Ginge es bei Wahlen nur nach fröhlichem Auftreten, hätte die letzte Parteichefin des Liberalen Forums wohl noch ein deutlich besseres Ergebnis bei der Europawahl 2014 ins Ziel gebracht. Auch von Rückschlägen unbeeindruckt lachte sich die Kärntner Slowenin durch den Wahlkampf und posaunte ihre Liebe zu Europa durchs Land. Journalisten wurden sogar in ihre Wohnung eingeladen, was freilich mit Spott über ihre Einrichtung und den Inhalt ihres Bücherregals wenig gedankt wurde.
Protest nach Diskussion über Wasser-Privatisierung
Das wäre leichter auszuhalten gewesen als die Protestwelle, die Mlinar mit ihrem Auftritt in der ORF-“Pressestunde” auslöste. Das Ja zu einer EU-Armee und den Vereinigten Staaten von Europa ist in Österreich schon eine heikle Position, dass sie aber auch noch über die Privatisierung von Wasser und Gesundheitssystem sinnierte, bot der politischen Konkurrenz dann die willkommene echte Angriffsfläche. Parteichef Matthias Strolz blieb nichts anderes übrig, als persönlich auszurücken und die Positionen seiner Spitzenkandidatin zu relativieren.
Überhaupt sollten die Fernseh-Auftritte Mlinar nicht viel Glück bringen. Bei einer “Puls 4”-Debatte mit den Spitzenkandidaten fast aller Parteien landete sie bei den – begleitet durchgeführten – Umfragen zur Performance der Teilnehmer beständig am letzten Platz, und als sie bei der letzten Elefanten-Runde vor der Wahl im ORF einer fiktiven Mindestpensionistin erklären sollte, was dieser die EU bringt, rutschte der NEOS-Frontfrau ein “Scheiße, das ist echt schwierig” heraus.
NEOS-Spitzenkandidatin Mlinar nicht immer sattelfest
Auch inhaltlich wirkte Mlinar nicht immer sattelfest, was insofern überraschte, als sie schon im Europaparlament tätig war, nämlich in den 1990er-Jahren als Mitarbeiterin für Friedhelm Frischenschlager vom Liberale Forum, dessen Chefin sie später werden sollte – allerdings erst 2009 und damit zu Zeiten, wo es eigentlich aussichtslos schien, dass Liberale in absehbarer Zeit wieder in den Nationalrat einziehen könnten.
Den richtigen Riecher hatte die 43-Jährige, als sie sich im Vorjahr mit den lange unterschätzten NEOS um deren Gründer Strolz zusammentat. Wiewohl inhaltlich zwischen den gemäßigteren NEOS und dem stark markt-liberalen LIF doch einige Meter lagen, schaffte es das Duo Strolz/Mlinar interne Unstimmigkeiten nicht nach außen dringen zu lassen und dem Nationalratswahlerfolg auch noch eine Fusion der beiden Bewegungen folgen zu lassen.
(APA/Red)