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Luftschlangen und Lebensweisheiten bei Konzert von Olli Schulz in Wien

Olli Schulz ist am 21. März 2015 mit seiner Band im WUK aufgetreten.
Olli Schulz ist am 21. März 2015 mit seiner Band im WUK aufgetreten. ©VIENNA.at
Olli Schulz wirft bei seinem Konzert im Wiener WUK mit Luftballons und Lebensweisheiten um sich. Ein Abend mit einem Mann, dem auf seiner ausverkauften Tour das Publikum zu Füßen liegt und der das nicht nur ganz genau weiß, sondern auch zu schätzen weiß.
Olli Schulz kommt nach Wien
Konzert-Highlights im März

Zum ersten Mal stand Olli Schulz in Wien nicht alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne, sondern hatte seine Band mit dabei. Und nicht nur das, sondern erstmals werden ihm die Gitarren angereicht und er muss nicht mehr alles selber machen: “Ich glaub, ich werde doch noch ein professioneller Musiker”, meint der 41-Jährige vor ausverkauftem Haus.

Der Start in das Wien-Konzert erfolgte mit “So muss es beginnen” vom neuen Album “Feelings aus der Asche”. Wenn bereits beim ersten Song des Konzerts der Sänger Spagat macht und mehrere Luftschlangenkanonen abfeuert, fragt man sich natürlich, in welche Richtung die Spannungskurve danach noch gehen soll. Aber Olli Schulz ist eben Entertainer durch und durch und ein Abend mit ihm wird auch nach so einem Start garantiert nicht langweilig.

Songs vom neuen Album und Klassiker

Mit “Phase”, “Passt schon!” und “Boogieman” folgten weitere Stücke von der neuen CD und zwischen den Songs gab er nicht nur die jeweilige Entstehungsgeschichte zum Besten, sondern geizte auch nicht mit Lebensweisheiten und Ratschlägen: “Mädchen denken immer, sie müssten Arschlöcher retten. Aber dann merken sie, dass man die nicht retten kann. Und dann wollen sie Typen wie uns. Aber bis dahin sind wir dann auch schon vergeben”, meinte er beispielsweise vor dem Song “Phase”. Die Liebe und das Alter waren die allgegenwärtigen Themen seiner Anekdoten.

Mit Ankündigungen wie “Dieser Song ist ein erotischer Mystery-Thriller” weiß Olli Schulz die Lacher auf seiner Seite, auch wenn allen klar ist, dass hinter seinen Ausführungen über “die Einsamkeit des Mannes auf der Bühne” natürlich auch ein kleiner Funke Wahrheit steckt. “Genießt eure Jugend, ihr kleinen geilen Schweine”, lautet jedoch seine Empfehlung, bevor es zu sentimental im Saal werden kann. Mit dem Mystery-Thriller „Ich dachte, du bist es“ gab es einen kurzen Abstecher in das Album von 2012 (“SOS – Save Olli Schulz”), bevor “Mann im Regen” gespielt wurde. Diesen Song hätte er auch gerne schon auf der letzten Platte veröffentlicht, “aber mein Produzent hat es irgendwie nicht gespürt”. Beim aktuellen Album hat er es jedoch gespürt und auch das Publikum spürt es jetzt sehr eindrücklich.

Olli Schulz erzählt, erzählt und erzählt

Olli Schulz ist ein großartiger Geschichtenerzähler – nicht nur durch seine Songs. Er redet einfach gerne und hört sich gerne reden. Zwischen den Stücken erzählt und erzählt er. Was er da erzählt, hat man aber, wenn man Olli Schulz kennt, schon so oder so ähnlich gehört. Seine Schlümpfe-Verschwörungstheorie, die Geschichten über Tausend-Mark-Andre und seine Imitationen von Grönemeyer und Müller-Westernhagen bringt er nämlich gerne mal an – ob bei Konzerten, im TV oder in seiner wöchentlichen Radio-Show mit Jan Böhmermann. Er schreckt auch nicht davor zurück, Arzt-Witze zu erzählen und das Erstaunliche daran ist, dass er einfach so eine sympatische Art hat, dass solche Einlagen nicht unangenehm rüberkommen, sondern das Publikum sich darauf komplett einlässt und das Lachen fast schon befreiend wirkt. Schulz hat sein Publikum in der Hand, der Dialog funktioniert. Was aber nicht heißt, dass er sich dazu überreden ließe, “Der Rumäne” zu spielen.

Kleine Pannen und bunte Luftballons

Dass “Wenn es gut ist” nach der zweiten Strophe abgebrochen werden musste und neu begonnen wird, kann man dem Sänger nicht übelnehmen. Kleine Pannen passieren, mal ist eine Gitarre viel zu leise, mal viel zu laut. Schulz meinte dazu lachend: “Immer, wenn man geil abliefern will, geht etwas schief. Deswegen geb ich mir gar keine Mühe mehr.” Er bemüht sich nicht zu sehr, aber was er abliefert, kommt gut an. Bei “Spielerfrauen” merkt er dann jedoch, dass ein Gespräch mit dem Publikum über Fußball unweigerlich zu Buh-Rufen führt, weil man sich nicht einigen kann, welche Mannschaft aus Wien die bessere ist. Besänftigen lassen sich die Zuschauer aber sehr rasch – durch zwei riesige Luftballons, die durch den Zuschauerraum geworfen werden. Die Stimmung erinnert an einen Kindergeburtstag, der kurz vor der Eskalation steht.

Nach “Als Musik noch richtig groß war” muss die Band die Bühne vorübergehend verlassen. Olli Schulz möchte an seine Solo-Auftritte im B72, Chelsea und Flex erinnern und beweist, dass er auch ohne Band glänzen kann. Der Mann, der über sich selbst sagt, dass er bei Konzerten nach drei Liedern stetes so aussehen würde, als käme er “aus der Dunkelkammer oder aus dem Rotlichtmilieu”, zeigt Durchhaltevermögen und – viel wichtiger -, dass ihm seine Tour Spaß macht. Auch wenn, wie er betont, nicht in jeder Stadt das Publikum so toll ist, wie in Wien. Muss er ja sagen. “Vorführeffekt”, “Sauna (Aufguss! Aufguss!)”, “Human of the Week” und “Song ohne Grund” performt er ohne die Band.

Lebensweisheiten in und zwischen den Songs

“Ich gebe euch hiermit die Möglichkeit, in den kommenden dreieinhalb Minuten euer Leben noch einmal zu überdenken. Und meins auch”, kündigt Schulz vor “Schrecklich schöne Welt” an. Zum Tanzen holt er sich bei “Was macht man bloß mit diesem Jungen” eine Zuschauerin auf die Bühne, bevor er die Länge seines Mikrofonkabels komplett ausreizt und sich auf den Weg ins Publikum macht. Es folgen die Songs “Kinder der Sonne”, “Dann schlägt dein Herz” und “So lange  einsam”. Plus eine weitere Lebensweisheit: “Ich glaub ja, man kann nur glücklich mit jemand Anderem sein, wenn man auch alleine glücklich ist.” Mag sein, das Publikum jedenfalls scheint ziemlich glücklich und verlangt nach einer kleinen Country-Improvisationsnummer und “Die Ankunft der Marsianer” lautstark nach einer Zugabe.  Olli Schulz lässt sich nicht lange bitten und spielt noch zwei weitere Songs, bevor er sich mit und bis “Wenn die Sonne wieder scheint” für diesen Abend endgültig verabschiedet. (SVA)

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