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Nutzen-Risiko-Aufklärung bei Corona-Impfung für Schwangere nötig

Eine Covid-Schutzimpfung für werdende Mütter ist auch ohne bisheriger Zulassung in der Schwangerschaft möglich.
Eine Covid-Schutzimpfung für werdende Mütter ist auch ohne bisheriger Zulassung in der Schwangerschaft möglich. ©APA/dpa-tmn/Mascha Brichta
Eine Covid-Schutzimpfung für werdende Mütter ist auch ohne bisheriger Zulassung in der Schwangerschaft möglich, bedarf aber einer Nutzen-Risikoabwägung.

Zu einer ausführlichen Aufklärung beim Frauenarzt rieten mehrere Expertinnen am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Es gebe bisher keinen Anhaltspunkt für negative Auswirkung der Corona-Impfung auf Kind oder Schwangerschaft, aber zu wenig Daten, sagte Petra Pateisky vom AKH Wien.

Nur limitierte Daten bei stillenden oder schwangeren Frauen

In der Kürze der bisherigen Entwicklungszeit der Covid-Vakzine gibt es noch "keine Zulassung für die Verwendung in der Schwangerschaft und wir haben auch nur limitierte Daten bei stillenden Frauen aus laufenden Studien, wo Frauen schwanger geworden sind oder gestillt haben", berichtete ÖVIH-Präsidentin Renee Gallo-Daniel. Die Studien liefen nach der Marktzulassung jedoch weiter, hoffte sie demnächst auf mehr Daten zu Corona-Immunisierungen bei Schwangeren und auch Kindern.

Corona-Impfung für Schwangere: Nutzen-Risiko-Aufklärung gefordert

Von der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) gibt es eine "Empfehlung, dass die Impfung für Schwangere zugänglich sein soll", erläuterte Pateisky. Es brauche eine individuelle Nutzen-Risiko-Aufklärung und eine Aufklärung über den sogenannten "off-label use", die Anwendung ohne Zulassung für werdende Mütter. Nach bisherigen Impfungen von Schwangeren seien unter anderem Antikörper im Nabelschnurblut gefunden worden, damit sei von einem passiven Schutz des Kindes auszugehen, sagte die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am AKH/MedUni Wien.

Sollten Frauen kurz nach einer Corona-Impfung bemerken, dass sie schwanger sind, könnten sie darüber mit ihrem Gynäkologen sprechen. Es sei aber danach keine Intervention nötig, erläuterte Pateisky. "Es ist dann eine individuelle Entscheidung, ob eine Zweitimpfung stattfindet", sagte Miriam Mottl von der Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie am Kepler Universitätsklinikum Linz. Für diese Frage riet sie ebenso zu einer Abwägung mit den Ärzten. Kurz vor einer möglichen Schwangerschaft bestehen keine Bedenken. "Wenn Sie einen Kinderwunsch und die Möglichkeit zur Impfung haben, dann lassen sie sich impfen", riet Mottl, auch wenn es nur einer der Partner sei.

Corona-Erkrankung: Schwerer Verlauf bei Schwangeren wahrscheinlicher

Schwangere sollten sich laut Pateisky mit FFP2-Masken schützen und alle Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen. Bei Corona-Infektionen in der Schwangerschaft ist ein schwerer Verlauf etwas häufiger als bei Nicht-Schwangeren im gebärfähigen Alter, warnte die Medizinerin. Besonderes Risiko besteht bei Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes und Schwangeren über 35 Jahren. Außerdem gebe es eine dreifache Erhöhung der Frühgeburtsrate. Auch bei einer aktiven Infektion sei eine vaginale Geburt empfohlen, dann in einem speziellen Infektionskreissaal und mit Personal in Schutzausrüstung.

In Österreich gibt es eine Impf-Priorisierung für enge Kontaktpersonen von werdenden Müttern, wegen deren Risiko für einen schweren Verlauf. "Allein in der Steiermark haben 4.428 Personen dieses Angebot bereits in Anspruch genommen", berichtete die steirische Gesundheitslandesrätin und studierte Biochemikerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Auch Eltern von Kindern mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko, etwa bei krebskranken Kindern, werden bei der Impfreihung bevorzugt, betonte die ehemalige Frauen- und Familienministerin.

(APA/Red)

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