Der Infektiologe Herwig Kollaritsch, der auch der Corona-Taskforce von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) angehört, appellierte an die Bevölkerung, die Sozialkontakte "drastisch einzuschränken". In der nunmehrigen epidemiologischen Lage gehe es darum, die effektive Reproduktionszahl - sie liegt aktuell bei 1,4, das heißt ein Infizierter steckt unter den aktuellen Bedingungen im Durchschnitt 1,4 Personen an - deutlich zu senken.
Kollaritsch veranschaulichte das mit konkreten Beispielen. Bei einer effektiven Reproduktionszahl von 0,9 reduzieren sich die Neuinfektionen binnen drei Monaten um 90, binnen sechs Monaten um 99 Prozent. Gelänge es, die effektive Reproduktionszahl auf 0,5 zu drücken, wäre eine Senkung der Neuinfektionen um 90 Prozent schon binnen zwei Wochen, eine Reduktion um 99 Prozent innerhalb von vier Wochen drinnen, erläuterte der Experte.
Impfstoff: Keine Wunderdinge zu erwarten
Von einem Impfstoff könne man sich keine Wunderdinge erwarten, dämpfte Kollaritsch die Hoffnung, ein solcher könnte die Pandemie zügig beenden. Nur mit einem transmissionsblockierenden Impfstoff, mit dem die Bevölkerung breit durchgeimpft wird, sei Herdenimmunität zu erreichen. Er rechnet damit, dass es im ersten Quartal 2021 einen oder mehrere Impfstoffe mit unterschiedlichen Baustrukturen und Eigenschaften geben wird, die gezielt eingesetzt werden können. Nicht für jedermann sei damit Impfschutz zu erzielen. "Wir sind schon glücklich, wenn wir damit 70 Prozent der Bevölkerung erreichen", meinte Kollaritsch.
Wichtig sei es daher, "auf Monate, vielleicht viele Monate" die Schutzmaßnahmen - das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, das Beachten des Mindestabstands zum Nächsten und das Reduzieren von Sozialkontakten - beizubehalten. Das sei so lange ein Muss, "bis wir sagen können: Brand aus", betonte der Infektiologe.
(APA/Red)