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NASA-Mondmission mit Technologie aus Wien gestartet

Die NASA-Mondmission Artemis I ist am Mittwoch erfolgreich gestartet.
Die NASA-Mondmission Artemis I ist am Mittwoch erfolgreich gestartet. ©Red Huber/Getty Images/AFP
Die NASA-Mondmission "Artemis I" ist am Mittwoch erfolgreich gestartet. Mit an Board ist auch Technologie aus Wien und Graz.
NASA setzt bei Mondmission auf Wiener Unternehmen
NASA-Mondmission "Artemis I" erneut verschoben

Nach mehreren Verzögerungen ist am Mittwoch die Mondmission "Artemis I" der US-Raumfahrtbehörde NASA vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Mit der Rakete "Space Launch System" startete die unbemannte Kapsel "Orion", die rund drei Wochen lang in einer Umlaufbahn um den Mond herum unterwegs sein. Am 11. Dezember wird die Kapsel zurück auf der Erde erwartet.

Das Wiener Unternehmen TTTech und Magna in Graz haben Komponenten für Orion und dessen europäisches Versorgungsmodul ESM geliefert. Von TTTech kommt Technologie für die Datennetzwerke von Orion und ESM, von Magna Hochdruckleitungen für die Flüssigtanks der Rakete.

Freude bei Unternehmen aus Wien nach erfolgreichem Start von NASA-Mondmission

"Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Start von Artemis I und wir sind sehr stolz darauf, als eines von nur zwei österreichischen Unternehmen mit an Bord zu sein", erklärte Christian Fidi, vom Bereich Aerospace der TTTech, nach dem erfolgreichen Start der NASA-Mondmission. TTTech produziert u.a. Steuerungssoftware und Netzwerkplattformen für die Auto- und Flugzeugindustrie.

Die Stärke der Technologie liegt darin, Daten basierend auf Standard-Ethernet höchst ausfallsicher und zuverlässig zu übertragen - und das Time-Triggered (TT), also zeit-gesteuert. Die Daten werden dabei genau zur richtigen Zeit geliefert, und zwar bis zu einer Millionstel Sekunde genau. Das ist bei der Steuerung eines Flugzeugs oder beim autonomen Fahren notwendig, entscheidet aber auch in der Raumfahrt über das Gelingen einer Mission.

Unternehmen aus Wien liefert auch Technologie für ESM-Versorgungsmodul

"Wir liefern sowohl für das Orion Crew Modul als auch für das European Service Modul die Technologie für die Vernetzung der Avionik Computer und der Kontrollsysteme, ein speziell ausfallsicheres und skalierbares Ethernet", erklärte Kurt Doppelbauer von TTTech gegenüber der APA. Das "TTEthernet-Netzwerk" verbindet quasi als Nervensystem der Module zahlreiche Sensoren, Computer und antriebstechnische Bauteile (Aktuatoren) miteinander, die für verschiedene sicherheitskritische Funktionen wie Flugsteuerung oder Lebenserhaltungssysteme zuständig sind. Über das Netzwerk können aber auch nicht-kritische Aufgaben ablaufen, etwa Videokommunikation, womit eine separate Verkabelung und damit Gewicht eingespart wird.

Die Wiener Technologie, die das Unternehmen an Honeywell lizensiert hat, erlaubt dabei mit Datenraten von bis zu einem Gigabit den Systemen, eintausend Mal schneller Daten an Bord zu übertragen, als beim Space Shuttle (1Mbit), betonte Doppelbauer. Bereits 2019 hat die NASA gemeinsam mit den Raumfahrtagenturen anderer Länder "TTEthernet" als offenen Standard für On-Board-Avionik für Deep Space-Anwendungen definiert und diesen Standard auch für Ausschreibungen von Weltraummodulen verwendet. Daher müssen alle Module kompatibel zum "TTEthernet" sein. Künftig können damit andere Raumfahrzeuge, Trägerraketen oder auch die geplante NASA Gateway Raumstation beim "Andocken" problemlos miteinander kommunizieren.

Erstmals Technologie von Magna an Board der NASA

Während TTTech bereits seit dem Jahr 2000 in mehreren Projekten mit der NASA zusammenarbeitet, produzierte die Abteilung für Luft- und Raumfahrt von Magna erstmals Komponenten für ein NASA-Programm. Das Unternehmen baute für ihre an Boeing gelieferten Druckleitungen für die Trägerrakete SLS auf Technologien auf, die für den Treibstofftank der wasserstoffbetriebenen Limousine BMW Hydrogen 7 entwickelt wurden.

Magna Hochdruckleitungen für die Flüssigtanks der NASA-Rakete

Die sogenannten "Tankbedruckungsleitungen" (Pressurization Lines) sind für die Aufrechterhaltung des nötigen Drucks in den riesigen, 2,8 Millionen Liter fassenden Treibstofftanks für Flüssigwasserstoff und -sauerstoff ausgelegt. "Die Tanks brauchen einen bestimmten Druck, damit sie den Belastungen standhalten können, welche im Betrieb der Trägerrakete auftreten", erklärte Armin Scheinost, Leiter von Magna Aerospace. Er vergleiche das immer mit einer Cola-Dose: "Wenn dies voll und unter Druck ist, kann man sich darauf stellen und sie wird nicht beschädigt. Ist sie allerdings leer und drucklos, so wird sie zerquetscht."

Über die Druckleitungen von Magna wird bei der SLS dazu Wasserstoff und Sauerstoff in die jeweiligen Tanks zurückgeführt, und dadurch ein definierter Tankdruck sichergestellt. Die Leitungen befinden sich zum Teil an der Außenseite der Rakete und sind als dünne metallische Rohre an der Tankaußenseite gut sichtbar, wie Scheinost gegenüber der APA erklärte. Nähere Details zu den Druckleitungen, etwa die verbaute Länge, Größe, Druck, etc. dürfe das Unternehmen aus rechtlichen Gründen nicht geben.

"Artemis I wird bestimmt kein Oneway-Ticket zum Mond. Im Gegenteil. Die Mission stellt einen wichtigen Meilenstein für die weitere Erforschung des Weltraums dar, und zwar nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in der internationalen Zusammenarbeit von NASA und ESA", berichtet Klaus Pseiner, Geschäftsführer der FFG über das Ereignis.

Österreich "gefragter Partner bei Weltraummissionen"

Für Pseiner sind diese österreichischen Beiträge "rot-weiß-rote Rocket Science". Dies zeige einmal mehr, dass "die heimische Weltraumtechnik international wettbewerbsfähig ist und Österreich ein gefragter Partner bei Weltraummissionen ist", so der Geschäftsführer der Forschungsförderungsgesellschaft FFG mit ihrer Agentur für Luft- und Raumfahrt. Die "beeindruckende Beteiligung von Magna und TTTech basiert insbesondere auf unseren langfristig und konsequent ausgerichteten Technologiestrategien", sagte Pseiner zur APA. Die Grundlagen dafür seien mit der österreichischen Beteiligung an den Wahlprogrammen der ESA und begleitenden Förderungen aus dem nationalen Weltraumprogramm geschaffen worden.

(APA/Red)

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