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Diese Folgen hat Covid-19 für die Arterien von Frauen

Covid-19 lässt die Arterien von Frauen altern.
Covid-19 lässt die Arterien von Frauen altern. ©Pixabay (Sujet)
Eine internationale Studie, an der auch Österreich beteiligt war, zeigt, dass Covid-19 die Arterien von Frauen altern lässt, während bei Männern kein signifikanter Effekt festgestellt wurde. Die Ergebnisse wurden im "European Heart Journal" veröffentlicht.
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Die Erstautorin ist Rosa Bruno von der Universität Paris Cite, aber auch Wissenschaftler aus Wien, darunter der Pneumologe Otto Burghuber, waren beteiligt. "Wir wissen, dass Covid-19 die Blutgefäße direkt beeinflussen kann. Wir glauben, dass dies zu dem führen kann, was wir 'frühere Gefäßalterung' nennen. Das bedeutet, dass die Blutgefäße (in ihrer Funktion; Anm.) älter sind als das chronologische Alter und eine größere Anfälligkeit für Herzerkrankungen besteht", wurde Bruno in einer Aussendung zur wissenschaftlichen Studie zitiert.

Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Covid-19

An sich werden die Blutgefäße des Menschen, insbesondere die Arterien, mit zunehmendem Alter allmählich steifer. Das erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Studie umfasste 2.390 Personen aus 16 Ländern (Österreich, Australien, Brasilien, Kanada, Zypern, Frankreich, Griechenland, Italien, Mexiko, Norwegen, Türkei, Großbritannien und USA), die zwischen September 2020 und Februar 2022 aufgenommen wurden. Die Probanden wurden danach kategorisiert, ob sie nie Covid-19 hatten, erst vor kurzem eine Krankheit überstanden hatten, im Spital oder gar auf einer Intensivstation behandelt werden mussten.

Schwere Covid-19-Erkrankung sorgt für steifere Gefäße

Die Wissenschafter untersuchten das Gefäßalter jedes Teilnehmers mit einem Gerät, das misst, wie schnell eine Welle des Blutdrucks zwischen der Halsschlagader und den Oberschenkelarterien verläuft. Das wird als "karotis-femorale Pulswellengeschwindigkeit" (PWV) bezeichnet. Je höher die gemessene Geschwindigkeit, desto steifer sind die Blutgefäße und desto höher das Gefäßalter einer Person. Die Messungen wurden sechs Monate nach der Covid-Infektion und erneut nach zwölf Monaten durchgeführt.

Nachdem man Faktoren wie Alter, Geschlecht etc. berücksichtigt hatte, zeigte sich, dass alle drei Gruppen von Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung hinter sich hatten, steifere Arterien hatten als Menschen ohne SARS-CoV-2-Infektion. Dieser Effekt war bei Frauen größer als bei Männern, bei letzteren statistisch nicht signifikant. Außerdem war das abhängig von der Schwere der Covid-19-Erkrankung. Auch Personen mit Long Covid zeigten eine stärkere Gefäßalterung. Der durchschnittliche Anstieg der PWV bei Frauen, die eine leichte Covid-19-Krankheit gehabt hatten, betrug 0,55 Meter pro Sekunde, hingegen 0,60 Meter bei Frauen, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Bei Frauen, die auf einer Intensivstation behandelt werden mussten, lag der PWV-Wert bei 1,09.

Frauen durch Covid-19 fünf Jahre "gefäßälter"?

Laut dem Stand der Wissenschaft ist ein PWV-Anstieg von etwa 0,5 Metern pro Sekunde bereits "klinisch relevant". Das entspricht einer Gefäßalterung von etwa fünf Jahren, mit einem um drei Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer 60-jährigen Frau. Menschen, die gegen SARS-CoV-2 geimpft worden waren, hatten im Allgemeinen Arterien, die weniger steif waren als Personen mit Covid-19 und ohne Immunisierung. Längerfristig schien sich die mit der Covid-Infektion verbundene Gefäßalterung aber wieder zu stabilisieren oder sogar zu verbessern.

Rosa Bruno: "Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für die Gefäßeffekte von Covid-19. Das SARS-CoV-2-Virus wirkt auf bestimmte Rezeptoren im Körper, die ACE2-Rezeptoren, welche in der Auskleidung der Blutgefäße vorhanden sind. Das Virus nutzt diese Rezeptoren, um in Zellen einzudringen und sie zu infizieren. Dies kann zu Gefäßstörungen und beschleunigter Gefäßalterung führen. Es können auch Entzündungen und Immunreaktionen unseres Körpers beteiligt sein, die gegen Infektionen schützen."

Stärkere Immunreaktion bei Covid-19 bei Frauen

Es gibt auch eine Hypothese dafür, dass bei den männlichen Probanden der Gefäßalterungsprozess durch Covid-19 statistisch nicht signifikant war. "Einer der Gründe für den Unterschied zwischen Frauen und Männern könnten Unterschiede in der Funktion des Immunsystems sein. Frauen entwickeln eine schnellere und robustere Immunantwort, die sie vor einer Infektion schützen kann. Diese Reaktion kann jedoch auch die Schädigung der Blutgefäße nach der ersten Infektion erhöhen", erklärte die Expertin. Rosa Bruno und ihre Co-Autoren werden die Teilnehmer der Studie in den kommenden Jahren weiter beobachten. Damit soll festgestellt werden, ob die beschleunigte Gefäßalterung in Zukunft zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle führt.

(APA/Red)

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