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Die Geschichte des Narrenturms Teil 2: Das Pathologisch-anatomische Museum

Das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum im Wiener Narrenturm gilt als medizinisches Zentralmuseum mit verschiedenen Sammlungen aus über 200 Jahren. Mit circa 50.000 Objekten ist es außerdem eine der ältesten pathologischen Präparatesammlungen. Erfahren Sie im zweiten Teil mehr über die Entstehung und Entwicklung des Museums im "Guglhupf".
Die Geschichte des Narrenturms Teil I
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Der Wiener Narrenturm war das erste Gebäude in Europa, das als psychiatrische Anstalt ausschließlich zum Zwecke der Behandlung von Irren geplant und erbaut worden ist und war von 1784 bis 1869 in Betrieb. Nachdem das Gebäude lange Zeit leer stand und sich zwischenzeitlich Handwerker, Hebammen und Familien in Wohnungen einmieteten, wurde 1971 schließlich das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum im Narrenturm untergebracht.

Dieses Museum ist heute eine weltweit einzigartige Institution und mit circa 50.000 Objekten auch eine der ältesten pathologischen Präparatesammlungen. Die Kombination von “Guglhupf” und Museum zieht jährlich zahlreiche Besucher an, zusätzlich zu den Öffnungszeiten werden auch noch andere Veranstaltungen, wie etwa Kunstprojekte und Ausstellungen oder auch Kabarett und musikalische Darbietungen im Narrenturm abgehalten. Doch das war nicht immer so.

Entstehungsgeschichte des Museums im Wiener Narrenturm

Im Jahr 1795 hatte der Sanitätsreferent der niederösterreichischen Landesregierung, Josef Pasqual Ferro, die Idee, dass alle Ärzte und Wundärzte im Allgemeinen Krankenhaus merkwürdige Stücke in Weingeist aufbewahren sollten. Ein Jahr später gelang es unter Johann Peter Frank (damaliger Direktor des AKH) tatsächlich ein Museum und ein Institut für Pathologie einzurichten. Eine große Rolle spielte dabei Kaiser Franz I., denn er legte naturwissenschaftliche Sammlungen an und vergrößerte sie durch Ankauf und Expeditionen.

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Frank ernannte Aloys Rudolf Vetter zum Institutsleiter und Direktor des “Präparate Cabinets”. Vetter bezeichnete sich selbst gerne als “Zergliederer” und er veröffentlichte “Aphorismen aus der pathologischen Anatomie”. Als Vetter Wien verlassen musste, verwahrloste das Institut samt Sammlung. Nach etwa zehn Jahren übernahm Lorenz Biermayer die Leitung des Instituts und des Museums. Er legte den ersten und bis heute erhaltenen Musealkatalog an. Bei den darin aufgelisteten Präparaten handelt es sich wahrscheinlich um die unter Vetter gesammelten Stücke.

1830 wurde Carl von Rokitansky Assistent am pathologischen Institut. Nach dem unerwarteten Tod des damaligen Institutsleiters Johann Wagner übernahm Rokitansky seine Stelle und wurde 1843 Professor für Pathologie, Kustos des Museums und Prosektor des Allgemeinen Krankenhauses in Wien.

Große Zeiten der Pathologie in Wien

In der Zeit Rokitanskys kam es zum ersten Kontakt zwischen Museum und Narrenturm. Im Musealkatalog der Jahre 1833 bis 1869 fanden sich einige eingetragene Präparate von Personen, die als “wahnsinnig” bezeichnet wurden. Rokitansky vermehrte die Sammlung zunehmend und wusste sie auch intensiv für den Unterricht zu nutzen. Als Mitbegründer der zweiten medizinischen Schule gilt er heute noch als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der medizinischen Lehre in Wien, die zahlreiche Studenten aus aller Welt anlockte.

Nach der Pensionierung Rokitanskys wurde Richard Heschl Vorstand von Institut und Museum. Er war zunächst Assistent unter Rokitansky und ab 1863 in Graz tätig bis er nach Wien gerufen wurde. Hans Kundrat stand dem Museum ab 1882 vor, danach war Anton Weichselbaum bis 1915 für die Sammlung verantwortlich. Er führte die Bakteriologie in Wien ein. Seine Forschungen über die Meningitis und über den Infektionsweg der Tuberkulose waren bedeutend.

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Weitere Nachfolger waren Alexander Kolisko, Heinrich Albrecht und Rudolf Maresch. Maresch zeichnete sich dadurch aus, dass er “das Schöne im Krankhaften” sah und das war auch der Titel zum Eröffnungsvortrag des neuen Hörsaals der Pathologie im Allgemeinen Krankenhaus.

1946 setzte der damalige Leiter Hermann Chiari seinen Assistenten Karl Portele als Kustos des Museums ein. Unter ihm wurde das Museum mit 7.000 Präparaten in den Narrenturm übersiedelt und es gelang 1974 das Museum des Instituts in ein Bundesmuseum zu überführen.

Faszination und Ekel im pathologisch-anatomischen Bundesmuseum

Seit der Übersiedelung in den “Guglhupf” entwickelte sich die Sammlung zu einem der größten pathologischen Museen der Welt, das als einziges auch für Laien zugänglich ist. Beatrix Patzak hat mit ihrem Buch “Faszination und Ekel” einen Begleiter für einen Rundgang durch das Museum zusammengestellt, der Besuchern viel Interessantes zu einigen Ausstellungsstücken und zur Geschichte des Museums erzählt.

Die vielen Präparate veranschaulichen Fehlbildungen, Krankheiten oder auch Unfälle und werden im Musealkatalog näher erklärt. Von wem das Präparat ist und woher es stammt, was es zeigt und wie alt es ist, erfährt man auch als Leser des Buches. Ebenso sind einige Präparate im Buch abgebildet.

Die Sammlung im Narrenturm ist jeden Mittwoch von 10.00 bis 18.00 Uhr und Samstag von 10.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. Innerhalb dieser Zeiten kann die Schausammlung selbstständig besichtigt werden, zusätzlich dazu finden regelmäßig Führungen durch die Studiensammlung statt.

Gewinnspiel: Drei Exemplare zu gewinnen

Wer gerne mehr Interessantes über die Sammlung im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum im Wiener Narrenturm erfahren möchte, kann bei unserem Gewinnspiel mitmachen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches “Faszination und Ekel”. Hier geht’s zum Gewinnspiel.

Fotos: VIENNA.at/Verena Kaufmann, Naturhistorisches Museum Wien/K. Kracher
Quelle: Naturhistorisches Museum und Buchtipp

Buchtipp:

Faszination und Ekel. Das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum im Wiener Narrenturm

Verlag: V. F. Sammler, stocker-verlag.com

Autorin: Beatrix Patzak

ISBN: 978-3-85365-235-0

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