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Impfungen: Österreich schafft bis Juli wohl nur 50 Prozent

Österreich liegt bei der Impfgeschwindigkeit EU-weit im hinteren Drittel.
Österreich liegt bei der Impfgeschwindigkeit EU-weit im hinteren Drittel. ©APA/ROBERT JAEGER
Bis Anfang Juli sollen in Österreich voraussichtlich 50,9 Prozent der Bevölkerung durchgeimpft sein. Damit liegt Österreich auf Platz 22 der 27 EU-Staaten, rund 10 Prozentpunkte hinter Deutschland und über 40 Prozentpunkte hinter Malta.

Österreich dürfte gegen Ende des zweiten Quartals innerhalb der EU beim Impffortschritt zurückfallen. Dies geht aus einem internen Dokument hervor, das Grundlage für die aktuellen Beratungen der EU-Botschafter über die Verteilung der vorgezogenen zehn Millionen Dosen von Biontech/Pfizer ist. Nach diesen Berechnungen würden in Österreich Ende Juni 50,92 Prozent der Bevölkerung gegen Corona geimpft sein. 21 EU-Staaten liegen dann in Sachen Impffortschritt vor Österreich.

Nur fünf Länder hätten hingegen gegen Ende des zweiten Quartals einen kleineren Anteil ihrer Bevölkerung durchgeimpft, nämlich Bulgarien (45,01 Prozent), Kroatien (45,29 Prozent), Tschechien (44,33 Prozent), Estland (50,27 Prozent) und die Slowakei (45,59 Prozent). Zum Teil weit über der Hälfte der Bevölkerung liegen dagegen die anderen EU-Staaten nach dieser Berechnung mit dem Spitzenreiter Malta (93,10 Prozent), gefolgt von Dänemark (79,88 Prozent), den Niederlanden (64,59 Prozent), Zypern (62,47 Prozent), Deutschland (61,04 Prozent) und Schweden (60,75 Prozent).

Osteuropäische Staaten erhalten mehr Corona-Impfstoff

Dabei sind in diesem Vorschlag der portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft bereits Korrekturen im Umfang von drei Millionen der zehn Millionen Biontech/Pfizer-Dosen berücksichtigt, aber eben nicht für Österreich, sondern für sechs osteuropäische Staaten, die bisher bei der Impfstoffbeschaffung ins Hintertreffen geraten sind: Nach dem nach wie vor strittigen Solidaritäts-Mechanismus würden die vom Bevölkerungsschlüssel abweichenden Extra-Dosen nur an Bulgarien (1.151.889), Kroatien (684.009), Tschechien (142.940), Estland (41.553), Lettland (376.689) und die Slowakei (602.921) gehen. In Summe macht dies drei Millionen Dosen aus, die restlichen sieben Millionen würden nach dem Bevölkerungsschlüssel verteilt, auf Österreich entfielen 139.170 Dosen.

Der von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angeregte "Korrekturmechanismus" ist in der EU höchst umstritten. Vor allem Deutschland, die Niederlande, Dänemark und Schweden lehnten größere Korrekturen ab. Insbesondere gab es bisher keine Bereitschaft, Österreich Korrekturen zuzugestehen, da das Land derzeit beim Impffortschritt über dem EU-Durchschnitt liegt. Kurz hatte ja ursprünglich auf bis zu 400.000 Dosen im Rahmen der zehn Millionen gehofft, sich später aber nicht mehr auf eine Zahl festgelegt.

Astrazeneca von Lieferschwierigkeiten betroffen

Grund für die Ungleichheiten ist der Umstand, dass nicht alle Länder die ihnen angebotenen Impfstoffmengen gekauft haben, zum Teil auch aus Kostengründen. Wer auf den Impfstoff von Astrazeneca gesetzt hat, ist nun besonders von den Lieferschwierigkeiten dieses Herstellers betroffen. Österreich könnte in Rückstand geraten, weil es sein Kontingent des Impfstoffs von Johnson & Johnson nicht ausgeschöpft hat, das ab Mitte April geliefert werden soll.

Die EU-Botschafter beraten am heutigen Donnerstag weiter über die Verteilung. Einige EU-Staaten forderten am Mittwoch mehr Solidarität. Die EU-Staats- und Regierungschefs haben das Dossier mangels Einigung beim Gipfel an die EU-Botschafter verwiesen. Sollte unter den EU-Botschaftern keine Lösung gefunden werden, wäre die Bestellung von 100 Millionen Biontech/Pfizer-Dosen, von denen die zehn Millionen vorgezogenen Dosen ein Teil sind, nach Angaben von Diplomaten nicht blockiert. Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft müsste demnach das Dossier zurück an den zuständigen Lenkungsausschuss verweisen, wo die Bestellung nach dem bisherigen Bevölkerungsschlüssel - das heißt ohne Solidaritätsmechanismus - weiterlaufen würde. Die EU hat bis zum 17. Mai Zeit, die Verteilungsfrage zu lösen.

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(APA/Red)

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