Das Doping-Beben trug den Arbeitstitel “Operation Aderlass”. Bei einer Razzia Ende Februar während der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Österreich und zeitgleich in Thüringen heben Fahnder ein mutmaßliches Doping-Netzwerk aus.
Ein Sportler wurde wie berichtet in Seefeld sogar bei einer Bluttransfusion angetroffen und festgenommen. Die Ermittlungen standen im Zusammenhang mit dem Verdacht des verbotenen Eigenblutdopings. Für die Münchner Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Doping-Kriminalität war die Aufdeckung ein großer Erfolg. Am Mittwoch informierte sie anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums zu einer Pressekonferenz und gewährte auch Einblick in ihre Ermittlungsarbeit. Und dabei berichtete sie auch über die Nachforschungen gegen den beschuldigten Erfurter Sportarzt Mark S. und mutmaßliche Komplizen.
Ausgelöst wurde das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I durch Angaben von Johannes Dürr. Der Ski-Langläufer aus Österreich hatte in der im Januar ausgestrahlten ARD-Sendung “Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfalle” ausführlich Dopingpraktiken im modernen Leistungssport offengelegt.
Staatsanwaltschaft München 1 bestätigt: Sämtliche Überwachungsmaßnahmen, Razzien, Festnahmen basierten allein auf Aussagen von Skilangläufer Johannes Dürr in ARD-Doku „Die Gier nach Gold“ am 17. Januar 2019 und seiner danach erfolgten Vernehmung durch österr. und dt. Ermittler
— Hajo Seppelt (@hajoseppelt) 20. März 2019
Gegen Dürr besteht nach Angaben der Staatsanwaltschaft Innsbruck der Verdacht des Sportbetruges. Der 31-Jährige soll andere Sportler an den Sportmediziner Mark S. vermittelt haben. Dürr bestreitet diesen Vorwurf. Mark S. wiederum ist wegen seiner Verstrickung in den Dopingskandal in Haft. Er kooperiert nach Angaben seiner Anwälte vollumfänglich mit den Ermittlern.
Weltweit agierendes Netzwerk
Insgesamt wurden bei der “Zerschlagung eines weltweit agierenden Netzwerks”, wie es die österreichischen Ermittler nannten, mehrere Sportler aus Österreich, Estland und Kasachstan sowie mutmaßliche Drahtzieher festgenommen. Es handelt sich um 21 Athleten aus acht Nationen. Insgesamt sind fünf Sportarten betroffen, drei davon sind im Wintersport. Anhand der Zahl von gefundenen Blutbeuteln in Erfurt werden weitere Fälle erwartet.
Erfurter Arzt: Auch Behandlung auf Hawaii. Naheliegende Frage: Ist Ironman – also Triathlon – betroffen?
— Hajo Seppelt (@hajoseppelt) 20. März 2019
7.100 Ermittlungsverfahren
Die Münchner Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Doping-Kriminalität hat in den zehn Jahren ihres Bestehens 7.100 Ermittlungsverfahren durchgeführt. Dies teilte der bayerische Staatsminister Georg Eisenreich am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit. Während es in den ersten beiden Jahren jeweils rund 200 Verfahren gegeben habe, seien es in den vergangenen fünf Jahren jeweils zwischen 700 und 1.100 Verfahren gewesen. Seit 2018 habe es etwa 1.200 Verurteilungen wegen Doping-Vergehen gegeben.
Erfurter Arzt: 4000 – 12000 Euro pro Athlet pro Saison kassiert, laut Oberstaatsanwalt Gräber „grandiose Beweislage“
— Hajo Seppelt (@hajoseppelt) 20. März 2019