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Mädchen in satanischer Sekte: US-Autorin Emma Cline debütiert mit "The Girls"

Emma Clines Erstlingsroman ist derzeit in aller Munde
Emma Clines Erstlingsroman ist derzeit in aller Munde ©Megan Cline / Hanser Verlag
Die junge Autorin Emma Cline ist derzeit mit ihrem Erstlingsroman in aller Munde - in den USA pfeifen die Spatzen ihren Namen von den Dächern. Sie hat damit bereits bereits international einen Bestseller gelandet, der jetzt unter demselben Titel auf Deutsch erschienen ist. "The Girls" ist unser Buch-Tipp der Woche.

Das Jahr 1969 hat die 14-jährige Evie für immer verändert. Bis in die erzählte Gegenwart – sie ist inzwischen eine Frau mittleren Alters – verfolgen sie die Erinnerungen an die Ereignisse in jenem Sommer. Ein Lichtreflex, ein Tuch aus Chiffon der Mutter reichen – schon ist alles wieder da.

Pubertierende gerät in Fänge einer Sekte: “The Girls”

Die Newcomer-Autorin Cline, geboren 1989, geht in ihrem Romandebüt “The Girls” der Frage nach, wie weit ein junger Mensch, in diesem Fall die einsam-orientierungslose Evie, zu gehen bereit ist, um Halt und Anerkennung zu finden. Cline lässt ihre Protagonistin in die Fänge des ebenso charismatischen wie satanisch veranlagten Sektenführers Russell geraten, der seine Jüngerinnen auf einer heruntergekommenen Ranch in Kalifornien mit Sex und Drogen gefügig macht und sie am Ende zu einem blutig-brutalen Massaker animiert.

Die pubertierende Anti-Heldin himmelt allerdings weniger Russell als vielmehr dessen 19-jährige Hauptfrau Suzanne an, die zu ihrem persönlichen Role Model wird. Neben dieser verblassen alle Männer, vor allen Dingen ist sie aber die Einzige, von der sich Evie wahrgenommen fühlt.

Emma Cline verarbeitet Motive von Charles Manson und “The Family”

Vor dem Hintergrund der realen Geschichte des legendären Hippie-Gurus Charles Manson und seiner überwiegend weiblichen Gemeinde, scheint sich Cline in ihrem Erstlingswerk weniger für die Auswüchse einer Gegenkultur im “Zeitalter des Wassermanns” und der Power-Flower-Bewegung zu interessieren als für die seelischen Befindlichkeiten einer Teenagerin aus dem Bürgertum. Zeitlich angesiedelt vor inzwischen fast einem halben Jahrhundert, ist diese Coming-of-Age-Story immer noch aktuell. Sie läuft von Beginn an auf die Katastrophe zu, die brutalen Morde der “Girls” nehmen allerdings nur den geringsten Teil des Buches ein.

In den USA millionenschwerer Streit um Rechte

Cline versteht sich darauf, ebenso einfühlsam wie bildhaft und mit vielen griffigen Vergleichen gewürzt zu schreiben. Sie wechselt dabei immer wieder die Perspektive – aus der des verführbaren Mädchens von damals und aus der der erwachsenen Frau von heute, was es – zumindest anfangs – nicht immer leicht macht, ihr zu folgen. Auch etliche orthografische Fehler in der deutschen Übersetzung stören den Lesefluss ein wenig.

Psychologische Tiefe kann man dem Roman jedoch nicht absprechen. Warum sich indes US-Verlage in einem millionenschweren Bieterwettstreit um die Rechte an “The Girls” gerissen haben sollen, wie verschiedene Medien berichteten, bleibt schwer nachvollziehbar.

Emma Cline: “The Girls”, Hanser Verlag, 352 Seiten, 22,70 Euro

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(apa/red)

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