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Keine Zusatz-Rennen in den USA

Rund um die Versuche, die in Europa abgesagten Alpin-Rennen kommende Woche in den USA auszutragen, ist am Mittwoch in Beaver Creek wieder das ganze derzeitige Dilemma des FIS-Weltcups sichtbar geworden.

Der Internationale Skiverband fordert seit langem die zentrale Vermarktung ihrer Rennen, einige nationale Mitgliedsverbände wie der österreichische (ÖSV) sind strikt dagegen. Nach den Absagen in Val d’Isere (Herren) und St. Moritz (Damen) war angedacht gewesen, zumindest einige dieser Rennen in Aspen oder Beaver Creek an die derzeitigen USA-Rennen in Beaver Creek anzuhängen. Doch die Verlegung der Rennen nach Colorado scheiterte am Geld, letztlich fehlten auf die geschätzten zwei Millionen Dollar rund 350.000 Dollar.

“Das ist einer der frustrierendsten Momente, seit ich im Skirennsport dabei bin. Und das sind immerhin schon 32 Jahre”, sagte der enttäuschte FIS-Renndirektor Günter Hujara. “Wir haben hier exzellente Verhältnisse und hätten unseren Sport ausgezeichnet präsentieren können.” Sogar die TV-Stationen in Europa hätten trotz Fußball-Champions League mitgespielt.  So wurde der Kampf um die Rennen aber wieder einmal zu einem Spiel ohne zunächst sichtbaren Sieger. Dafür eines mit seltsamen Blüten. Geldprobleme ausgerechnet in einem Ort der Multimillionäre und Luxus-Herbergen, in dem ein Tagesskipass fast 100 Dollar kostet, erstaunen. Dafür wurde allen Ernstes ein Verzicht der Rennfahrer auf das Preisgeld in den Raum gestellt. “Dumme, inflationäre Gedanken”, so Hujara.

Auch der Internationale Skiverband (FIS) kommt wegen der fehlenden, zentralen Vermarktung als finanzieller Einspringer nicht in Frage. “Die Rechte liegen bei den nationalen Verbänden. Und mein Gehalt ist leider zu klein, sonst hätte ich es gestiftet”, meinte Hujara ironisch. Er habe schon vor 15 Jahren ein geeinigtes Marketing gefordert, sei aber gescheitert. “Diese Situation jetzt fürchte ich seit langem.”

Doch noch mitten in der Diskussion um die fehlgeschlagene Finanzierung der Rennen in den USA – angeblich soll auch ein Machtspiel zwischen Aspen und Beaver Creek nicht gerade geholfen haben – begann sich die Situation noch am Mittwochabend ohnehin bereits wieder zu ändern. Bei der Suche nach Ersatzorten wurden nicht nur einige Amerikaner plötzlich wieder ganz hellhörig, auch Sölden in Tirol wurde als möglicher Schauplatz der beiden in Val d’Isere (Herren) und St. Moritz (Damen) abgesagten Superkombinationen zum Thema gemacht. Dort war Ende Oktober der Gletscher-Auftakt dem Warmwetter zum Opfer gefallen.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel höchstpersönlich kümmerte sich in Beaver Creek um das Thema. Zuvor hatte der Tiroler ziemlich unverblümt Kritik an der Idee, bis zu vier weitere Rennen in Beaver Creek auszutragen, geübt.

“Acht Rennen an einem Ort, das ist marketingtechnisch Selbstmord”, hatte Schröcksnadel kopfschüttelnd gemeint und die Unterstützung seines Generalsponsors A1 – der Vertrag wurde ausgerechnet am Mittwoch um weite vier Jahre bis Olympia 2010 verlängert – nur für eventuelle Rennen in Aspen zugesagt.

“Auch Tennis hat man mit zu vielen Turnieren praktisch umgebracht”, brachte Schröcksnadel auch seine prinzipielle Abneigung gegen die von der FIS angepeilte Konzentration mehrerer Rennen an einem Ort einmal mehr auf´s Tapet. “Die Zuschauer sollen sich auf die Rennen freuen und die Rennläufer sinnvolle Bedingungen vorfinden. Acht Weltcup-Rennen an einem Ort, das ist wie eine WM, das ist der Overkill”, so Schröcksnadel. Der Professor forderte deshalb “Mut zur Lücke”. Sprich, notfalls Rennen nach einer Absage auch ersatzlos zu streichen. Schröcksnadel: “Auch mit Sölden ist das passiert. Skifahren ist nun mal ein Freiluftsport, und es gibt dutzende Umstände für eine mögliche Absage. Dann diese Rennen mit Gewalt durchbringen zu wollen, ist aber der falsche Weg.”

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