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„Der See ist eine heilige Kuh“

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Am Donnerstagabend präsentiert Hard ab 19 Uhr im Spannrahmen das Leitbild zur Hafen- und Uferentwicklung. Das Thema schlägt noch immer hohe Wellen.
So soll das neue Hafenareal in Hard aussehen
Staudinger zur Neugestaltung des Seeufers

Von Harald Küng (Wann&Wo)

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Die Uferentwicklung in Hard lässt die Wogen in der Gemeinde weiterhin hochgehen. Die Gemeinde verteilte vergangene Woche eine Infobroschüre zum morgen präsentierten „Leitbild 2030“, diese wurde von Grünes Hard und Harder Liste umgehend unter Beschuss genommen. Die HarderInnen würden darin in die Irre geführt, die Broschüre lasse Objektivität vermissen und diene rein als Werbung für das Großprojekt am Bodensee. Die Gemeinde reagiert mit Unverständnis und spricht von ihrer Pflicht, „die Bürger umfassend zu informieren“. Am vergangenen Sonntag lud die Harder Opposition zur Diskussion und kam damit der Gemeinde zuvor. Im Mittelpunkt des Abends stand der geplante Durchstich beim Strandbad, durch den die Schiffe Hohentwiel und Österreich ins Herz der Gemeinde geholt werden sollen.

Das sagen die Parteien

„Hard muss sich ­weiterentwickeln“

Martin Staudinger, SPÖ: „Wir lehnen nicht pauschal alles ab, was vorgeschlagen wird. Ich sage auch nicht, dass man den Hafen nicht anrühren darf. Hard soll und muss sich weiterentwickeln – auch das Strandbad darf sich ruhig verändern. Das sieht seit Jahrzehnten gleich aus. Es gab aber bereits Stimmen von Bootsbesitzern, die schon mehrfach aufgrund des Wellengangs durch die Hohentwiel ihre Leinen erneuern mussten. Alt-Kapitän Kloser hat zudem zu bedenken gegeben, dass die Schiffe beim Durchstich nur schwer manövrierbar sind. Die Brücke an den Grünen Damm ist ein Trick – sie wurde in der Infobroschüre klein, aber fein eingezeichnet. Es wäre besser, auf den Durchstich und die Schiffe zu verzichten und das Geld für andere Dinge zu verwenden.“

„Kosten in Millionenhöhe“

Anton Weber, Harder Liste: „Alle Pläne des Leitbildes – außer der Verlegung der beiden Schiffe – sind problemlos ohne Durchstich möglich. Seit vielen Jahren fordern wir, den Wert von Hohentwiel und Österreich für Hard zu evaluieren – sowohl finanziell und touristisch, als auch das Image für die Gemeinde betreffend. Das wurde bis heute ignoriert. Die Uferveränderungen kosten die Gemeinde Millionen. Der Durchstich wird mit 600.000 Euro angegeben – dabei geht es um das reine Ausbaggern. Mit allen weiteren Arbeiten kommen wir schnell auf über drei Millionen Euro. Die Gemeinde hat vor dem morgigen Infoabend eine Sonderausgabe zur Hafen- und Uferentwicklung verteilt, diese ist alles andere objektiv. Für mich ist das Ganze eine fiese Vorgehensweise.“

"Lenken und blenden"

Eva Hammerer, Grüne: Die Sonderausgabe ,Hard Extra´ ist einzig dafür da, die Leute zu lenken und zu blenden. Vieles darin entspricht nicht der Realität. Finanziert wurde dieses ,Werbeblatt´ mit öffentlichen Geldern. Die Parteien erhielten zwar Platz, ihre Ansichten darzulegen - allerdings nur auf zwei von 34 Seiten. Alles weitere ist Werbung für den Wunsch des Harder Bürgermeisters. Es hat sich am vergangenen Sonntag auch gezeigt, dass die Harder die Hohentwiel und Österreich zwar mögen, aber nicht so sehr, dass der ganze Hafen dafür umgebaut werden muss. Der Durchstich ist nicht nötig."

„Ein brandheißes ­Thema in Hard“

Markus Gritschacher, FPÖ: „In unserer Partei ist man sehr gespalten – wie in der Gemeinde selbst. Manche sind dafür, manche dagegen. Es ist ein brandheißes Thema, da es das Bild der Gemeinde für die nächsten 50 bis 100 Jahren entscheidend verändert. Es scheitert rein am Willen der handelnden Personen. Das ist furchtbar, ja eigentlich eine richtige Tragödie. Welche andere Gemeinde in Österreich hat so eine Jahrhundertchance? Aber in Hard hacken alle aufeinander rum, anstatt sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Es braucht einen Masterplan, das ist ganz klar. Ich persönlich würde die Volksabstimmung am 1. Dezember absagen, alle an einen Tisch bringen und das Thema zudem erst nach den Wahlen angehen. Der See in Hard ist aber eine heilige Kuh. Man scheut Veränderungen, wie der Teufel das Weihwasser.“

„Schade, dass bei manchen der Eindruck von Irreführung entstand“

Harald Köhlmeier, Bürgermeister, ÖVP: „Es war uns von vornherein ein großes Anliegen, die Bevölkerung breit mit einzubinden. Es freut mich, dass schon über 1000 HarderInnen die Möglichkeit genutzt haben, sich einzubringen. Morgen geht es darum, das gesamte Leitbild – keine konkreten Pläne – mit den Vorschlägen aus der Bevölkerung zu präsentieren. Danach gibt es die Möglichkeit, in Kojen darüber zu diskutieren. Offene Fragen werden im Plenum beantwortet. Es ist sehr schade, dass bei manchen Personen der Eindruck der Irreführung entstanden ist. Wir sehen es als unsere Pflicht, die Bevölkerung umfassend zu informieren. Das haben wir getan und die Rückmeldungen waren sehr positiv. Zu den Kosten: Seit 2017 wurden rund 250.000 Euro für diesen umfassenden Leitbildprozess inklusive Begleitmaßnahmen veranschlagt. Der Loop in der bisherigen Form ist kein Thema mehr.“

(Harald Küng)

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