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Inflation: Keiner will der Sündenbock sein

Hotellerie und Gastronomie verweisen auf höhere Kosten für Vorleistungen
Hotellerie und Gastronomie verweisen auf höhere Kosten für Vorleistungen ©APA | Canva
Erstmals seit 2017 waren Hotellerie und Gastronomie bei der Jahresinflation (VPI) im September die Hauptpreistreiber.
Austro-Inflation bei 6 Prozent
"Sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus"

Das stellte die Statistik Austria am Mittwoch wie berichtet fest. Doch WKÖ-Branchenvertreter wollten dies nicht auf sich sitzen lassen. Sie verweisen auf teurere Vorleistungen - während der Handelsverband von Lebensmittelpreisen "im Sinkflug" sprach. Keiner will also der Sündenbock sein. Freilich hängt alles zusammen.

Die Fachverbandsobleute für Gastronomie bzw. Hotellerie in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker und Hans Spreitzhofer, sahen sich laut Aussendung durch die Behörden-Statistik und der Berichterstattung darüber einem "Vorwurf" ausgesetzt. Es werde "in der veröffentlichten Meinung nicht ausreichend berücksichtigt", dass die Vorleistungen auch teurer wurden, so Spreitzhofer und Pulker. Es werde so getan als ob die Branche die Preiserhöhungen willkürlich vornehme, monierten die WKÖ-Branchenvertreter.

Günstigere Haushaltsenergie als Inflationsdämpfer

Laut Statistik Austria ist der Rückgang des Anstiegs der Verbraucherpreise auf 6 Prozent im September-Jahresvergleich vor allem auf die Haushaltsenergie zurückzuführen. Diese war zuletzt stets einer der Haupttreiber der immensen Inflation. Ohne die Preisentwicklung bei der Haushaltsenergie hätte die Inflation exakt 7 Prozent betragen. Laut Statistik-Behörde hatten die Preissteigerungen in Hotels und Gasthäusern in der Höhe von 11,4 Prozent einen Einfluss auf die Inflation von 1,44 Prozentpunkten. Das war diesmal eben der höchste Einfluss, die beiden Branchen lösten damit den Energiebereich als Hauptpreistreiber ab.

Gastronomie verweist auf teure Vorleistungen

Freilich brauchen Gastronomie und Hotellerie wie andere Wirtschaftsbereiche Vorleistungen. Diese seien "im Einkauf überdurchschnittlich gestiegen", so die WKÖ-Branchenvertreter. So verteuerten sich wie berichtet etwa Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um durchschnittlich 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, Fleisch wurde um 6,4 Prozent teurer, wie sie erinnerten.

Doch das kann man auch anders sehen, zeigt eine Aussendung des Handelsverbandes. Dort heißt es, dass sich die "Preise für Lebensmittel im Sinkflug" befänden. Dass es trotzdem den Anstieg von 8,4 Prozent gab - ein Beitrag von 0,95 Prozentpunkten zur gesamten Inflation im September - ist aus Sicht der Handelsvertreter "vor allem auf die energieintensive Produktion von Lebensmitteln und weiterhin hohe Erzeugerpreise zurückzuführen".

"Mehrheit gibt Kosten nicht 1:1 weiter"

"Die überwiegende Mehrheit der Betriebe gibt die gestiegenen Kosten laut einer Studie des market-Instituts vom Sommer dieses Jahres nicht 1:1 weiter", so Pulker und Hans Spreitzhofer, die Obleute der Fachverbände Gastronomie und Hotellerie. "Demnach kann nur jeder zehnte Betrieb die Kosten voll weitergeben, knapp die Hälfte der Gastronomie- und Hotelleriebetriebe (43 Prozent) haben die Kosten so gut wie nicht oder nur zu einem kleinen Teil weitergegeben bzw. 'schlucken' diese großteils selbst."

(APA)

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