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Ingeborg Bachmann-Preis 2009 an Jens Petersen

Bedeutende Auszeichnung zum 33. Mal vergeben
Bedeutende Auszeichnung zum 33. Mal vergeben ©APA (Eggenberger)
Der Schweizer Jens Petersen erhält den Ingeborg Bachmann-Preis 2009. Darauf einigte sich die Jury des Lese-Wettbewerbs unter dem Vorsitz von Burkhard Spinnen am Sonntag in Klagenfurt. Petersen setzte sich im Stechen gegen Ralf Bönt mit 5 zu 2 durch. Der Hauptpreis der 33. "Tage der deutschsprachigen Literatur" ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Kärntner Landeshauptstadt gestiftet.

Die 33. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt hat einige Höhepunkte, aber auch Überraschungen geboten. Zu den Highlights gehörte sicherlich die Eröffnungsrede von Büchner-Preisträger Josef Winkler, zu den Überraschungen, dass Andrea Winkler nicht einmal auf die Shortlist der potenziellen Preisträger kam. Die Kür des in der Nähe von Hamburg geborenen und seit einiger Zeit in Zürich lebenden Arztes und Autors Jens Petersen zum Bachmann-Preisträger war nach den Lesungen allerdings keine Überraschung.

Petersen (der auf der Bachmannpreis-Homepage als Schweizer Teilnehmer geführt wurde, Anm.) gewann mit dem Bachmann-Preis auch 25.000 Euro. Mit dem Kelag-Preis gingen 10.000 Euro an den Deutschen Ralf Bönt, der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis wurde seinem Landsmann Gregor Sander zugesprochen. Den Ernst-Willner-Preis (7.000 Euro) erhielt die Deutsche Katharina Born, der per Internet-Stimmabgabe vergebenen Hypo-Group-Publikumspreis (7.000 Euro) ging an Karsten Krampitz.

Petersen polarisierte mit seinem Text “Bis dass der Tod” die siebenköpfige Jury zwar, aber doch nicht so sehr, dass sie in zwei Lager zerfallen wäre. Genau das dürfte der Österreicherin Andrea Winkler passiert sein, bei ihr gab es vehementes Pro ebenso wie kategorisches Kontra. Überraschend auf die Shortlist schaffte es hingegen die Wienerin Caterina Satanik. Philipp Weiss half es auch nichts, dass er seinen Text aufaß, er fiel aber wenigstens nicht so arg durch wie Linda Stift, die gehörig zerzaust wurde. Generell war zu bemerken, dass realistische Texte derzeit offenbar wieder groß in Mode sind, die wenigsten Beiträge gingen darüber hinaus.

Clarissa Stadler legte einen guten Einstand als Moderatorin hin, was Juryvorsitzender Burkhard Spinnen bei seinem Resümee auch eigens hervorhob. Sie legte ihre Rolle sehr aktiv an, beging aber nicht den Fehler ihres Vorgängers Dieter Moor, die Jury dominieren zu wollen. Die Neuen in der Jury, Karin Fleischanderl, Meike Feßmann, Hildegard Keller und Paul Jandl, fügten sich nach leichten Anlaufschwierigkeiten sehr gut ins Team ein, es wurde kompetent und lebhaft diskutiert, auch der Spaßfaktor kam dabei nicht zu kurz.

Spinnen ließ bei seiner Schluss-Statement durchklingen, dass er gerne weitermachen würde und zeigte sich mit der derzeitigen personellen Konstellation “sehr zufrieden”. Für Heiterkeit sorgte er mit seiner Feststellung, der Bachmann-Wettbewerb sei “eine Zumutung”, sowohl für die Autoren als auch für Jury und nicht zuletzt für das Publikum. Dies sei die Wahrheit, und diese sei laut Ingeborg Bachmann den Menschen zumutbar.

Getreu diesem Motto hatte Josef Winkler bei seiner Eröffnungsrede der heimischen Politik einen Spiegel vorgehalten. Er geißelte Verschwendung und Missachtung der Literatur und erntete minutenlangen Applaus im vollbesetzten ORF-Theater. Die Gesichter der Honoratioren in der ersten Reihe, unter ihnen ÖVP-Obmann Josef Martinz, BZÖ-Kulturstadtrat Albert Gunzer und Jörg Haiders Witwe Claudia, waren allerdings eher versteinert. Stadler bezeichnete Winklers Rede als Detonation, die noch lange nachwirken werde. Gelernte Kärntner neigen allerdings eher der Ansicht zu, dass alles so weiterlaufen werde wie bisher.

Für den Lesewettbewerb ist diese Kontinuität jedenfalls zu erhoffen, denn das Interesse für die von Michaela Monschein nahezu perfekt organisierte Veranstaltung ist nach wie vor enorm. Journalisten, Agenten und Verleger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum strömten heuer in noch größerer Zahl nach Klagenfurt als in den vergangenen Jahren. Und die im Vorjahr eingeführte Innovation “Bachmann goes Europe” – die Texte werden in sieben Sprachen übersetzt und ins Internet gestellt – hat den Tagen der deutschsprachigen Literatur eine neue Dimension erschlossen und sollte unbedingt beibehalten werden.

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