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Die Vienna klagt "Ball-Künstler"

Die Verlegung von vier Konzerten an den EM-spielfreien Tagen von der Hohen Warte in die Wiener Stadthalle wird ein gerichtliches Nachspiel haben.

Veranstalter war der Verein “Ball-Künstler” mit seinem Obmann Toni Polster. Geplant und beworben wurden diese Konzerte für die Hohe Warte, veranstaltet schließlich in der Wiener Stadthalle. Jetzt klagt der Betreiber der Hohen Warte, der First Vienna FC 1894, auf Schadenersatz. Rechtsanwalt Skender Fani von den “Ball-Künstlern” meinte, von dieser Klage bisher nichts gewusst zu haben.

Die Verlegung der Konzerte habe “zu einem erheblichen Wirtschafts- und auch Image-Schaden für die Hohe Warte geführt”, sagte Vienna-Rechtsvertreter Gottfried Thiery. “Die kurzfristige Absage hat die Sponsoren und Unterstützer des First Vienna schwer verärgert”, so Thiery. Einige Sponsoren würden sogar die Kündigung in Erwägung ziehen und damit dem Verein wichtige Gelder entziehen. Zwar hat der “Ball-Künstler”-Verein zugesagt, die Miete von insgesamt 30.000 Euro an die Vienna zu bezahlen. Doch wegen des laut Ansicht des Fußball-Clubs entstandenen zusätzlichen Schadens wurde den “Ball-Künstlern” im Mai ein schriftliches Vergleichsangebot über 47.000 Euro vorgelegt, das der Konzertveranstalter jedoch nicht wahrgenommen habe. Darum werde jetzt geklagt, so Thiery.

“Die First Vienna behält sich vor, auch den Vereinsobmann, Toni Polster im Insolvenzfalle des Vereins ‘Ball-Künstler’ gerichtlich zu belangen”, so Thiery. Die Besitzerin des “Vienna Stüberl” auf der Hohen Warte hat bereits geklagt. Streitwert sind jene 10.000 Euro, die ihr für die Abtretung des Caterings während der vier Konzerte zugestanden wären.

“Dann werden wir halt überflüssige Prozesse führen”, sagte Rechtsanwalt Fani für die “Ball-Künstler” am Montagvormittag. Auch von der Klage der Gastrobetreiberin habe er nichts gewusst. Dass der Vereins-Vorstand, also u.a. Polster, im Falle einer Prozessniederlage der “Ball-Künstler” auch persönlich belangt werden können, sei “theoretisch” richtig. Jedoch werde es dazu nicht kommen, denn zuvor müsste der “Ball-Künstler”-Verein im Falle einer Verurteilung seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachgekommen sein und dann dem Vorstand persönlich schuldhaftes Verhalten bewiesen werden.

Wie es mit den Finanzen des Vereins nach den schlecht besuchten Konzerten aussieht, konnte Fani noch nicht sagen. Dazu müsse man erst auf die Abrechnungen aus der Stadthalle warten. Es sei jedoch richtig, dass der Publikumszuspruch geringer gewesen sei “als erhofft”. Es sei jedoch in Österreich und auch in der Schweiz vielen Kulturinstitutionen ähnlich gegangen. Das schlechte Wetter bei den ersten beiden Konzerten (eine Operngala mit u.a. Elina Garanca und Edita Gruberova bzw. ein Austropop-Abend mit Wolfgang Ambros, Willi Resetarits und Rainhard Fendrich) hätten die Entscheidung für die Stadthalle im Übrigen bestätigt, so Fani.

Laut Thiery hatte die Vienna “zahlreiche, finanziell bessere Angebote”, das Stadion während der EURO zu vermieten. Doch habe man sich für die “Ball-Künstler”-Konzerte entschieden, da diese eine alte Tradition von Open-Air-Veranstaltungen auf der Hohen Warte fortgesetzt hätten. Von der Anfang April bekanntgewordenen, “kurzfristigen” Verlegung habe die Vienna “aus der Zeitung erfahren”, der erste Bericht erfolgte am 10.4.. Polster habe die Verlegung mit “wirtschaftlichen Zwängen” begründet und der Gastropächterin am 25. April geschrieben, dass aus den “hochfliegenden Plänen” der “Ball-Künstler “nichts geworden ist”. Der Kartenvorverkauf habe sich so “schlecht entwickelt”, dass eine Verlegung notwendig war, schrieb Polster an die “Vienna”-Verantwortlichen. Als Gründe nannte Polster, dass das Publikum “nicht mitgezogen” sei, sowie “negative Stellungnahmen des Staatsopernintendanten”.

Bereits vor der Konzertserie waren auch Vertragsstreitigkeiten der “Ball-Künstler” mit dem Budapester Operettentheater bekanntgeworden. Diese gaben bekannt, dass ihr Vertrag für die Aufführung der “Lustigen Witwe” nicht gekündigt worden sei, was Fani zurückgewiesen hat. Die “Ball-Künstler” hatten sich dazu entschieden, für die Aufführung statt auf Budapester auf Wiener Künstler zurückzugreifen.

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