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Markenartikler bedauern Merkur-Aus

Merkur wird zu "Billa Plus".
Merkur wird zu "Billa Plus". ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der Markenartikelverband bedauert das Aus der Merkur-Handelskette und hofft auf eine "faire Chance" im neuen "Billa Plus"-Supermarkt.
Merkur wird zu "Billa Plus"

Der Markenartikelverband hat heute vorsichtig auf das gestern verkündete Ende für die Marke Merkur und die Umwandlung der Merkur-Märkte in "Billa Plus" reagiert. Der Schritt des Eigentümers, des deutschen Rewe-Konzerns, sei im scharfen Wettbewerb der Lebensmittelhandelsketten verständlich, sagte der Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes der Markenartikelindustrie, Günter Thumser. Man erwarte aber nun eine "faire Chance" für Markenartikel gegenüber den Handelsmarken.

Bessere Platzierung im Regal

Darunter verstehen die Markenartikler, dass der Handel neue Produkte der Hersteller auch so platziere, dass das Produkt eine Chance habe - "nicht irgendwo ganz oben, oder daneben sofort ein sehr ähnliches Angebot 30, 40 Prozent günstiger". Dann würde das Innovationsprodukt des Herstellers die gesamten Entwicklungskosten tragen, aber nur als "Schuhlöffel" dienen und als Vorlage für den Eigennutz verwendet. "Das ist nicht fairer Wettbewerb", betonte Thumser bei einer Online-Pressekonferenz am Freitag.

Der Handel gehe bei den eigenen Marken nämlich mit ganz anderen Maßstäben in die Preiskalkulation. Die Herstellermarken hätten einen viel höheren Entwicklungsaufwand. "Es ist natürlich unfair, wenn man nur die Regalpreise vergleicht. Man sollte sich auch mit dem Durchschnittspreis bzw. den Aktionspreisen der Hersteller beschäftigen." Beim gezielten Einkauf sei die Preisdifferenz gar nicht mehr so groß, sondern betrage nur mehr 10, 15 Prozent, meint der Verbands-Geschäftsführer.

Markenartikelverband bedauert Merkur-Aus

Mit Merkur werde eine "sehr wertvolle und nachhaltig aufgebaute Premiummarke" abgeschaltet, so Thumser. Der für den Markenartikelverband tätige Werber Mariusz Jan Demner sieht den Schritt von Rewe "mit einem weinenden Auge". Seine Agentur arbeite nämlich für Merkur, man habe beim Aufbau der Marke geholfen. Die Entscheidung des Managements wolle er nicht kommentieren. "Wir können nur hoffen, dass die künftige Entwicklung die Marken in ihrem Stellenwert im Regal belässt, und sie auch versteht als wichtige Kundenbringer."

Der Verband der Markenartikelindustrie führt seine jährliche Kampagne, die zum Kauf von Markenprodukten verführen soll, auch heuer durch. Das Motto: Besser mit der Marke. Dafür werden von Plakaten über TV-Buchungen bis zum Online-Spiel verschiedene Werbeformen genutzt. Der Bruttowert der Kampagne liegt laut Demner bei über 2,2 Mio. Euro in einem Monat. "Das wird eine sehr sichtbare Kampagne sein", ist der Werber überzeugt. Marken stünden gerade in der Krise für Vertrauen und Sicherheit.

Sorgen wegen Werbeverbot

Sorgen machen den Markenartiklern auch mögliche Werbeverbote für Lebensmittel, die für Kinder ungesunde Ernährung betreffen. "Wir wehren uns gegen überschießende Forderungen, die Lieblingsprodukte der Österreicher aus der Werbelandschaft zu verbannen", sagte der Präsident des Verbands, Alfred Schrott, der beim Süßwarenkonzern Manner Marketing-Vorstand ist. Da würde nämlich nicht mal die Schulmilch überbleiben, wegen des Fettgehalts in der Milch. Das Gesundheitsministerium solle hier kein "Gold Plating" gegenüber den EU-Regeln machen, also keine strengeren Regeln als die EU einführen. Das würde den heimischen Betrieben nur Nachteile bringen.

Auch die Bestrebungen zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung der Zutaten stören den Manner-Vorstand und Verbands-Präsidenten. "Es geht auch darum, wie viel Text bekomme ich überhaupt auf die Packung". Manner kaufe für seine Süßwaren die Rohstoffe wie Zucker und Mehl vorrangig in Österreich ein, aber manchmal müsse man auch Dinge zukaufen. Dann müsste man die Folien jedes Mal mit großem Aufwand neu bedrucken. Faktisch würde daher bei einer Herkunftskennzeichnung jeder Hinweis auf die Herkunft aus Österreich verschwinden müssen, das wäre aber schade für die Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande und auch im Export hinderlich.

(APA/Red)

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