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Jeder zwölfte Mensch mit Hepatitis-Virus infiziert

"Jeder zwölfte auf der Erde ist mit einem Hepatitis-Virus infiziert", so Angelika Widhalm, Präsidentin der Österreichischen Hepatitis Hilfe bei einer Pressekonferenz anlässlich des internationalen Hepatitis Awareness Day (1. Oktober) am Montag in Wien.

In den vergangenen Jahren sei durch die Hepatitis C-Aufklärung die Information über Hepatitis B in den Hintergrund gerückt, “ein bisschen zu Unrecht”: Hepatits B sei weltweit die häufigste Virusinfektion, sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), Friedrich Renner. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 350 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis infiziert. Österreich sei ein Land mit geringer Verseuchung im Vergleich mit Nachbarländern – trotzdem würden in Österreich nach Angaben des “Infektionsnetz Österreich” jährlich zwischen 1.000 und 1.500 Menschen neu infiziert. Die Übertragung des Virus über Blut und -bestandteile habe man weitgehend im Griff: “Aber es wird auch über Sexualverkehr übertragen”, so Renner. Eine Ansteckung sei über Speichel, Urin, Blut, Vaginalschleim oder Sperma möglich, Frauen hätten ein erheblich höheres Infektionsrisiko.

Das Virus greift die Leberzellen an, vermehrt sich und löst eine akute Hepatitis B aus. Bei 80 bis 90 Prozent heilt die Infektion innerhalb eines halben Jahres aus; bei fünf bis zehn Prozent entsteht laut Renner eine chronische Erkrankung. In Folge komme es bei 15 bis 20 Prozent der Patienten – “wenn man nichts dagegen tut” – zu einer Leberzirrhose bzw. zu einem Leberkarzinom. Frühsymptome einer chronischen Hepatitis seien schwer erkennbar, u. a. Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit.

Doch auch die akute Hepatitis B kann tödlich sein: 50 bis 80 Prozent der von der sogenannten fulminanten Hepatitis Betroffenen sterben daran. Diese betrifft in Österreich geschätzte 30 bis 40 Menschen im Jahr, häufig Frauen. Ungeschützter Sexualverkehr z. B. in südlichen Ländern spiele hier eine große Rolle.

Bezüglich Therapie hätte sich einiges getan: “Wir können die Krankheit kontrollieren”, berichtete Markus Peck-Radosavljevic von der Medizinischen Universität Wien. “Eine Therapie kann gut den Tod verhindern.” Zwar könnten Medikamente in vielen Fällen die Krankheit nicht ausheilen, aber das Virus in eine Art “Winterschlaf” versetzen. “Die wichtigste Maßnahme ist Prävention, die entscheidende Erstmaßnahme die Diagnose.” Erhöhte Leberwerte müssten auf jeden Fall abgeklärt werden.

Im Wesentlichen kämen derzeit zwei Therapieoptionen bei chronischer Hepatits B zum Einsatz wie etwa sogenanntes pegyliertes Interferon-Alpha, das eine Immunstimulation bewirkt. Nachteile seien Nebenwirkungen und eine Heilungsrate von nur rund 30 Prozent. Auch würden Nukleosidanaloga verabreicht, die eine Virusvermehrung verhindern: Letztere seien allgemein gut verträglich, so Peck-Radosavljevic.

Spät diagnostizierte Hepatitis B-Infektionen mit fortgeschrittener Lebererkrankung würden vor allem bei Personen mit Migrationshintergrund beobachtet: Um umfassende Information zu schaffen wurde ein neuer Informationsfolder in den Sprachen deutsch, englisch, bosnisch-kroatisch-serbisch, türkisch und rumänisch entwickelt. Vor rund fünf Jahren wurde die erste Informationsstelle “Info-Point Gesunde Leber” im Gebäude der Wiener Gebietskrankenkasse eingerichtet, nun soll es laut Widhalm weitere solcher Stellen in Salzburg, Niederösterreich und Burgenland geben.

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