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Metaller-KV: Streik der voestalpine-Beschäftigten ab 14 Uhr

Die Beschäftigten der voestalpine streiken am Dienstag.
Die Beschäftigten der voestalpine streiken am Dienstag. ©APA/HANS KLAUS TECHT (Symbolbild)
Infolge des Scheiterns der 7. Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) in der Metalltechnischen Industrie setzen die Gewerkschaften ihre bisherigen kurzen Streiks fort.
Siebente Runde abgebrochen
Verhandlungs-Fortsetzung
11,6 % mehr Lohn und Gehalt gefordert

Der führende Betrieb, voestalpine, wird heute ab 14:00 Uhr die Arbeit für 24 Stunden unterbrechen. Die Gewerkschaften, GPA und PRO-GE, haben ihre Forderung von ursprünglich 11,6 Prozent Plus auf 10,6 Prozent reduziert, während auch die Arbeitgeber ihre Angebote angepasst haben.

"Rotzfreches Angebot lassen wir uns nicht gefallen"

"Das rotzfreche Angebot von gestern lassen wir uns nicht gefallen" - fasst voestalpine-Betriebsratsvorsitzender Hans Karl Schaller am Dienstag den Unmut seiner Kolleginnen und Kollegen über die stockenden Verhandlungen zum Kollektivvertrag 2024 der Metallindustrie zusammen. Das neue Angebot der Arbeitgeber sei - alles zusammengerechnet - mit durchschnittlich plus 5,99 Prozent um 0,01 Prozent besser als das vorige, empörte sich Schaller im Gespräch mit der APA.

Als Reaktion werden die "Voestler" heute ab 14:00 Uhr für 24 Stunden streiken, ausgenommen seien Hochofen, Stahlwerk, Kokerei und Kraftwerk. Denn das Angebot sei nicht nur prozentuell zu dürftig, die Arbeitgeber wollten auch die Überstundenzuschläge um 50 Prozent und den Mehrzeitzuschlag bei Teilzeit auf Null kürzen. "Es geht nicht mehr um die Löhne sondern die KV-Verhandlungen der Metaller werden für einen Angriff auf alle Kollektivverträge missbraucht", sagte Schaller. Die Arbeitgeber würden keine Einigung wollen, sondern danach trachten, die Verhandlungsgemeinschaft aufzubrechen.

In Wahrheit sitze die Bundesregierung mit am Verhandlungstisch - an dem übrigens Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill noch in keiner einzigen Runde Platz genommen habe, so Schallers Kritik - und es werde Schwarz-Blau für die nächste Bundesregierung vorbereitet, meinte Schaller. "Wenn die Metaller nachgeben, die anderen haben nicht diese Schlagkraft", stellte er in den Raum. Morgen, Mittwoch, werden auch die voestalpine-Beschäftigten in Kapfenberg für 24 Stunden in Streik treten.

Von Seiten der voestalpine hieß es heute zur APA, dass man über einen 24-Stunden-Streik informiert worden sei. "Es ist davon auszugehen, dass die Produktion in dieser Zeit eingeschränkt sein wird. In den Bereichen, wo möglicherweise Kund:innen betroffen sein könnten, stehen wir mit diesen bereits im Austausch", so der ehemals staatliche Großkonzern. Wie hoch der Schaden sein werde, lasse sich noch nicht beziffern, weil das Ausmaß der Streiks aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar sei.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer meinte heute am Rande einer Pressekonferenz: "Wir mischen uns da von der Spitzenebene - außer wir werden gerufen, und das hat noch nicht stattgefunden - nicht ein." Grundsätzlich meinte er: "Es dauert halt heuer länger, weil es eine ganz schwierige Situation ist". Sein Tipp: "Da muss man aufeinander zugehen."

Metaller-KV: Angebot der Industrie ist im Rahmenrecht

Jedoch ist das Angebot der Industrie von einem Lohnanstieg von sechs Prozent und einer Einmalzahlung von 1.200 Euro mit bestimmten Verschlechterungen im Rahmenrecht, wie beispielsweise bei den Überstundenzuschlägen, verbunden. Dies stößt auf den Widerstand der Gewerkschaften. Die genaue Ausdehnung der Streiks wurde bisher nicht festgelegt und soll von den Streikkomitees in den Unternehmen entschieden werden. Die Arbeitgeber wiederum werfen den Gewerkschaften vor, kompromisslos zu sein und sich in einer Sackgasse zu befinden. Ein Zeitpunkt für weitere Verhandlungen stand zum Zeitpunkt dieser Meldung noch nicht fest.

Es fällt auf, dass nicht nur die außergewöhnlich vielen Verhandlungsrunden ohne Einigung bemerkenswert sind, sondern auch die kurzen Verhandlungszeiten am Abend. In der Vergangenheit wurde oft bis spät in die Nacht verhandelt, während gestern die Gespräche in der Wirtschaftskammer in Wien bereits um 20:00 Uhr endeten.

Die Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), bezeichneten das Angebot der Unternehmervertreter gestern Abend als "Frechheit", während Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill weiterhin verhandlungsbereit zeigte. Allerdings betonte er, dass sich die Arbeitgeber nicht von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen beeindrucken lassen würden.

Binder äußerte in der "ZiB 2"

Binder äußerte in der "ZiB 2": "Das ist eine unfassbare Grauslichkeit, was die Arbeitgeber da bieten. (...) Wir werden uns gut überlegen, wie wir die weiteren Maßnahmen nun festsetzen. Wir werden jetzt auf jeden Fall einen Zahn zulegen."

In der vergangenen Woche hatte der Beschlägehersteller Maco aus Salzburg einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht und eine Lohnerhöhung von sieben Prozent angeboten, wenn die Mitarbeiter auf Streiks verzichten würden. Dieses Angebot galt bis zur Vereinbarung eines KV und dann würde der vereinbarte Lohnanstieg gelten.

voestalpine-Beschäftigte streiken am Dienstag

Kürzlich haben die Bäcker eine Lohnerhöhung von 9,7 Prozent abgeschlossen. Die Bundesregierung gewährte den Pensionisten im Sommer eine Erhöhung von ebenfalls 9,7 Prozent. In der Frühjahrslohnrunde bewegten sich die meisten Abschlüsse bei rund zehn Prozent. Die Elektroindustrie schloss mit 9,9 Prozent ab, die Papierindustrie mit 9,8 bis 10 Prozent. Die Inflationsrate lag im Frühjahr bei 9,5 Prozent und stieg im Herbst auf 9,6 Prozent.

Derzeit wird auch über den Kollektivvertrag im Handel verhandelt, bei dem es sich um die größte KV-Gruppe mit etwa 430.000 Beschäftigten handelt. Die Gewerkschaft forderte ursprünglich eine Gehaltserhöhung von 11 Prozent, mehr Urlaub und eine Diskussion über eine generelle Arbeitszeitverkürzung. Die Arbeitgeber boten ein Plus von 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro an. Die Gewerkschaft GPA machte ein Gegenangebot von 9,5 Prozent und einem Fixbetrag von 40 Euro. Eine Einigung vor einer Lösung in der Metallindustrie wird im Handel als unwahrscheinlich angesehen.

(APA/Red)

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