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Keine Einigung auf Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

Orchestervorstand berichtete von der gescheiterten Wahl
Orchestervorstand berichtete von der gescheiterten Wahl
Die Berliner Philharmoniker sind mit der Wahl ihres neuen Chefdirigenten gescheitert. Nach mehr als elf Stunden Beratungen und mehreren Wahlgängen konnten sich die 123 anwesenden Orchestermitglieder am Montag nicht auf einen Nachfolger für Sir Simon Rattle im Jahr 2018 einigen. Man wolle nun innerhalb eines Jahres einen neuen Anlauf unternehmen, sagte Orchestervorstand Peter Riegelbauer am Abend.


Das weltberühmte Orchester hatte sich am Vormittag in einer Kirche in Berlin zu der geheimen Wahl eines neuen Chefdirigenten zurückgezogen. Die demokratische Wahl eines Orchesterleiters durch die Musiker selbst gilt in der Klassik-Welt als einmalig.

Bei den Diskussionen den neuen Chefdirigenten betreffend sei es vor allem um die künftige Ausrichtung des Orchesters gegangen, sagte Riegelbauer. Es habe dazu “ganz grundsätzlich unterschiedliche Positionen gegeben”. Das Orchester sei zu mehreren Wahlgängen zusammengekommen, die jedoch ergebnislos geblieben seien. Der Orchestervorstand nannte die Debatten “konstruktiv”, sie seien “in kollegialer, freundschaftlicher Atmosphäre” verlaufen. Während der Diskussionen seien keine Kontakte zu möglichen Kandidaten aufgenommen worden. “Telefonieren war absolut tabu.”

Bis zur neuen Wahl wolle das Orchester nun die interne Diskussion über Kandidaten und die Zukunft des Ensembles weiterführen. Er hoffe, dass alle Dirigenten, die im Gespräch gewesen seien, weiter mit dem Orchester zusammenarbeiteten. Namen nannte Riegelbauer nicht. Der Posten an der Spitze des Elite-Orchesters gilt als eine der begehrtesten Aufgaben in der Welt der klassischen Musik.

Im Gespräch für die Leitung der Philharmoniker waren unter anderem die Dirigenten Andris Nelsons, Chef des Boston Symphony Orchestra, Christian Thielemann, Leiter der Staatskapelle Dresden, und Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper.

Unter den Traditionalisten im Orchester gab es viel Unterstützung für Thielemann (56). Der gebürtige Berliner gilt als Konservativer mit einem starken Hang zum romantischen, deutschen Repertoire und Komponisten wie Richard Wagner, Johannes Brahms und Anton Bruckner. Dagegen gilt der 36-jährige Nelsons, ebenfalls einer der Favoriten, als experimentierfreudiger Erneuerer.

Rattle hatte 2014 angekündigt, dass er seinen Vertrag über das Jahr 2018 nicht verlängern wolle. Der Brite ist seit 2002 im Amt. 2017 tritt er als Chefdirigent des London Symphony Orchestra an und will dann ein Jahr lang zwischen Berlin und London pendeln.

Das 1882 gegründete Orchester wird vom Land Berlin subventioniert, gilt aber in seinen Entscheidungen als weitgehend unabhängig. Das Recht auf Selbstverwaltung wurde 1952 festgeschrieben.

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