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Ökonomen: Wirtschaft in Österreich bricht wegen Coronavirus ein

Laut Ökonomen schlittert Österreich wegen des Coronavirus in eine Rezession.
Laut Ökonomen schlittert Österreich wegen des Coronavirus in eine Rezession. ©APA/EXPA/ ERICH SPIESS
Laut Berechnungen soll die Wirtschaftsleistung 2020 um mindestens 2 bis 2,5 Prozent sinken, es gebe zudem ein "großes Abwärtsrisiko". Wirtschaftlich ist die Dienstleistungsbranche besonders stark betroffen, aber auch der private Konsum sinkt.

Die Coronavirus-Pandemie lässt Österreichs Wirtschaft heuer deutlich schrumpfen. Die Ökonomen des Instituts für Höhere Studien (IHS) erwarten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um mindestens 2 Prozent, das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet mit minus 2,5 Prozent. Aufgrund der Coronakrise seien dies vorläufige Schätzungen, es gebe ein "großes Abwärtsrisiko", hieß es am Donnerstag.

BIP bricht ein, Arbeitslose werden mehr

Im vergangenen Dezember hatten die Wifo- und IHS-Experten für 2020 noch ein reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 bzw. 1,3 Prozent prognostiziert. Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus belastet derzeit die internationale und österreichische Wirtschaft massiv. Die Ökonomen verwiesen in ihrer am Donnerstagvormittag präsentieren Konjunkturschätzung darauf, dass die Auswirkungen wesentlich davon abhängen, wie lange die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft bleiben. In ihren Szenariorechnungen sind die Experten davon ausgegangen, dass die Maßnahmen bis Mitte oder Ende April gelten und es in der zweiten Jahreshälfte zu einer wirtschaftlichen Erholung kommt. Für 2021 veröffentlichten die Konjunkturforscher keine Prognose.

Seit Beginn der Coronavirus-bedingten Ausgangsbeschränkungen und verordneten Betriebsschließungen ist die Arbeitslosigkeit zwischen 15. und 24. März um über 153.000 Personen nach oben geschossen. Für heuer rechnen sowohl IHS als auch Wifo mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt auf 8,4 Prozent. Das Coronavirus-Hilfspaket der Regierung in Höhe von 38 Mrd. Euro und krisenbedingt deutlich geringere Steuereinnahmen führen heuer nach Berechnungen der IHS- und Wifo-Ökonomen zu einem Budgetdefizit von 5 bzw. 5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.

BIP-Einbruch um 2,5 % ist optimistisch

Dass die österreichische Wirtschaftsleistung heuer um 2,5 Prozent schrumpfen wird, ist laut Wifo-Chef Christioph Badelt "der günstigste Fall, mit dem wir rechnen können". Es wäre nicht verantwortungsvoll, "irgendwelche Horrorszenarien zu zeichnen", sagte Badelt am Donnerstag bei der Präsentation der Konjunkturprognose von Wifo und IHS.

"Wir sind in unserem Szenario für 2020 davon ausgegangen, dass die gegenwärtigen Ausgangsbeschränkungen und Folgewirkungen davon mit Ende April schrittweise wieder aufgehoben werden", sagte Wifo-Chef Christoph Badelt. "Dieses Szenario ist, wenn Sie so wollen, ein optimistisches Szenario. Es zeichnet, wie es im günstigsten Fall weitergehen kann."

Preise werden um 1,3 Prozent steigen

"Unter diesen Bedingungen prognostizieren wir ein Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 von minus 2,5 Prozent. Das ist rund dreieinhalb Prozentpunkte weniger, als wir ursprünglich vorhergesagt hatten." Die Verbraucherpreise sollen nach Wifo-Erwartungen um 1,3 Prozent steigen. "Das ist etwas geringer als das, was wir ursprünglich vorhergesehen haben, das hat aber weniger mit Corona und mehr mit dem Ölpreis zu tun."

Die Arbeitslosenquote dürfte im Gesamtjahresdurchschnitt 8,4 Prozent betragen statt wie ursprünglich 7,4 Prozent. Das Maastricht-Defizit des Staates soll 5,4 Prozent betragen, ursprünglich hatte das Wifo mit einem Überschuss von 0,3 Prozent gerechnet. "Diese minus 5,4 Prozent entsprächen einem Defizit von 21,5 Mrd. Euro", sagte Badelt. Die Staatsverschuldung würde nach diesem Szenario von derzeit rund 70 Prozent auf 76 Prozent steigen.

Viele Annahmen mit hoher Unsicherheit

Die Wirtschaftsforscher des IHS und Wifo mussten für ihre Konjunkturschätzungen aufgrund der Coronakrise viele Annahmen mit hoher Unsicherheit treffen. "Das genaue Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden durch das Coronavirus lässt sich gegenwärtig nur sehr schwer beziffern", schreiben die IHS-Ökonomen in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Prognose.

"Zudem gibt es aus der jüngeren Vergangenheit kaum Anhaltspunkte für den Verlauf einer derartigen Krise", so die Wifo-Ökonomen. Wenn die umfassenden Maßnahmen der Regierung zur Virus-Eindämmung länger als April dauern, dann wird Österreichs Wirtschaft noch stärker schrumpfen. "Sollte der partielle Wirtschaftsstillstand einen Monat länger dauern, dann könnte das BIP im Jahr 2020 um rund 5 Prozent sinken", erwarten die IHS-Volkswirte.

Unterschiedliche Branchen vom Coronavirus betroffen

Besonders hart getroffen von der Coronakrise sind die Branchen Tourismus, Gastronomie, Handel, Verkehr, Unterhaltung und Freizeit und persönliche Dienstleistungen. Die Wifo-Ökonomen rechnen in ihrem Szenario mit "einem fast vollständigen Ausfall der Nächtigungen zwischen Mitte März und Mitte Juni 2020". Danach könnte es eine rasche Erholung geben. "Der Inlandstourismus dürfte sich dabei rascher erholen als die Nachfrage aus dem Ausland, da etwa Destinationen in Norditalien durch heimische Ziele substituiert werden", so die aktuelle Einschätzung.

Sollte eine Normalisierung bis zum Sommer eintreten, dann rechnen die Ökonomen mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung im Herbst und im nächsten Jahr.

(APA/red)

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