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Klimawandel und invasive Arten setzen Bodenseefischen zu

2023 deutlicher Fangrückgang bei Bodenseefischerei
2023 deutlicher Fangrückgang bei Bodenseefischerei ©Canva
Klimawandel und invasive Arten setzen den Fischen im Bodensee zu. Die Berufsfischerinnen und -fischer am Obersee des Bodensees haben 2023 deutlich weniger Felchen gefangen als im Vorjahr.
Fischer dürfen jahrelang keine Felchen mehr fangen
Felchen-Fangverbot fix: So reagieren Berufsfischer

Seit Anfang 2024 dürfen gemäß der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) Felchen aufgrund massiver Bestandseinbrüche nicht mehr gefangen werden. Im Herbst soll die Zusammensetzung der Fischarten des Sees in einer großen Erhebung erfasst werden, hieß es.

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Gesamtfang 2023 deutlich unter dem Durchschnitt

Die 61 Berufsfischerinnen und -fischer am Bodensee erzielten 2023 einen Gesamtfang von 133 Tonnen Fischen, was deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre (318 Tonnen) lag. Barsche bildeten mit 38 Tonnen den größten Anteil, gefolgt von Hechten mit 16 Tonnen. Weißfische, wie Rotaugen, Karpfen und Schleien, machten 46 Tonnen aus. Gerade Rotaugen seien eine wirtschaftlich zunehmend wichtige Fischart, daher soll diese für eine nachhaltige Befischung vertieft untersucht werden. Der Felchenfang, einst der "Brotfisch" der Berufsfischer, sank auf 10 Tonnen, was nur 7,5 Prozent des Gesamtfangs entspricht. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre lag man noch bei 100 Tonnen. Mit 1. Jänner 2024 dürfen daher drei Jahre lang keine Felchen mehr gefangen werden.

Wasser für Felchen "zu sauber"

Das Wasser ist für den planktonfressenden Felchen quasi "zu sauber", dazu kommen ein verändertes Ökosystem durch Klimawandel und invasive Arten. Dazu zählen vor allem die aus dem Schwarzmeer-Raum stammende Quagga-Muschel, die bei der Nahrungsaufnahme wie ein Filter das Wasser weiter säubert, und der sich rasant vermehrende Stichling. Weil Stichlinge - eine aus Aquarien stammende Fischart - junge Felchen fressen, wurde Ende 2023 die Besatzstrategie angepasst, indem größere Jungfelchen ausgesetzt wurden.

Zwei Pilotprojekte geplant

Zwei Pilotprojekte zur Fang- und Verwertung von Stichlingen seien für 2024 geplant, zudem unterstütze die IBKF ein länderübergreifendes Projekt aus Baden-Württemberg zum Umgang mit dem Kormoran, ein Vogel der große Mengen Fisch vertilgt. Im Herbst findet zum dritten Mal nach 2014 und 2019 eine standardisierte Erhebung der Fischartenzusammensetzung im Bodensee statt, um die Veränderungen zu erfassen.

Die IBKF ist das höchste Gremium für die Angelegenheiten der Fischerei am Bodensee-Obersee. Sie tagt in der Regel einmal jährlich, ihre Beschlüsse müssen von den Uferstaaten jeweils in eigenes Recht umgesetzt werden. Der Vorsitz der Anrainerländer wechselt turnusmäßig alle drei Jahre. Die Regeln für die Bodenseefischerei basieren auf der "Bregenzer Übereinkunft" von 1893, einer der ältesten internationalen heute noch gültigen Fischereiverträgen.

(APA)

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