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Ehefrau erstochen: Lebenslang für Mord in Wien-Ottakring

Familientragödie in Wien-Ottakring.
Familientragödie in Wien-Ottakring. ©APA
Ein 45-jähriger Masseur, der am 25. November 2012 in seiner Wohnung in der Montleartgasse in Ottakring seine 43 Jahre alte Ehefrau erstochen und den gemeinsamen Sohn, der seine Mutter retten wollte und dazwischen ging, schwer verletzt hatte, wurde am Donnerstag zu lebenslanger Haft verurteilt.
Prozess: "Alle Schuld gehört mir"
Bluttat in Ottakring
Bilder vom Tatort

Der Schuldspruch wegen Mordes fiel am Donnerstagabend im Wiener Straflandesgericht einstimmig aus.

Den Angriff auf den Sohn werteten die Geschworenen mit 6:2 Stimmen als versuchten Mord. Bei der Strafbemessung waren “die Brutalität der Vorgangsweise” sowie “das Ausnützen der Hilflosigkeit der Opfer” erschwerend, “so dass nur mit lebenslang vorgegangen werden konnte”, wie Richter Stefan Apostol feststellte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Tayfur C. erbat Bedenkzeit.

Frau mit Messern und Holzprügel attackiert

Der Mann war, nachdem er in der Früh neben seiner Frau aufgewacht war, duschen gegangen und hatte sich danach in der Küche mit mehreren Messern und einem Holzprügel bewaffnet. Damit brachte er die Frau, mit der er zwei Kinder großgezogen hatte, zu Tode. Auch seinem 21 Jahre alten Sohn, den er zuvor mit dem 40 Zentimeter langen Ast-Stück im Schlaf attackiert hatte und der – nachdem er stark am Kopf blutend und benommen aus dem Bett gefallen war – seiner Mutter zu Hilfe eilte, rammte er ein Messer in den Körper.

Dem Studenten wurde zweimal die Leber durchstochen. Während die Mutter an den Folgen von zehn Stich- und fünf Schnittwunden verblutete, überlebte der 21-Jährige dank einer Notoperation.

“Ich bin schuldig”, gab der Angeklagte vor den Geschworenen zu Protokoll. Zum Tathergang selbst und zu seinem Motiv war dem ausgebildeten Heilmasseur wenig zu entlocken. Weshalb seine Frau tot sei, “erkläre ich nicht. Ich erkläre mir das auch nicht.” Er müsse “in dem Moment wohl den Verstand verloren haben”.

Masseur: “Sie spielte Psycho-Spiele”

Das Paar hatte vor über 20 Jahren geheiratet. Finanziell sah es nicht rosig aus, die Mutter musste schließlich als Putzfrau arbeiten gehen, damit dem Sohn und der 15 Jahre alten Tochter das Studium bzw. die schulische Ausbildung finanziert werden konnten. Der Ehemann steuerte als Taxifahrer nur wenig bei, nachdem er als selbstständiger Masseur in den Konkurs geschlittert war. Unmittelbar nach seiner Festnahme hatte der 45-Jährige erklärt, seine Frau sei Schuld, dass es zur Bluttat gekommen sei. Diese habe ihn “in eine Paranoia getrieben”, ihn nie gelobt, nie mit ihm gekuschelt, sondern “Psychospiele gespielt”.

Daran hielt der Angeklagte nicht mehr fest. “Alle Schuld gehört mir”, stellte er klar. Er habe “20 Jahre einen Traum gehabt. Ich habe alles verloren”. Er könne sich nicht erinnern, “wie das alles passiert sein könnte. Aber es war klar, dass ich das verursacht hatte.”

Sohn: “Er hat mir meine Mutter genommen”

Geld sei “nie Thema gewesen”, sagte Tayfur C, der bemüht war, das Bild einer durchschnittlichen Ehe zu zeichnen. Es habe “normale Familienstreitigkeiten” gegeben. Eine halbe Stunde später sei man aber wieder versöhnt vor dem Fernseher gesessen. Erhellend fiel dann die zeugenschaftliche Einvernahme des Sohnes aus. Er beschrieb den Vater als verbitterten Mann, der stets unzufrieden von der Arbeit nach Hause gekommen sei und die Mutter für sein unerfülltes Leben verantwortlich machte: “Er hat versucht, alles Negative auf ihren Rücken zu lasten. Es war immer schon so, dass er sich als Opfer gesehen hat.”

Auf die Frage, was dem Vater nicht gefallen habe, erwiderte der 21-Jährige: “Was hat ihm gefallen?” Scheidung sei “bei jedem Streit Thema gewesen”. Er selbst habe dem Vater eine Trennung nahe gelegt: “Ich habe ihm immer wieder geraten, das Ganze zu beenden. Irgendwann hat alles seine Grenzen.”

Was seinen Vater dazu gebracht haben könnte, zu den Messern und dem Holzstück zu greifen, konnte auch der Zeuge nicht beantworten. “Ich kann nicht sagen, dass er ein schlechter Vater war. Aber auf keinen Fall ein guter Ehemann”, bemerkte der junge Mann, der am Ende seiner Einvernahme erklärte, er wolle nicht, dass Tayfur C. noch einmal aus dem Gefängnis kommt: “Er ist mein Vater. Aber er hat mir mindestens 20 Jahre Zeit mit meiner Mutter weggenommen.”

(APA)

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