Der Streit um Tempo 100: ÖAMTC-Experte gegen Klima-Aktivistin

Sie fordern Tempobeschränkungen auf Autobahnen und Bundesstraßen – die sogenannten Klimakleber. In den Niederlanden gilt seit drei Jahren Tempo 100 auf Autobahnen. Die Bilanz ist durchwachsen, die anfängliche Aufregung hat sich gelegt. Im Studio diskutierten Anna Freund von der Letzten Generation und Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC.
Debatte um Tempolimit:
Es geht um die Einführung von Tempo 100 auf Autobahnen nach dem Vorbild der Niederlande. Die Fronten könnten nicht unterschiedlicher sein: Während der Experte skeptisch bleibt, sieht die Aktivistin diese Maßnahme als dringend notwendig an, um den Verkehrssektor effektiv umweltfreundlicher zu gestalten.
Wiesinger zweifelt er an Wirksamkeit der Maßnahme im globalen Kontext
Wiesinger vertritt die Ansicht, dass die Distanzen zwischen den österreichischen Städten und Ballungszentren zu groß seien, um Tempo 100 als sinnvoll zu erachten. Er argumentiert, dass nichts dagegen spreche, auf Autobahnen 130 zu fahren. Zudem zweifelt er an der Wirksamkeit der Maßnahme im globalen Kontext, da der CO2-Ausstoß dadurch nur minimal reduziert werde. Für ihn würden unpopuläre Entscheidungen wie diese mehr Frust, Ärger und die Ablehnung der Bevölkerung gegenüber sinnvolleren Maßnahmen erzeugen.
Klima-Aktivistin plädiert für schnelle Umsetzung von Tempo 100
Die Klima-Aktivistin Freund hält dagegen: Tempo 100 sei laut Umweltbundesamt die effektivste Einzelmaßnahme im Verkehrssektor zur Reduzierung von Emissionen. Sie betont die geringen Kosten und die sofortige Umsetzbarkeit der Maßnahme, die den Treibstoffverbrauch reduzieren und den Menschen finanzielle Entlastung bringen würde. Sie weist auf frühere unpopuläre Maßnahmen hin, wie das Rauchverbot oder die Gurtenpflicht, die erst nach ihrer Einführung breite Akzeptanz fanden.
Kraftstoff-Alternativen und Sicherheitsbedenken
Die Debatte weitet sich aus, als Wiesinger alternative Kraftstoffe und E-Fuels als Lösung präsentiert. Doch Freund hält diese für den Individualverkehr für zu teuer und unzureichend verfügbar. Sicherheitsbedenken werden ebenfalls angesprochen: Wiesinger verweist auf das Beispiel Salzburg, wo nach einer Tempolimit-Herabsetzung auf 80 km/h sogar mehr Unfälle auftraten.
Freund betont, dass die aktuelle Debatte um Tempo 100 eine notwendige Auseinandersetzung sei, um langfristige positive Effekte zu erzielen. Sie warnt davor, dass ohne solche mutigen Schritte die Situation in wenigen Jahren außer Kontrolle geraten könnte und betont, dass Österreich aus der Geschichte lernen könne, wie unpopuläre Maßnahmen mit der Zeit breite Akzeptanz finden.
Rauchverbot, Gurtenpflicht oder Alkohollimit
"Wenn wir über Mehrheiten sprechen, dann haben wir in der Vergangenheit auch in Österreich gute Beispiele, dass unpopuläre Maßnahmen erst nach der Einführung die breite Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Denken wir ans Rauchverbot, denken wir an die Gurtenpflicht oder ans Alkohollimit", so Freund. Damals wäre auch niemand davon begeistert gewesen, doch heute seien sich alle einig, dass diese Maßnahmen sinnvoll waren, sagt die Klimaaktivistin abschließend.
(VOL.AT)