Die 10 größten Immo-Deals in den vergangenen 10 Jahren in Vorarlberg

Vorarlberg hat in den vergangenen zehn Jahren einige spektakuläre Immobilientransaktionen erlebt. Internationale tätige Konzerne, regionale Familienunternehmen und Investoren mit klingenden Namen haben tief in die Tasche gegriffen, um sich strategische Standorte zu sichern. Ob der Verkauf des Wolford-Stammsitzes in Bregenz, der Erwerb ganzer Produktionsareale oder der Einstieg in neue Stadtquartiere – die Deals zeigen, wie eng Wirtschaftsentwicklung und Immobilienmarkt miteinander verwoben sind.
1) Blum kauft Wolford-Stammsitz in Bregenz
Der Bregenzer Strumpf- und Unterwäschehersteller Wolford AG hat vor fünf Jahren einen Vertrag mit der Höchster Blum-Gruppe, die in Bregenz mit mehreren Gebäuden bereits Nachbar von Wolford ist, über den Verkauf der Betriebsliegenschaft in Bregenz abgeschlossen. Damals hieß es, Wolford werde die verkauften Flächen "langfristig" zurückmieten.

Im Mai 2020 hat Blum den vereinbarten Kaufpreis von rund 72 Millionen Euro an die Wolford AG überwiesen und im gleichen Zug hat das Textilunternehmen sämtliche Kreditlinien an die finanzierenden Banken zurückgeführt. Zugleich hat die Gesellschaft auch das vom Wolford-Hauptaktionär Fosun Fashion gewährte Gesellschafterdarlehen inklusive Zinsen abgelöst. Somit war die Wolford AG schuldenfrei.
Drei Jahre später hing zwischen Wolford und Blum Beschläge als Eigentümer und Vermieter des Wolford-Stammsitzes in Bregenz der Haussegen schief. So schief, dass Blum Beschläge sogar eine Klage bei Gericht eingebracht hat. Der Grund: Wolford zahlte angeblich zu wenig Miete und Betriebskosten für seinen von Blum angemieteten Hauptsitz in Bregenz.

Die bestehenden Mietverträge für das Wolford-Areal in Bregenz sollen im Laufe des Jahres 2027 auslaufen. Schon jetzt nutzt Blum größere Teilflächen auf dem Areal für eigene Zwecke.
FACTS:
- Ort: Bregenz, Wolfordstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet
- Grundstücksgröße: 50.645 m², davon 23.810 m² bebaut
- Kaufpreis: 72,3 Millionen Euro
- Käufer: B-W1 Immobilien GmbH (Blum-Tochter)
- Verkäufer: Wolford Aktiengesellschaft
2) Getzner kauft Bertsch-Standort in Nüziders
Im Jahr 2021 informierte das Kesselbau- und Kraftwerksbauunternehmen Bertsch ihre Mitarbeiter in Nüziders, dass der Produktionsstandort nach 51 Jahren geschlossen werden soll. Betroffen waren 64 Mitarbeiter, die entweder in anderen Firmen der Bertsch Holding oder bei anderen Betrieben in Vorarlberg einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Im März 2022 endete die Produktion in Nüziders.

Im Frühjahr 2022 war dann die Gewerbeimmobilie bereits in neuen Händen. Gekauft wurde das 28.893 Quadratmeter große Gelände von einem heimischen Industrieunternehmen: Getzner Mutter & Cie, die Holdingmutter der Getzner-Unternehmen, hat sich die Platzreserve um 34,2 Millionen Euro gesichert.

Die Getzner-Holding errichtet auf dem Gelände einen neuen Standort. 2025 wurde mit dem Abriss des Werks auf dem ehemaligen Gelände der Bertsch Energy GmbH begonnen, im Herbst soll dort ein Neubau für rund 50 Mitarbeitende der Getzner Werkstoffe errichtet werden. Das geplante Investitionsvolumen beträgt etwa 110 Millionen Euro. Die Fertigstellung des Getzner-Werks "Nüziders" ist für 2027 geplant.
FACTS:
- Ort: Nüziders, Bundesstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet
- Grundstücksgröße: 28.893 m², davon 8234 m² bebaut
- Kaufpreis: 34,2 Millionen Euro
- Käufer: Getzner, Mutter & Cie. Gesellschaft m.b.H. & Co. KG
- Verkäufer: Bertsch Produktionsanlagen Verpachtungsgesellschaft m.b.H.
3) Omicron kauft Head-Grundstück in Klaus-Weiler
Im Oktober 2021 wurde bekannt, dass der Sportartikelhersteller Head sein Logistiklager in Klaus massiv reduzieren und schließen wird. Im Jahr darauf wurde ein Nachnutzer für das Grundstück samt Gebäuden gefunden. Denn das direkt benachbarte Unternehmen Omicron hat die rund 21.000 Quadratmeter Grundstücksfläche erworben. Die offizielle Übernahme des Areals fand im Juli 2023 statt.

Auf dem Grundstück befinden sich eine 9200 Quadratmeter große Lagerhalle sowie ein 2800 Quadratmeter großes Hochregallager. Der Kaufpreis betrug 22 Millionen Euro. Langfristig soll auf dem Areal ein Logistikzentrum entstehen.
Omicron entwickelt Prüfsysteme für elektrische Mittel- und Hochspannungsbetriebsmittel sowie für Schutzprüfungen, Prüfungen elektrischer Anlagen und für Cyber Security. Weltweit gibt es 24 Standorte. Beschäftigt werden rund 1100 Mitarbeiterinnen.

FACTS:
- Ort: Klaus, Treietstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet
- Grundstücksgröße: 20.856 m², davon 12.236 m² bebaut
- Kaufpreis: 22,0 Millionen Euro
- Käufer: OMICRON Asset Management GmbH
- Verkäufer: Head Sport GmbH
4) Benko-Sanierer kauft sich in der Feldkircher Bahnhofcity ein
Vor zwei Jahren wurde das neue Feldkircher Stadtquartier Bahnhofcity nach vier Jahren Bauzeit offiziell eröffnet. Über einen Zeitraum von 20 Jahren hat die Stadt Baugründe erworben, um das neue Quartier abseits des Stadtzentrums zu entwickeln. Auch namhafte Investoren zielten auf das Gelände ab. So hat eine Gesellschaft, die Top-Sanierer Erhard Grossnigg zugeordnet werden kann, die Liegenschaft in der Bahnhofstraße 44 für 20 Millionen Euro gekauft. Darin befindet sich das Hotel Night Inn mit 215 Zimmern.

Unterzeichnet wurde der millionenschwere Kaufvertrag im Jänner 2024. Verkäufer der Liegenschaft war der Vorarlberger Immobilienentwickler Roland Pircher als Hälfte-Eigentümer der Bahnhofcity FK Immoinvest GmbH. Die anderen 50 Prozent sind im Besitz eines Tiroler Immobilienunternehmens.
Gekauft hat die Immobilie in Bestlage die AIPV Projektentwicklungs- und Verwaltungs GmbH mit Firmensitz in Wien. Recherchen im Firmenbuch zeigen ein komplexes Firmengeflecht mit einer Vielzahl an Gesellschaftern und Aktionären. Über zwei Gesellschaften, die Elektronische Datenverarbeitung GmbH und die Austro Holding AG, hält Benko-Sanierer Grossnigg das größte Stück am Kuchen.

FACTS:
- Ort: Feldkirch, Bahnhofstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Kerngebiet
- Grundstücksgröße: 1587 m², davon 780 m² bebaut
- Kaufpreis: 20,2 Millionen Euro
- Käufer: AIPV Projektentwicklungs- und Verwaltungs GmbH
- Verkäufer: Bahnhofcity FK lmmoinvest GmbH & Co KG
5) Blum kauft Grundstück in Dornbirn-Wallenmahd
Industrie-Riese Blum konnte sich vergangenes Jahr in Dornbirn Wallenmahd in direkter Nachbarschaft zu seinem Werk 8 für 19,7 Millionen Euro ein knapp 25.000 Quadratmeter großes Grundstück sichern. Als Verkäufer scheinen dort Erben eines Dornbirner Textilunternehmens auf.

Die erworbene Fläche im Wallenmahd ist bestens erschlossen und grenzt unmittelbar an ein bestehendes Werk des Weltmarktführers. „Bei diesem Grundstück befinden wir uns derzeit in der Planung und Abstimmung mit der Stadt Dornbirn zur konkreten Nutzung“, sagte damals Gerhard Humpeler, Mitglied der Blum-Geschäftsleitung.
Es würden im „Rahmen eines Gesamtüberbauungsplans gemischt genutzte Gewerbeflächen entstehen“. Die Pläne für eine Erweiterung von Werk 8 scheinen konkret, allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. „Prinzipiell dient jeder Kauf der Umsetzung unserer langfristigen strategischen Überlegungen am Standort Vorarlberg“, sagte Humpeler.

FACTS:
- Ort: Dornbirn, Wallenmahd
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet
- Grundstücksgröße: 24.713 m², davon 2017 m² bebaut
- Kaufpreis: 19,8 Millionen Euro
- Käufer: Blum Real Estate Austria GmbH
- Verkäufer: Mehrere Privatpersonen
6) Immobilienfonds investiert in Bahnhofcity Feldkirch
Eine Immobilien-Kapitalanlagegesellschaft aus dem Umfeld der Liechtensteinischen Landesbank stieg 2019 beim Immobilienprojekt BahnhofCity Feldkirch ein.
Konkret: Ein der LLB Immo Invest, einer Tochtergesellschaft der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG, zugehöriger Immobilienfonds hat um 18,1 Millionen Euro die Baufelder 5 und 6 erworben. Dort entstand in den folgenden Jahren eine Mischung aus Geschäfts-, Wohn- und Arbeitsflächen.

Im Wohn- und Geschäftshaus auf Baufeld 5 sind neben einer Geschäftsfläche im Erdgeschoß über 60 hochwertige Wohnungen entstanden. Hinzu kommen über 40 Tiefgaragenplätze in zwei Untergeschoßen. Die etwas kleinere Wohnanlage auf Baufeld 6 hingegen bietet neben einer Geschäftsfläche im Erdgeschoß in insgesamt fünf Obergeschoßen Platz für 16 Wohnungen und 23 Tiefgaragenplätze.
FACTS:
- Ort: Feldkirch, Bahnhofstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Kerngebiet
- Grundstücksgröße: 1630 m², davon 516 m² bebaut
- Kaufpreis: 18,1 Millionen Euro
- Käufer: LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft m.b.H.
- Verkäufer: FB Future Bauart Immobilien GmbH
7) Feinjersey Group verkauft Hauptsitz und Immobilie
Die Textilfirmengruppe Feinjersey Group mit den beiden operativ tätigen Unternehmen Feinjersey Fabrics und Feinjersey Colours hat im Jahr 2020 ihr umfangreiches Refinanzierungskonzept abgeschlossen und damit eine maßgebliche Entschuldung der gesamten Firmengruppe erreicht.

Wesentlicher Bestandteil dieser Refinanzierung war insbesondere der Verkauf des gesamten Firmenstammsitzes in Götzis. Dieser wurde um 18,0 Millionen Euro an die FJAJ GmbH mit Sitz in Eichenberg verkauft.
Wie Feinjersey-Geschäftsführer und CFO Martin Beck damals erklärte, wurde der verkaufte Hauptsitz in weiterer Folge langfristig wieder zurückgemietet.

FACTS:
- Ort: Götzis, Lastenstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet
- Grundstücksgröße: 9691 m², davon 5119 m² bebaut
- Kaufpreis: 18,0 Millionen Euro
- Käufer: FJAJ GmbH
- Verkäufer: feinjersey group gmbh
8) Swietelsky AG kauft Boden in Dornbirn Rohrbach
Ende 2020 konnte sich die Swietelsky AG in einer Ausschreibung ein 13.485 Quadratmeter großes Grundstück sichern. Das Grundstücksgeschäft der Superlative sprengte schon damals den Rahmen des Üblichen. 16,4 Millionen Euro war dem Bauunternehmen mit seinen gesamt rund 10.000 Beschäftigten der Boden in Bestlage wert. Entstehen soll nicht weniger als das größte Immobilienprojekt der Firmengeschichte.

„Wir haben das Projekt bis heute in diese Richtung weiterentwickelt und werden es wie geplant umsetzen“, sagt der Swietelsky-Standortleiter für Vorarlberg, Wolfgang Müller im April 2025 in einem VN-Interview.
Die Vorbereitungen laufen inzwischen auf Hochtouren. In zwei Bauetappen werden 193 Wohnungen entstehen. Schon im Herbst soll mit den Arbeiten begonnen werden. „Der Verkauf ist gerade erst angelaufen. Wir haben eine gute Resonanz“, so Wolfgang Müller. Das 100-Millionen-Euro-Projekt nimmt trotz Hürden Fahrt auf.
Ein lukratives Geschäft war der Verkauf auch für die bisherigen Eigentümer, bei denen es sich um zwei Privatpersonen handelt. Neben dem Bauland umfasste die Liegenschaft auch ein Gebäude sowie kleinere landwirtschaftliche Freiflächen. Umgerechnet auf den bebaubaren Boden lässt sich ein Quadratmeterpreis von etwa 1350 Euro errechnen.

FACTS:
- Ort: Dornbirn, Rohrbach 23
- Flächenwidmung: Baufläche Wohngebiet
- Grundstücksgröße: 13.485 m², davon 226 m² bebaut
- Kaufpreis: 16,4 Millionen Euro
- Käufer: Swietelsky AG
- Verkäufer: Zwei Privatpersonen
9) Sutterlüty kauft ehemaliges AGM-Areal in Hohenems
Im Frühjahr 2022 hat die REWE-Group unter anderem den AGM-Standort Hohenems geschlossen. Seither schlummert das fast 23.000 Quadratmeter große Areal in einer Art Dornröschenschlaf. Jetzt sieht es danach aus, dass das unternehmerische Leben wieder zurückkehren wird. Denn die Bregenzerwälder Handelsfirmengruppe Sutterlüty, konkret eine Immobilien-Tochterfirma der Sutterlüty Holding GmbH, hat dieses Jahr das Areal von der REWE-Group um 16,2 Millionen Euro erworben. Sutterlüty hat für das zentral in Vorarlberg gelegene große Betriebsgrundstück bereits konkrete Vorstellungen.
"Wir planen in Hohenems die Entwicklung eines neuen, zentralen Standorts für die regionale Lebensmittelproduktion. Das soll schrittweise und mit einem klaren Fokus auf die Zukunftsfähigkeit geschehen", so Jürgen Sutterlüty, geschäftsführender Alleineigentümer der Holding.

FACTS:
- Ort: Hohenems, Obere Kanalstraße
- Flächenwidmung: Baufläche Betriebsgebiet und Freifläche Freihaltegebiet
- Grundstücksgröße: 22.871 m², davon 6449 m² bebaut
- Kaufpreis: 16,2 Millionen Euro
- Käufer: SPS GmbH & Co KG (Sutterlüty-Tochter)
- Verkäufer: BILLA Immobilien GmbH
10) Pfefferkorn-Brüder kaufen Hotel Tannbergerhof in Lech
Millionenschwere Immobiliengeschäfte sorgen am Arlberg immer wieder für Schlagzeilen. So auch vor sechs Jahren in Lech. Der Tannbergerhof im Zentrum der Tourismusgemeinde hatte um 15,5 Millionen Euro den Besitzer gewechselt.
Mit der Tannbergerhof Pfefferkorn GmbH im Besitz des Hoteliers Johannes und dessen Bruder, dem Seilbahner Christoph Pfefferkorn, erwarben zwei Lecher das 4-Sterne-Hotel von Veronika Heller. Sie hatte den Beherbergungsbetrieb vor über zwei Jahrzehnten von ihrer Mutter Hilde Jochum übernommen. Zum Verkauf kam es, weil die Nachfahren beruflich andere Pläne haben.

FACTS:
- Ort: Lech, Dorf
- Flächenwidmung: Baufläche Wohngebiet und Freifläche Freihaltegebiet
- Grundstücksgröße: 5850 m², davon 1491 m² bebaut
- Kaufpreis: 15,5 Millionen Euro
- Käufer: Hotel Tannbergerhof Pfefferkorn GmbH
- Verkäufer: Privatperson
Die angeführten Summen beziehen sich auf Einzeltransaktionen laut Firmenbuchrecherche und sind als Brutto-Preise ausgewiesen.
(VOL.AT)