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Manfred Weber: Der EU-Wahl-Spitzenkandidat der EVP im Porträt

Weber ist der europaweite Spitzenkandidate der Volkspartei.
Weber ist der europaweite Spitzenkandidate der Volkspartei. ©APA/AFP/DPA/ARMIN WEIGEL
Der Spitzenkandidat der EVP, Manfred Weber, wird als sympathisch aber systematisch beschreiben und will "Europa den Menschen zurückgeben".
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Athen, die Wiege der europäischen Demokratie: Manfred Weber hat eine symbolträchtige Kulisse für den Auftakt seiner heißen Wahlkampfphase gewählt. Dort gab der CSU-Politiker und Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) jetzt seine “zwölf Zusagen” an die Europäer – vom EU-Grenzschutz bis zum Wohndarlehen, vom europäischen FBI bis zum Kampf gegen den Krebs.Straßburg. Das ist das Programm des 46-Jährigen, falls er im Herbst als Nachfolger von Jean-Claude Juncker Präsident der EU-Kommission wird. Der EVP-Fraktionschef wäre der erste Deutsche in dem Amt seit Walter Hallstein vor mehr als 50 Jahren. Das trifft durchaus auf Gegenwehr. Doch der Niederbayer setzt darauf, dass die EVP nach der Europawahl Ende Mai wieder stärkste Fraktion wird und er demokratisch legitimiert wäre.

Kandidatur über Jahre vorbereitet

Sympathisch, aber systematisch hat der studierte Ingenieur diese Kandidatur über Jahre vorbereitet. Der verheiratete Katholik wurde nach einer kurzen Etappe im Bayerischen Landtag 2004 erstmals ins Europaparlament gewählt. Zehn Jahre später wurde er Fraktionschef und managte fortan mehr als 200 Abgeordnete aus der ganzen EU, obwohl er recht bayrisches Englisch und sonst keine Fremdsprache spricht.

Weber geht als Spitzenkandidat der EVP in die Europawahl

In der CSU konnten erstmal nur wenige verstehen, dass der Mann aus Wildenberg freiwillig seine Heimat Bayern verließ, um im fernen Brüssel Karriere zu machen. Doch Webers Ehrgeiz brachte ihn auch in der Partei nach oben: 2015 wurde er ihr Vizechef. Seit die EVP ihn im November zum Spitzenkandidaten kürte, ist die CSU im Weber-Fieber. Das gilt selbst für frühere Konkurrenten wie Parteichef Markus Söder oder Landesgruppenchef Alexander Dobrindt.

Weber – zuhause bisweilen im Janker, in Brüssel oft im weißen Hemd ohne Krawatte – ist kein Freund offener Auseinandersetzungen. Der Stratege kämpft lieber im Hintergrund für seine Ziele. Anhänger bewundern ihn als Strippenzieher, Gegner werfen ihm einen Hang zu Intrigen vor. Wenn es für ihn brenzlig wird, greift Weber durch, zum Beispiel bei der Suspendierung der Fidesz-Partei des EU-kritischen Ungarn Viktor Orban in der EVP.

Webers größtes Manko: Regierungserfahrung

Weber, früher einmal Frontman einer Rockband namens Peanuts, ist längst aus der Kulisse getreten auf die offene Bühne. Wochenlang durchkreuzte er auf “Zuhörtour” die EU von Zypern bis ins Baltikum. Sein größtes Manko – fehlende Regierungserfahrung – münzte er um in Volksnähe. “Ich will Europa den Menschen zurückgeben”, ist sein Wahlkampfmotto.

Was Europa genau von dem Deutschen zu erwarten hätte, dürften trotzdem die wenigsten der gut 500 Millionen EU-Bürger wissen. Offen ist auch, wie er die Widerstände einiger Staats- und Regierungschefs bei der Nominierung als Kommissionschef überwinden und eine Mehrheit im neuen EU-Parlament finden will. Aber es hieße Weber unterschätzen, nähme man an, er hätte nicht auch dies strategisch geplant. Darauf deutet hin, dass er sich im Wahlkampf auch sehr oft in Österreich blicken lässt: Bei seinem treuesten Unterstützer im Kreise der EU-Regierungschefs, Bundeskanzler Sebastian Kurz.

(APA/Red)

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