss also körperlich präsent sein, ohne überhart zu agieren.
Ein weiterer Faktor: die Nerven. Während Österreich mit Euphorie und Lust auf die Überraschung ins Spiel geht, könnte bei der favorisierten Schweiz der Druck wachsen – besonders, wenn das Spiel lange offen bleibt.
Fazit
Für Österreich ist dieses Viertelfinale schon jetzt ein großer Erfolg. Doch die Mannschaft will mehr. Gelingt es, über 60 Minuten kompakt, diszipliniert und mutig aufzutreten, ist eine Sensation nicht ausgeschlossen. Die Schweiz ist individuell besser – aber nicht unschlagbar.
Zwerger: "Müssen alle zu 110 Prozent bereit sein"
"Wir müssen alle zu 110 Prozent bereit sein, weil sonst gibt es da nichts zu holen", sagte Dominic Zwerger, zweifacher Torschütze beim 6:1-Erfolg der Österreicher gegen Lettland, der das Viertelfinal-Ticket brachte. "Jetzt sind wir da, wo wir sein wollen. Wir können nachher 1.000 Bier saufen - wenn das Turnier vorbei ist. Aber jetzt sind wir im Viertelfinale und natürlich sind wir nicht da, nur um das zu spielen, sondern wir wollen alles geben und da mitspielen."
Mögliches Semifinale noch ohne Gegner
Im Falle des Semifinal-Aufstiegs, was einer Jahrhundert-Sensation gleichkäme, würde Österreich auf die - basierend auf den Gruppenspielen - beste im Turnier verbliebene Nation treffen. Wenn Rekordweltmeister Kanada sein Viertelfinale gegen Co-Gastgeber Dänemark gewinnt, wäre das Kanada. Möglich wären mit abnehmender Wahrscheinlichkeit auch Schweden, die USA oder Finnland. Alle Halbfinali (Samstag) sowie das Finale (Sonntag) finden in der Avicii Arena in Stockholm statt.
(VOL.AT)