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"Face it!": Wien Museum zeigt Corona-Fotoschau

Die Ausstellung kann bis 10. Jänner kostenlos besucht werden.
Die Ausstellung kann bis 10. Jänner kostenlos besucht werden. ©Elodie Grethen/Bildrecht 2020
Ab dem heutigen Mittwoch bis 10. Jänner ist am Bauzaun des Wien Museums eine Corona-Fotoschau zu sehen. Dbei werden 18 Porträts von Menschen beim Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gezeigt.

"Wie kann man Menschen porträtieren, ohne ihre Gesichter zu sehen?" Diese Frage stellte sich die Fotografin Elodie Grethen, als sie kurz nach dem Lockdown vom Wien Museum den Auftrag erhielt, Stadtbewohner mit Mund-Nasen-Schutz abzulichten. 18 Porträts sind es dann doch geworden. Sie werden nun recht Corona-konform gezeigt - unter freiem Himmel am Rande der hauseigenen Großbaustelle am Karlsplatz.

Freilichtausstellung "Face it!" entstanden

Mitte März verordnete die Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie dem ganzen Land einen abrupten Stillstand. "Man fragt sich als Museum natürlich sofort, wie man so etwas dokumentiert", erklärte Peter Stuiber, Kurator der kleinen Freilichtausstellung "Face it!", am Mittwoch bei einem Pressetermin. Drei Projekte seien schließlich daraus entstanden. Neben dem Aufruf an Wienerinnen und Wiener, Objekte aus dem Corona-Alltag für die Sammlung zur Verfügung zu stellen, wurden zwei Fotoaufträge vergeben. Einerseits ging es um das bildliche Festhalten der leeren Stadt, andererseits um Personenporträts mit Maske.

"Der Mund-Nasen-Schutz war zu Beginn das Augenfälligste dieser sehr eigenartigen Zeit", meinte der Kurator. Also hat man sich daran gemacht, Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Berufsgruppen aufzuspüren und sie für das Projekt zu gewinnen. Während Grethen fotografierte und versuchte, trotz Distanz "Menschlichkeit" in ihre Bilder zu bekommen, wie sie heute sagte, führte Stuiber Interviews darüber, wie die Menschen mit den radikalen Veränderungen im Alltagsleben umgehen.

Diversität bei der Auswahl der Models

Somit kann man als Betrachterin oder Betrachter der großformatigen Porträts parallel auch über die persönlichen Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen der Protagonisten - von Polizist bis Supermarktangestellte, von Lehrer bis Cafe-Kellnerin, von Augustin-Verkäufer bis Busfahrerin - lesen. "Es ist uns schon auch um Diversität gegangen", sagte der Kurator zur Auswahl der Models. So haben rund die Hälfte der Personen Migrationshintergrund, der Geschlechteranteil ist ebenfalls recht ausgeglichen.

Schau kostenlos bis 10. Jänner zu sehen

Als Präsentationsfläche der bis 10. Jänner kostenfrei zugänglichen Schau dient der permanente Bauzaun rund um das Wien Museum am Karlsplatz. Das Haus aus den 1950er-Jahren wird derzeit komplett renoviert bzw. um einen zweigeschoßigen Aufbau erweitert. Gearbeitet wird dort inzwischen mit schwerem Gerät, Fensterscheiben fehlen, das nackte Ziegelgemäuer unter der abgeschlagenen Fassade ist bereits freigelegt. Ob der Zaun für weitere Ausstellungsprojekte genutzt wird, ist noch offen.

Die nun gezeigten Artefakte seien anfänglich jedenfalls nur für das Archiv gedacht gewesen, um später für eine etwaige groß angelegte Rückschau auf die Corona-Zeit darauf zurückgreifen zu können, meinte Stuiber: "Wir haben aber gemerkt, wie schnell das schon wieder historisch ist." Entstanden sind die Bilder und Texte zwischen dem 17. April und dem 30. Juni - also der strikten Lockdown-Phase bis zu weitgehenden Öffnungen.

Schon mit nur einigen Monaten Abstand erscheine die erste Phase des Stillstands kaum noch vorstellbar, erinnerte sich Stuiber an eine der ersten Aufnahmesituationen im März. Wir sind mit einem Handy-Stick, völlig maskiert und mit dem Abstand von mindestens einem großen Elefanten im leeren Innenhof eines Gemeindebaus gestanden. Leute haben aus den Fenstern geschaut und sich wahrscheinlich gefragt: 'Dürfen die das überhaupt?' Wären wir fünf Minuten länger geblieben, hätte wahrscheinlich jemand die Polizei gerufen."

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(APA/Red)

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