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Karten neu gemischt: Ferrari wohl Favorit

Selten waren Vorhersagen in der Formel 1 wegen der tiefgreifenden Regeländerungen so schwierig wie vor dieser Saison.

Zu einschneidend waren die Änderungen im Reglement, die es von allen Teams erforderten, völlig neue Autos zu bauen. McLaren-Mercedes um Weltmeister Lewis Hamilton hat zuletzt bei den Testfahrten alles andere als überzeugt, die große Überraschung war dagegen der Honda-Nachfolger Brawn GP. Bleibt Ferrari als Favorit für den WM-Auftakt am 29. März in Melbourne.

Die Italiener scheinen mit den neuen Rahmenbedingungen sehr gut zurechtzukommen, haben zuletzt vor allem Wert auf Standfestigkeit gelegt. Vergangene Saison hatte Felipe Massa um einen einzigen Punkt den WM-Titel verpasst. “Das will ich heuer nachholen”, betonte der Brasilianer. Hamilton dagegen weiß, dass noch Aufholbedarf besteht, will er in Australien um den Sieg mitfahren. “Wir werden bis zur letzten Sekunde kämpfen”, versprach der Engländer.

Das Testverbot während der Saison macht es schwierig, verpasste Entwicklungen aufzuholen. Dabei hat sich in der Formel 1 so viel verändert wie seit 20 Jahren nicht – nicht nur das schlichtere Aussehen der Boliden und die Rückkehr zu profillosen Trockenreifen. Eine völlig neue Aerodynamik soll durch weniger Luftverwirbelungen ebenso das Überholen erleichtern wie das Energie-Rückgewinnungssystem KERS, das zum X-Faktor werden könnte.

Durch gespeicherte Bremsenergie kann der Fahrer mittels Betätigung eines Boost-Buttons für 6,6 Sekunden pro Runde per Elektromotor 82 PS zuschalten. Viele Teams haben aber noch Probleme mit der Zuverlässigkeit des Systems, überlegen daher vorerst einen Verzicht – nicht so BMW, einer der Vorreiter. Mit Robert Kubica und Nick Heidfeld sind die Bayern ebenso wie Ferrari, Renault und Brawn schon in Melbourne zu den Sieganwärtern zu zählen.

Auf dem Fahrersektor haben sich die Topteams nicht verändert. McLaren geht mit Hamilton und Heikki Kovalainen, Ferrari mit Massa und Kimi Räikkönen in die Saison. Jenson Button und Rubens Barrichello könnten mit Brawn nach einer verkorksten Honda-Saison ihren zweiten Frühling erleben. Und Renault setzt vor allem auf Fernando Alonso, der sich seinen dritten WM-Titel zutraut. Auf die Frage nach seinen Chancen auf einer zehnteiligen Skala antwortete der Spanier selbstbewusst mit “sieben”.

Doch nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich steht die Formel 1 vor einem wegweisenden Jahr. Die Wirtschaftskrise greift um sich, eine eilig beschlossene Kostenreduktion soll den Ausstieg weiterer Hersteller verhindern und Privatteams Chancen bieten. Zudem will sich der Sport durch Innovationen wie KERS – die Entwicklungskosten für das Hybridsystem liegen bei knapp 40 Millionen Euro – als Vorreiter für die Serienproduktion legitimieren.

Es ist aber nicht wegzuleugnen, dass auch die Königsklasse den Gürtel enger schnallen muss. Um ein Drittel sollen die Ausgaben gegenüber 2008 zurückgefahren werden. Doch damit nicht genug: Die Teamvereinigung FOTA legte dem Automobil-Weltverband FIA ein weiteres Maßnahmenpaket für die kommenden Jahre vor. Einiger nutzloser Pomp ist bereits verloren gegangen, stattdessen soll vor allem in die Entwicklung der Autos investiert werden.

Selbst Red Bull schloss sich diesem Trend an. Das österreichisch-englische Team hofft auf den von Toro Rosso übersiedelten deutschen Jungstar Sebastian Vettel und ein völlig neues Auto aus der Feder von Stardesigner Adrian Newey. Geographisch verlagert sich die Formel 1 immer mehr nach Asien. Das Saisonfinale 2009 wird am 1. November erstmals auf dem neuen Kurs in Abu Dhabi ausgetragen. Dafür fielen Montreal und Magny-Cours aus dem 17 Rennen umfassenden Kalender.

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